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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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über einem
Jahrzehnt keinen Fuß mehr auf den »Heiratsmarkt« gesetzt, aber er erinnerte
sich nur zu gut: Im Vorraum spielte man zu meist lachhaft geringen Einsätzen,
und das Essen war so langweilig wie die Spielchen – schwacher Tee, warme
Limonade, geschmacklose Kuchen und Sandwiches. Wenn DuVille erst einmal seine
zwei Tänze mit Sherry getanzt hätte, würde der Rest des Abends für ihn das
reinste Fegefeuer sein.
    Stephen dagegen hatte vor, Sherry am
nächsten Abend in die Oper zu begleiten. Sie liebte Musik – das wußte er seit
dem Abend, als er sie singend mit dem Dienstbotenchor vorgefunden hatte – und
sie würde »Don Giovanni« sicher genießen.
    Mit verschränkten Armen sah er zu,
wie Charity Thornton Sherry belehrte. Als er hereingekommen war, um die neue Anstandsdame
kennenzulernen, hatte er sich beim ersten Blick auf Charity Thornton gefragt,
ob Whitticomb den Verstand verloren hätte. Aber als er ihrem fröhlichen
Plaudern zuhörte, kam ihm, daß der Arzt eigentlich eine hervorragende Wahl getroffen
hatte, die jedem, einschließlich ihm selber, zusagen würde. Wenn sie nicht
gerade döste oder schweigend über irgend etwas nachsann, das ihr auf einmal
entfallen war, überzeugte sie als eine heitere Gesellschafterin. Sie würde
Sherry zumindest amüsieren und auf gar keinen Fall einschüchtern oder aufregen.
Er hing gerade diesen Gedanken nach, als er merkte, daß die Frau jetzt über
Sherrys Haare redete.
    »Rot ist natürlich überhaupt nicht
gefragt, wissen Sie, aber wenn meine hervorragende Kammerzofe Ihnen die Haare
geschnitten und Sie frisiert hat, sieht man nicht mehr sehr viel davon.«
    »Hören Sie auf!« befahl Stephen,
unfähig, sich zurückzuhalten oder seinen Ton zu mäßigen. Die anderen starrten
ihn erschreckt an.
    »Aber Langford«, protestierte
Charity, »heutzutage tragen Mädchen ihre Haare kurz.«
    Stephen wußte, daß er sich besser
heraushalten sollte und es ihm schlecht anstand, sich in ein so vollkommen
weibliches Thema wie die Frisur einzumischen, aber der Gedanke, Sherrys
schweres, glänzendes Haar läge in einem seidigen Haufen auf dem Fußboden,
schien ihm unerträglich. »Schneiden Sie ihr die Haare nicht ab«, erklärte er in
einem so schneidenden Befehlston, daß die meisten Menschen geflüchtet wären.
    Seltsamerweise brachte sein Tonfall
Whitticomb zum Lächeln.
    Charity dagegen sah aus wie
geprügelt.
    Und Sherry überlegte augenblicklich,
ob sie ihre Haare nicht bis auf Nackenlänge abschneiden lassen sollte.

Achtundzwanzigstes Kapitel

    Whitney lächelte, während sie zusah, wie
die Zofe letzte Hand an Sherrys Frisur legte. Unten wartete Nicki darauf,
Sherry und Charity Thornton zu Almack's zu begleiten, wo Sherry ihren ersten
offiziellen Auftritt in London haben sollte. Stephen wollte später zu ihnen
stoßen, und dann würden die vier zu dem Ball der Rutherfords aufbrechen, wo
Whitney, Clayton und die Herzoginwitwe ihre Protektion und ihren Einflug
geltend machen wollten, damit auf dem wichtigsten Eröffnungsball der Saison
nichts schiefging. »Stephen hatte völlig recht, als er Sie anflehte, sich die
Haare nicht abschneiden zu lassen.«
    »Eigentlich hat er mich nicht
angefleht«, erklärte Sherry, »er hat es mir verboten.«
    »Ich muß ihm zustimmen«, fiel
Stephens Mutter ein. »Es wäre ein Verbrechen gewesen, so außergewöhnliches Haar
abzuschneiden.«
    Sherry lächelte sie unsicher an. Sie
konnte dem nichts entgegensetzen, teils aus Höflichkeit, hauptsächlich jedoch,
weil sie in den drei Tagen seit Lord Westmorelands Anweisung, sie solle auch
andere Bewerber prüfen, Whitney Westmoreland und die Herzoginwitwe
liebgewonnen hatte. Sie waren fast ständig bei ihr gewesen, hatten sie auf
ihren Besichtigungs- und Einkaufsausflügen begleitet, ihr während ihrer
Tanzstunden zugesehen und ihr amüsante Geschichten über Leute, die sie
kennenlernen würde, erzählt. An den Abenden hatten sie zusammen mit dem Earl
und seinem Bruder gegessen.
    Gestern hatte Whitney ihren
dreijährigen Sohn Noel in das Haus des Earls mitgebracht. Sherry bekam im
Ballsaal gerade ihre Tanzstunde von einem humorlosen Tanzlehrer, der besser
General geworden wäre. Whitney, mit dem kleinen Noel auf dem SchoQ, und die
Herzoginwitwe sahen zu, wie Sheridan versuchte, Tanzschritte zu meistern, die
sie anscheinend noch nie getanzt hatte. Als die scharfen Befehle des
Tanzlehrers Whitney zu ärgern begannen, stand sie auf und stellte sich
freiwillig zur Verfügung, mit dem Tanzlehrer

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