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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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geschnitzten Satinholztisch und beobachtete
die Zusammenkunft. Er lächelte bei ihrer treffenden Bemerkung.
    »Ihre jüngere Schwester, Hortense,
wollte sie begleiten«, vertraute Dr. Whitticomb ihr in gedämpftem Ton an, »aber
sie streiten sich ständig, sogar über ihr Alter, und ich wollte Ihren Frieden
nicht gefährden.«
    »Wie alt ist ihre Schwester?«
    »Achtundsechzig.«
    »Ich verstehe.« Sherry biß sich auf
die Unterlippe, um ihre Belustigung zu verbergen, und wisperte: »Meinen Sie,
wir sollten sie aufwecken?«
    Da schaltete sich Stephen aus seiner
Zimmerecke in normaler Lautstärke in die Unterhaltung ein. »Entweder das«,
scherzte er, »oder wir können sie gleich da begraben, wo sie sitzt.«
    Sherry zuckte vor Schreck über seine
Anwesenheit zusammen, und Miss Charity wurde so schlagartig wach, als habe
jemand eine Kanonenkugel neben ihrem Ohr abgefeuert. »Du liebe Güte, Hugh!«
rief sie streng aus. »Warum haben Sie mich nicht geweckt?« Sie blickte Sherry
an und streckte lächelnd ihre Hand aus. »Ich freue mich so sehr, daß ich Ihnen
helfen kann, meine Liebe. Dr. Whitticomb hat mir erzählt, daß Sie sich von
einer Verletzung erholen und daß Sie eine Anstandsdame von untadeliger
Reputation brauchen, während Sie hier bei Langford wohnen.« Sie runzelte verwirrt
ihre glatte Stirn. »Es fällt mir jedoch nicht mehr ein, um was für eine
Verletzung es sich handelte.«
    »Eine Kopfverletzung«, kam Sherry
ihr zur Hilfe.
    »Ja, genau.« Mit ihren hellblauen
Augen musterte sie einen Moment lang Sherrys Kopf. »Es sieht so aus, als sei
sie verheilt.«
    Dr. Whitticomb schaltete sich ein.
»Die Verletzung ist verheilt«, erinnerte er sie, »aber es gibt noch eine
betrübliche Nachwirkung. Miss Lancaster hat ihr Gedächtnis immer noch nicht
wiedererlangt.«
    Miss Charitys Gesicht verzog sich
mitleidig. »Mein armes Kind. Wissen Sie, wer Sie sind?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, wer ich bin?«
    »Ja, Ma' am.«
    »Wer bin ich?«
    Am Rande eines Lachanfalls sah
Sherry zur Seite und kämpfte um Haltung. Dabei begegnete sie ungewollt dem
Grinsen und mitfühlenden Augenzwinkern des Earls. Entschlossen, sein
freundliches Entgegenkommen zu ignorieren, bis sie mehr Zeit gehabt hätte, sich
über ihre eigenen Gefühle klar zu werden, richtete sie den Blick wieder auf
ihre Anstandsdame und beantwortete gehorsam die offensichtlich als Test
gemeinte Frage. »Sie sind Miss Charity Thornton, die Schwester des Duke of
Stanhope.«
    »Das will ich doch meinen«, rief die
alte Dame erleichtert aus.
    »Ich g-glaube, ich kl-klingele nach
T-Tee«, erwiderte Sherry und floh schnell aus dem Zimmer. Sie hatte die Hand
vor den Mund geschlagen und ihre Schultern bebten vor unterdrücktem Lachen.
    Hinter ihr äußerte Miss Charity
traurig: »Ein wunderschönes Kind, aber wenn ich gerade wirklich ein Stottern
gehört habe, werden wir einige Zeit darauf verwenden müssen, eine gute Partie
für sie zu finden.«
    Hugh tätschelte ihr beruhigend die
Schulter. »Dafür sind Sie genau die Richtige, Charity.«
    »Ich werde ihr zeigen, wie man sich
in der Gesellschaft bewegt«, erklärte Charity gerade, als Sherry zurückkam.
Jetzt, wo die alte Dame ganz wach war, wirkte sie bemerkenswert rüstig und
geistig beweglich. Sie strahlte Sherry an und klopfte einladend auf den Platz
neben sich. »Wir werden eine wunderbare Zeit miteinander haben«, versprach sie,
als Sherry die Einladung annahm und sich neben sie setzte. »Wir werden Soireen,
Levers und Bälle besuchen, wir werden in der Bond Street einkaufen gehen und im
Hyde Park und entlang der Pall Mall ausfahren. Oh, und Sie müssen sofort zu
einem Ball in Almack's Assembly Rooms gehen. Kennen Sie Almack's?«
    »Nein, Ma'am, leider nicht«,
erwiderte Sherry, die sich fragte, woher ihre Anstandsdame auf einmal die ganze
Energie nahm.
    »Sie werden es lieben«, prophezeite
ihr Charity und klatschte hingerissen in die Hände. »Es ist der siebte Himmel
der eleganten Welt und wichtiger als eine Vorstellung bei Hof. Die Bälle finden
jeden Mittwochabend statt, und sie sind so exklusiv, daß Sie, wenn Sie erst
einmal eine Eintrittskarte haben, praktisch an jedem gesellschaftlichen
Ereignis teilneh men können. Der Earl wird sie beim ersten Mal begleiten, das
wird Ihnen den Neid aller Frauen eintragen und Ihnen das besondere Interesse
aller anwesenden Männer sichern. Almack's ist genau das richtige für Ihren
ersten Auftritt in der Gesellschaft ...« Sie hielt inne und blickte besorgt den
Earl an.

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