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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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Westmoreland noch äußerst
lebendig war, vermutete Sherry, daß Lord Lathrop äußerst tot war. »Er hat ihn
umgebracht«, sagte sie gepreßt.
    »Nein, das tat er nicht, obwohl das
sehr gut hätte passieren können. Vielleicht hatte Stephen die Absicht, ihn zu
töten. Er war sehr verliebt in Emily und ihr blind ergeben. Er verachtete Lord
Lathrop, und er haßte ihn, weil er Emily als erster einen Antrag gemacht hatte
und weil er ein abscheulicher alter Wüstling war, der ihr die Jugend und das
Leben gestohlen hatte, und dabei noch zu alt war, um ihr Kinder zu schenken. Am
Morgen des Duells sagte Stephen ihm die Meinung, allerdings bin ich sicher,
daß er sich eloquenter ausdrückte.«
    »Und was geschah dann?«
    »Der alte Marquis starb beinahe,
aber aus Schock und nicht durch eine Pistolenkugel. Anscheinend hatten Emily
und ihr Vater die Heirat betrieben, nicht er. Unsere Emily wollte eine Herzogin
sein, und das wäre sie nach dem Tod von Lathrops Vater auch geworden, wenn
Lathrop den Titel geerbt hätte. Am Morgen des Duells glaubte Stephen Lord
Lathrop. Er sagte, kein Mensch auf Erden hätte so eine verblüffte Reaktion auf
Stephens Anschuldigungen vortäuschen können. Außerdem besaß Lathrop keinen
Grund zu lügen.«
    »Haben sie sich trotzdem duelliert?«
    »Ja und nein. Stephen schoß daneben,
was einer Entschuldigung gleichkommt. Damit gab er dem älteren Mann die Satisfaktion,
die dieser von ihm erwarten konnte. Emilys Vater schickte seine Tochter noch in
derselben Woche nach Spanien, und dort blieb sie über ein Jahr lang, bis Lord
Lathrop gestorben war. Sie kam als ganz neue Frau zurück – schöner denn je,
aber auch gelassener und weniger hochnäsig.« Whitney hatte eigentlich
beabsichtigt, die Geschichte an dieser Stelle zu beenden, um zu erklären, was
sie damit sagen wollte, aber Sherrys Frage zwang sie, sie ganz zu Ende zu erzählen.
»Haben sie einander jemals wiedergesehen?«
    »Ja, und in der Zwischenzeit hatte
Stephen seinen Titel geerbt. Seltsamerweise – oder vielleicht auch überhaupt
nicht seltsam, wenn man die Zeitplanung bedenkt –, besuchte Emilys Vater
Stephen als einer der ersten. Er sagte Stephen, Emily liebe ihn und habe ihn
immer schon geliebt, was sie auf ihre egoistische Weise wohl auch getan hatte.
Er bat Stephen, zumindest mit ihr zu reden.
    Stephen stimmte zu, und ich bin
ziemlich sicher, daß ihr Vater ihn in der glücklichen Erwartung verließ, alles
würde sich regeln und seine Tochter Countess of Langford werden. In der Woche
darauf besuchte Emily Stephen und gestand ihm alles, von ihrer Selbstsucht bis
zu ihrer Täuschung. Sie bat ihn um Verzeihung und flehte ihn an, ihr eine
Chance zu geben, ihm zu beweisen, daß sie ihn aufrichtig liebte, und ihm zu
zeigen, wie sehr sie sich verändert hatte.
    Stephen sagte ihr, er würde darüber
nachdenken. Am nächsten Tag kam ihr Vater ganz 'zufällig' bei Stephen vorbei
und schnitt das Thema Verlobungsvertrag an. Stephen bot großzügig an, einen
aufsetzen zu lassen, und ihr Vater verließ ihn in der Überzeugung, Stephen sei
der großmütigste und nachsichtigste aller Männer.«
    »Er wollte sie heiraten nach all
dem, was sie getan hatte?« warf Sherry ungläubig ein. »Das kann ich mir nicht
vorstellen! Er muß für den Moment seinen klaren Kopf verloren haben.« Sie
sprudelte die Worte hervor, noch bevor sie merkte, daß sie zumindest genauso
viel Eifersucht wie aufrichtige Empörung verspürte. »Und was passierte dann?«
fragte sie ruhiger.
    »Emily und ihr Vater besuchten ihn,
wie sie es vereinbart hatten, aber das Papier, das Stephen ihnen aushändigte,
war kein Verlobungsvertrag.«
    »Was war es dann?«
    »Eine Vorschlagsliste mit zweiten
Ehemännern für sie. Jeder Mann darauf besaß einen Titel, und jeder war
zwischen sechzig und zweiundneunzig. Damit beleidigte er nicht nur beide ganz
absichtlich; er zog sogar einen doppelten Schlußstrich, weil er Emily
absichtlich in dem Glauben gelassen hatte, er würde ihr einen Verlobungsvertrag
aushändigen.«
    Sherry mußte das erst eine Weile
verdauen. »Er kann nicht gut verzeihen, nicht wahr? Vor allem, wo Sie doch zu
Anfang sagten, es sei überhaupt nicht ungewöhnlich, daß verheiratete Damen
sich so verhalten, wie sie es tat.«
    »Stephen konnte ihr nicht verzeihen,
daß sie Lathrop nur um seines Titels willen geheiratet hatte. Er konnte ihr
nicht verzeihen, daß sie ihn angelogen hatte. Aber vor allem konnte er ihr
nicht verzeihen, daß sie zugelassen hatte, daß er ihren

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