Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
Vom Netzwerk:
und singen.«
    Statt schwer getroffen zu sein,
stand Sheridan langsam auf, angetrieben von einer kochenden Wut, die sie bisher
noch nie gespürt hatte. Nach dem, was Julianna berichtete, schien das ganze
Fest absichtlich so organisiert, um Sheridan ständig im Blickpunkt zu halten.
Die Gäste beschränkten sich auf die Paare, die Sheridan am besten kannte. Sie
waren auch enge Freunde der Westmorelands, was bedeutete, daß man auf ihre
Unterstützung rechnen konnte bei der Demütigung von Stephens früherer
Verlobter, der jetzigen Gouvernante. Sie würden schon nichts von dem, was sie
erlebt hatten, in London weitererzählen, weil das für den Earl peinlich wäre.
Sie durfte noch nicht einmal in Frieden essen. Noch wütender machte sie, daß
sie wie ein Hofnarr zur allgemeinen Unterhaltung beitragen sollte. »Diese
Ungeheuer!« zischte sie.
    Julianna blickte auf und zog ihren
Schuh wieder an. »Die Jungen? Die sind auf der anderen Seite der Halle.«
    »Nicht diese Ungeheuer«,
erwiderte Sheridan ohne nachzudenken. »Die erwachsenen Ungeheuer! Haben Sie
gesagt, sie seien eben im Wohnzimmer gewesen?«
    Ohne darauf zu achten, daß Julianna
sie mit offenem Mund anstarrte, marschierte die Frau, die Julianna gerade wegen
ihrer Gelassenheit gerühmt hatte, mit einem mörderischen Blick in ihren Augen,
der selbst Napoleon Bonaparte zu denken gegeben hätte, los. Sheridan wußte, daß
sie wegen ihres Vorhabens ihre Stellung verlieren konnte, aber die Skeffingtons
würden sie nach diesem Wochenende sowieso entlassen. Lady Skeffington war
ehrgeizig und verschlagen, und sie würde in der ersten Stunde merken, daß die
Gouvernante ihrer Kinder das Objekt allgemeiner Verachtung darstellte und daß
sie außerdem im Mittelpunkt des Ereignisses stand. Lady Skeffington brannte
darauf, ihre einzige Tochter zu opfern, um dadurch in den gesellschaftlichen
Kreis der Westmorelands eintreten zu können. Sie würde nicht eine Minute
zögern, Sheridan wegzuschicken, wenn sie spürte, daß die Westmorelands gering
von ihr dachten.
    Das alles interessierte Sheridan
nicht, während sie die lange Treppe hinuntermarschierte. Sie würde eher verhungern
als zulassen, daß diese hochnäsigen britischen Aristokraten sie aus einem
kranken und überdrehten Bedürfnis nach Rache quälten.

Neunundvierzigstes Kapitel

    Blind gegen alles, was sie von ihrer
Absicht ablenken könnte, ließ Sheridan sich von einem Lakaien zum Wohnzimmer
führen. Dort traf sie auf einen weiteren Bediensteten, der vor der geschlossenen
Tür des Wohnzimmers stand.
    »Ich möchte
sofort die Duchess of Claymore sehen«, teilte sie ihm mit, in der Erwartung,
von ihm zu hören, daß dies unmöglich sei – und entschlossen, sich nötigenfalls
ihren Weg hinein zu erzwingen. »Mein Name ist Sheridan Bromleigh.«
    Zu ihrer
Überraschung verbeugte sich der Lakai sofort und sagte, während er die Tür
öffnete: »Ihre Gnaden erwarten Sie bereits.«
    Diese
Mitteilung nahm Sheridan den letzten Zweifel, daß das Fest aus irgendeinem
anderem Grund, als sie zu bestrafen, geplant sein könnte. »Das habe ich mir
schon gedacht!« stieß Sheridan verächtlich hervor. Frauengelächter und Gespräche
brachen augenblicklich ab, als sie in den riesigen Raum stürmte. Ohne Victoria
Seaton und Alexandra Townsende zu beachten ging Sherry an der Herzoginwitwe
und Miss Charity ohne ein Nicken vorbei und baute sich direkt vor der Duchess
of Claymore auf.
    Mit blitzenden Augen blickte sie an
ihrer Nase vorbei auf die gutaussehende brünette Frau, die sie schon einmal als
Schwester betrachtet hatte, und ihre Stimme zitterte vor Wut und Erregung.
»Mangelt es Ihnen so sehr an Unterhaltung, daß Sie Dienstboten quälen müssen?«
fragte sie in schneidendem Ton, die Hände zu Fäusten geballt in die Seiten gestemmt.
»Wieviel Unterhaltung haben Sie sich denn von mir erhofft, abgesehen von
Spielen und Singen? Dachten Sie, ich würde auch für Sie tanzen? Warum ist
Stephen noch nicht hier? Er muß doch genauso gespannt wie Sie darauf warten,
daß die Vorstellung beginnt.« Ihre Stimme bebte vor Wut, als sie fortfuhr: »Sie
haben all Ihre Zeit vergeudet, weil ich gehen werde! Verstehen Sie? Sie haben
die Skeffington zu Ausgaben veranlaßt, die sie sich kaum leisten können, und
sie mit all ihren Hoffnungen hierhergelockt, obwohl Sie sich nur an mir rächen
wollten! Was für – Ungeheuer sind Sie eigentlich? Und wagen Sie es ja nicht,
mir vorzuheucheln, Sie hätten dieses Wochenende nicht zu dem Zweck

Weitere Kostenlose Bücher