Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jürgen Klopp: Echte Liebe

Jürgen Klopp: Echte Liebe

Titel: Jürgen Klopp: Echte Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Neveling
Vom Netzwerk:
Fotos an der Wand, aber vor allem Heidels Enthusiasmus, die Freude, die es ihm macht, über seinen Freund Klopp zu sprechen, mit dem er »vor zwei Tagen zuletzt telefoniert« hat. Heidel redet schnell, die Worte perlen aus ihm wie das Wasser aus dem Fastnachtsbrunnen, so viel hat er zu sagen. Der Spaß, den er mit seinen Erinnerungen hat, hat was mit dem Spaß zu tun, den ihm die Arbeit mit Klopp gemacht hat.
    Heidel lacht viel, lächelt, grinst, wenn er nur dran denkt. Es macht ihm mindestens so viel Spaß, sich heute dran zu erinnern, wie es damals Spaß gemacht hat, es zu erleben. Entscheidend für die Entwicklung des FSV Mainz 05 von einem stets vom Abstieg bedrohten Zweitligisten, zu einer respektablen Bundesligamannschaft, war Wolfgang Frank. Wichtig für die Entwicklung des als Fußballer nicht eben reich beschenkten, rauen rechten Verteidigers Jürgen Klopp zu einem Meistertrainer, war Wolfgang Frank. Der Fußballlehrer kommt mitten in der Saison 1995/96 zum scheinbar sicheren Zweitliga-Absteiger FSV Mainz. Die Mainzer haben eine desolate Vorrunde gespielt, sie sind die schlechteste Mannschaft der Zweiten Liga. So schlecht zu sein, ist nicht gut, aber es ist so schlecht, dass man da was probieren kann, probieren darf oder gar muss.
    Frank I
    Wolfgang Frank, Jahrgang 1951, war einst Mittelstürmer unter anderem beim VfB Stuttgart und Borussia Dortmund und trotz 172 Zentimeter Größe ein guter Kopfballspieler. Vor seiner Mainzer Zeit war er als Trainer in der Schweiz und bei Rot-Weiß Essen tätig, damals in der Zweiten Liga. Mit RWE stand Frank 1994 im Pokalfinale, das allerdings mit 1:3 gegen Werder Bremen verloren ging.
    Frank will beim FSV was Neues machen. »Wenn du Letzter bist, musst du was anders machen«, sagt Heidel. In der Winterpause kündigt Frank an: »Wir spielen jetzt 4-4-2, ohne Libero.« Heidel denkt: »Oh Gott, oh Gott, ohne Libero, auch das noch«, und: »Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an.« Die Spieler lassen sich auf Franks Ideen ein. Der lässt statt Manndeckung das Verschieben im Raum üben. Revolution machen immer diejenigen, die nichts zu verlieren und manches zu gewinnen haben. Das ist nicht nur im Fußball so. Frank betritt Neuland in Deutschland. In Württemberg gibt es einen Verbandstrainer, Helmut Groß, der seinen jungen Trainern die Raumdeckung nahe bringt, aber im Profifußball traut sich das bis dahin kaum jemand. Deutschland ist Libero-Land 10 .
    Frank fängt ganz von vorne an: Pressing sollen seine Jungs spielen, den Gegner beim Spielaufbau stören, die gegnerischen Verteidiger angreifen, den Ball erobern, dann ist der Weg zum Tor nicht so weit. Franks erster Sieg: Er gewinnt die Mannschaft.
    In Deutschland wird bei der Fußball-Berichterstattung häufig der Fehler in den Vordergrund gestellt, wenn, wie im Februar 2011, ein Mittelfeldspieler wie Bastian Schweinsteiger den Ball an Kevin Großkreutz verliert, der Lucas Barrios ins Spiel bringt, der ein Tor macht. Für das Umzingeln, das Pressing, die Leistung der Mannschaft, die gegen den Ball 11 spielt und Schweinsteiger zum Fehler zwingt, fehlt der Blick. Solche Ballgewinne zeichnen modernen Fußball aus. Frank weiß das, Klopp weiß es von ihm.
    Dennis Weiland im Café Raab
    Ein solches Spielsystem funktioniert nur, wenn alle mitmachen, auch die Stürmer. »Einen kannst du vielleicht raus lassen«, schränkt der frühere Mainzer Mittelfeldspieler Dennis Weiland, 37, ein, der im Café Raab sitzt. Es ist Klopps Mainzer Lieblingscafé. Wir nehmen ein paar Tassen aufgeschäumte Milch, in denen ein Espresso schwimmt. Nicht weit davon entfernt steht Klopps Haus im angenehmen Mainzer Stadtteil Gonsenheim. Die Straße runter ist der Wald, in dem die Mainzer Spieler Kondition trainiert haben.
    Unter Wolfgang Frank machen bei Mainz alle mit, wenn gegen den Ball gearbeitet wird. In Ulm auch. In Ulm, in der Dritten Liga, gibt es seit 1997 noch so einen Verrückten. Der heißt Ralf Rangnick. Im DFBPokal 1997/98 müssen die Mainzer mit ihrem Trainer Dietmar Constantini zum Drittligisten SSV Ulm 1846 und werden mit 4:1 verhauen. Bei Mainz ist Klopp nicht im Aufgebot. Klopp kommt mit Constantini nicht klar. Heidel denkt: »Die Ulmer, die spielen so, wie wir gerne spielen würden.« Und dann fällt ihm der Name dieses »Ungarn« nicht ein, »so ein Kleiner«, bei Ulm vorne im Sturm. War kein Ungar, der Ungar bei Ulm war der athletische Innenverteidiger Tamás Bódog, der das 1:0 macht und später bei Mainz spielt, der Kleine im

Weitere Kostenlose Bücher