Jürgen Klopp: Echte Liebe
Buvac auch als Coach ein Stratege. So wie er früher im Mittelfeld die Fäden zog, hält er auch heute die taktischen Strippen in der Hand. »Wir haben den identischen Blick auf den Fußball. Wir haben 200, 300 spezielle Übungen, Trainingsformen, 200 sind von ihm und 100 von mir«, berichtete Klopp im April 2011. 39 Darüber hinaus zeichnet Buvac eine schnelle Auffassungsgabe aus. Er erkennt Fehlentwicklungen im Spiel rasch und bespricht dann sofort mit Klopp Gegenmaßnahmen.
In seiner Rolle als »Co« fühlt sich Buvac recht wohl, denn die für einen Bundesliga-Trainer obligatorische Medienarbeit, sie behagt ihm so gar nicht. Seine Maxime: »Ich rede nur, wenn ich auch etwas zu sagen habe.« Es ist ein weiterer Beleg für die ideale Ergänzung, dass sich Klopp als leidenschaftlicher freier Redner auch in diesem Metier pudelwohl fühlt. Erst seit 2005 darf sich Klopp »Fußballlehrer« nennen, als er die entsprechende Ausbildung erfolgreich abschloss. Zuvor war auf dem Mainzer Spielberichtsbogen unter der Position »Trainer« immer Buvac aufgeführt gewesen.
Video-Analyse in der Halbzeit
»Aber wenn er etwas sagt, dann hat das Hand und Fuß. Es stimmt und ist Gesetz«, äußert sich Peter Krawietz anerkennend über Buvac. 40 Krawietz selbst komplettiert das Trainer-Triumvirat. Sein Spitzname »das Auge« leitet sich aus einem seiner inhaltlichen Schwerpunkte ab: der Video-Analyse. Dank seiner Arbeit werden den BVB-Profis bereits während der Halbzeitpause einige Szenen aus der ersten Hälfte vorgeführt. So sind schnelle Korrekturen auf anschauliche Art noch während des Spiels möglich. Zudem fungiert Borussias zweiter Co-Trainer als Bindeglied zwischen der Profimannschaft auf der einen sowie Amateur- und Jugendteam auf der anderen Seite – und sorgt so für eine einheitliche Leitlinie.
Krawietz, am Silvestertag 1971 geboren, und Klopp kennen sich ebenfalls bereits seit Mainzer Tagen. Sein Kontakt zu Mainz 05 entstand Mitte der 1990er Jahre über ein universitäres Projekt des damaligen Sportstudenten. Das Thema: sein Steckenpferd, die Video-Analyse. Krawietz’ Arbeit überzeugte so sehr, dass ihn der FSV mit der Zeit fest an sich band und ihm die Scouting-Abteilung anvertraute. Bis 2008 der BVB lockte. Vertraut im wortwörtlichen Sinne hat Klopp seinem Co-Trainer auch auf privater Ebene: Schließlich ist niemand anders als Krawietz sein Trauzeuge …
Klopp, Buvac und Krawietz – zwischen diesen dreien herrscht eine Beziehung auf Augenhöhe. Und das nicht nur wegen ihrer fast gleichen Körperlängen.
Teddys Rampe
Auch Torwarttrainer Wolfgang »Teddy« de Beer, Mitglied der Pokalsieger-Mannschaft von 1989, gehört zum Trainerteam. Von seinen innovativen Methoden profitieren Roman Weidenfeller und Kollegen: Da kommt es schon mal vor, dass Teddy den Ball mit voller Wucht auf selbstgebastelte Rampen schießt und die so abgefälschte Kugel kaum vorherzusehende Flugkurven beschreibt. Wird das Reaktionsvermögen derart geschult, müssen Weidenfellers starke Reflexe nicht verwundern!
»Wir haben Schmelzer?«
Als Trainer, der direkt im Profibereich eingestiegen ist, ist es Klopp gewohnt, mit der Unterstützung eines Trainerteams zu arbeiten. Wie sehr Klopp dabei auf die Expertise seines Mitarbeiterstabs setzt, verdeutlicht eine Geschichte von Klopp zur Entdeckung von Abwehrspieler Marcel Schmelzer: »Unser ehemaliger Jugendtrainer in Mainz, Willi Löhr, ist durch die Gegend gefahren und hat sich junge Talente angeschaut. Irgendwann hat uns Willi angerufen und gesagt: ›Hier in Dortmund ist Marcel Schmelzer.‹« Als Klopp & Co. dann 2008 selbst nach Dortmund wechselten, ergab sich dort nach eigener Darstellung folgendes Gespräch:
Klopp: »Wer ist der zweite Linksverteidiger hinter Dede?«
»Brauchen wir nicht, der ist nie verletzt«, hieß es von Vereinsseite.
»Oh! Was machen wir denn, wenn wir ein Trainingsspiel zehn gegen zehn machen – wer ist dann der Zweite?«
»Florian Kringe kann das«, hörte Klopp den Hinweis auf den vielseitigen Mittelfeldspieler, um dann selbst zu ergänzen: »Wir haben Schmelzer.«
»Wir haben Schmelzer?«
»Ja, bei den Amateuren ist der, hat mir Willi gesagt …«
Schon kurios, dass sich Dede gleich in Klopps erstem Bundesliga-Spiel mit dem BVB, einem 3:2 bei Bayer Leverkusen, einen Kreuzbandriss zuzog und monatelang ausfiel. So kam Schmelzer schon in seinem ersten Profijahr zu zwölf Bundesliga-Einsätzen. Seine Vorstellungen waren so überzeugend, dass Schmelzer auch dann
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