Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders
auch.
93. Versuche bitte, zu erklären, was Dich dazu bewegt hat, Selbstmord begehen zu wollen.
Zuerst die Schuld, dann die Abgeschlossenheit und Ausgestoßenheit, sogar im Gefängnis, dann die Meinung, daß das Urteil endgültig werden wird. Nimmt man das alles zusammen …
94. Hast Du Dich mal gleichzeitig schuldig und stolz gefühlt? Bitte ausführlich besprechen.
Um Gottes willen nein.
95. Hat mal ein Wunsch oder ein Gedanke Schuldgefühle in Dir verursacht? Gleicht diese Art Gefühl dem, nachdem Du tatsächlich etwas getan hast?
Ein echtes Voraus-Schuldgefühl nur die Planungen und Wunsch und Phantasien sexueller verbrecherischer Art. Vom «echten»Schuldgefühl unterscheidet es sich nur in der Stärke, es war also schwächer.
96. Hast Du Träume gehabt, in denen Du Dich schuldig fühltest?
Ja, der Traum, wo mich die Klassen von Jungens durch die Gegend jagten und schrien immer «Da ist er!» Nach dem Aufwachen war ich immer schweißgebadet und ganz fertig mit den Nerven.
97. Welche Rolle hat die Religion in Deinen Schuldgefühlen gespielt?
Beruhigung nur (Beichte), daß die Schuld nun vergeben ist, aber das Schuldgefühl bleibt doch, «vor Gott» und vor sich selbst, das ist eben doch ein Unterschied. Besonders nach der ersten Tat, da habe ich stundenlang, man kann sagen inbrünstig, gebetet, ich war auch überzeugt damals, daß Gott diese Last, diesen Drang von mir nehmen könnte. Aber auch das half nicht.
98. Was ist Deiner Meinung nach der Unterschied zwischen Reue und Schuldgefühl? Welche sind die Ähnlichkeiten?
Reue ist die Bereitschaft, zu sühnen und zu büßen; das Schuldgefühl ist mehr das bloße Bewußtsein: «Du hast Unrecht getan.» Eine Reue ohne Schuldgefühl kann es nicht geben. Leider kann es aber ein Schuldbewußtsein ohne Bereitschaft zur Sühne, also ohne Reue (Schmerz über das eigene Tun), geben. Sie sind also verwandt, aber nicht besonders ähnlich, es sind ganz verschiedene Dinge, sie können sich nur ergänzen.
99. Haben Schuldgefühle jemals etwas Gutes für Dich erreicht oder geschafft? Etwas Schlechtes?
Etwas Schlechtes haben Schuldgefühle bei mir nie geschafft. Etwas Gutes? Ja, daß man seine Fehler einsieht, und zumindestmerkt, wie man etwas nicht tun soll. Man kann doch gut daraus lernen. Und man soll sich dann auch ernstlich vornehmen, sich zu bessern. Ich habe mir z. B. ernstlich vorgenommen, nie mehr etwas zu stehlen. Bei den großen Verbrechen haben die Schuldgefühle wohl mich zermürben, mir aber leider nicht helfen können.
100. Was machst Du, wenn Du Dich schuldig fühlst? Wie benimmst Du Dich? Was hat es für eine körperliche Wirkung auf Dich?
Ich bin dann unruhig, nervös, ich kann anderen Menschen schlecht in die Augen gerade hineinschauen, wenn es ganz stark ist, ist mir körperlich unwohl, ich habe Schweißausbrüche und feuchte Hände usw.
101. Was spürst Du, wenn andere zeigen, daß sie sich schuldig fühlen?
Da empfinde ich Verständnis, ich möchte verzeihen und empfinde manchmal auch Mitleid.
G. Vorurteile
102. Welche Art Unterhaltung (Entertainment) hast Du am liebsten? Welche am wenigsten?
Am liebsten die Zauberei! Am wenigsten lieb klassische Kammermusik. Furchtbar, Köchelverzeichnis!
103. Welche Sachen ißt Du ungern? Welche am liebsten?
Gerne esse ich süßsaure Sachen, scharfe Salate, ungarischen Gulasch, Filet, Fisch (Matjes-Salat), Krabben, usw., nichts Schlabberiges,aber auch gerne Süßigkeiten, Sahne, Obsttörtchen, Vollmilch-Schokolade, Eis,
[Sic – als ließe er die Antwort noch unvollendet.]
104. Gibt es einen körperlichen Typ von Männern und auch Frauen, der Dir nicht gefällt? Einen Typ, der Dir besonders gefällt? Bitte erklären.
Sexuell interessieren Männer und auch Frauen mich überhaupt nicht, nur was ja wichtiger ist, am besten gefallen mir ruhige (nicht phlegmatische), aufgeschlossene, freundliche, und doch schlagfertige, verständnisvolle Menschen mit Herz. Das Geschlecht ist mir dabei egal. Gegen jegliche Salon-Löwen (oder Löwinnen) bin ich dagegen äußerst mißtrauisch.
105. Kannst Du Dich entsinnen, jemanden kennengelernt zu haben, den Du «instinktiv» nicht gern hattest?
Ja, allzu große und starke Gleichaltrige, da hatte ich Angst und darum konnte ich sie auch instinktiv nicht «gern» haben.
Mein erstes Schreckgespenst, wo ich mich
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