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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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zeitraubende Aktivität, daß sie sich mittlerweile danach sehnte, schon
auf dem Weg zu sein.
    An der Seite stand eine Näherin und
hielt eine aufsehenerregende Robe, die gerade erst vor wenigen Minuten fertig
geworden war, hoch. Sherry blickte schon wieder auf die Uhr. »Ich lasse
Monsieur DuVille warten«, sagte sie nervös.
    »Ich bin absolut sicher, daß
Nicholas darauf eingestellt ist«, erwiderte Whitney trocken, aber Sherry machte
sich in Wirklichkeit keine Gedanken über Nicholas DuVille. Lord Westmoreland
stand ebenfalls unten, und sie hoffte, daß die endgültige Wirkung der ganzen
Vorbereitung sich auffällig in der Art, wie er sie anblickte, niederschlagen
würde.
    »Alles fertig – nein, sehen Sie noch
nicht hin«, sagte Whitney, als Sherry sich zum Spiegel drehen wollte, um ihre
neue Frisur zu betrachten. »Warten Sie, bis Sie Ihr Kleid anhaben, dann können
Sie sich in voller Pracht bewundern.« Verklärt lächelnd fügte sie hinzu: »Ich
befand mich mit meiner Tante und meinem Onkel in Paris, als ich in dem Alter
für meinen ersten Auftritt in der Gesellschaft war. Ich hatte mich selbst nie
zurechtgemacht, in einer richtigen Robe gesehen, bis zu dem Augenblick, als
meine Tante es zuließ, daß ich mich umdrehte und in den Spiegel sah.«
    »Wirklich?« fragte Sherry und
überlegte, ob das wohl stimmen konnte, wo doch nach allem, was sie bisher
gehört und gelesen hatte, reiche englische Mädchen von Kindesbeinen an
ausstaffiert wurden wie Prinzessinnen.
    Aus Höflichkeit unterdrückte sie
diese Frage, aber Whitney bemerkte ihren zweifelnden Gesichtsausdruck und
lachte. »Ich war eine Art Spätentwickler.«
    Sheridan konnte sich überhaupt nicht
vorstellen, daß die wunderschöne Frau, die dort auf der Bettkante saß, auch nur
jemals einen peinlichen Augenblick in ihrem Leben erlebt hatte, und das sagte
sie ihr auch.
    »Bis kurz vor diesem Abend in Paris
waren meine zwei größten Ziele im Leben, Meisterin in der Anwendung einer
Steinschleuder zu werden und einen Jungen aus dem Ort dazu zu bringen, sich
rettungslos in mich zu verlieben. Deshalb«, schloß sie mit einem vertraulichen
Lächeln, »wurde ich auch nach Frankreich geschickt. Sie wußten sich nicht mehr
anders zu helfen, um mich daran zu hindern, mich bloßzustellen.«
    Sherrys scherzende Antwort erklang
nur noch gedämpft, da die Zofe und die Näherin vorsichtig die Robe über ihren
Kopf zogen. Hinter ihr betrat die Herzoginwitwe das Schlafzimmer. »Ich wollte
doch zu gerne jetzt schon sehen, wie Sie aussehen. Ich konnte nicht mehr
warten, bis Sie zu den Rutherfords kommen«, gestand sie, wobei sie stehenblieb
und der Ankleideprozedur zusah.
    »Ist Monsieur DuVille ärgerlich,
weil es so lange dauert?« erkundigte sich Sherry. Sie ließ ihre Arme sinken und
drehte sich gehorsam herum, damit ihre Helferinnen die winzigen Häkchen im
Rücken des Kleides schließen konnten.
    »Nicht im mindesten. Er trinkt ein
Glas Sherry mit Stephen, und – oh!« entfuhr es ihr, als Sherry sich herumdrehte.
    »Bitte, sagen Sie mir nicht, daß
irgend etwas nicht in Ordnung ist«, bat Sherry. »Ich ertrage es keine Sekunde
mehr, noch weiter aufgeputzt zu werden.«
    Da Stephens Mutter anscheinend zu
keiner Antwort in der Lage war, wandte sich Sherry an Whitney, die sich langsam
erhob, wobei sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete.
    »Ich wünschte, jemand würde etwas
sagen«, murmelte Sherry ängstlich.
    »Zeigen Sie Miss Lancaster, wie sie
aussieht«, forderte Whitney die Zofe auf. Sie freute sich schon auf Stephens Reaktion,
wenn er die Verwandlung zu Gesicht bekam. »Nein, warten Sie – zuerst die
Handschuhe und den Fächer.« Zu Sherry gewandt erklärte sie: »Sie sollen den
Gesamteindruck sehen, finden Sie nicht auch?«
    Sherry hatte keine Ahnung, ob sie
das auch fand. Mit einer unerklärlichen Mischung aus Vorfreude und bösen Vorahnungen
zog sie sich die ellenbogenlangen elfenbeinfarbenen Handschuhe über, griff nach
dem Fächer aus Elfenbein und Gold, den das Mädchen ihr hinhielt, und dann
drehte sie sich um und hob langsam ihren Blick zu dem großen Spiegel, den die
Zofe vor sie gestellt hatte.
    Ihre Lippen teilten sich vor Freude
und Erstaunen über die prächtig gekleidete Frau, die ihr entgegenblickte.
    »Ich sehe ... sehr hübsch aus!« rief
sie aus.
    Stephens Mutter schüttelte ungläubig
den Kopf. »Das ist eine Untertreibung.«
    »Ein Meisterwerk an Untertreibung«,
bestätigte Whitney, die so begierig darauf war, Stephens Reaktion zu

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