Jürgen Klopp: Echte Liebe
nicht belastet, also ergänzend zum sonstigen Training durchgeführt werden kann.
Die Einbeziehung dieser noch jungen Methodik verdeutlicht Klopps Maxime, sich ständig weiterzubilden: »Es geht einfach darum, Informationen zu sammeln. Das ist mein Job als Trainer. Man bekommt so viele Informationen, von denen man ganz viele sofort wieder vergessen kann. Aber wenn 20 Prozent dabei sind, mit denen man richtig arbeiten kann, dann ist die Mühe absolut lohnenswert.«
Die Männer neben Klopp: »Gehirn« und »Auge« unterstützen den Chefcoach
Die Zeiten, in denen Co-Trainer noch vorwiegend als Ballaufsammler und Hütchenaufsteller fungierten, sind längst passé. Als Jürgen Klopp 2011 vom Fußballmagazin 11Freunde zum Trainer des Jahres gekürt wurde, vergaß der Geehrte nicht, die Unterstützung seiner Assistenten zu erwähnen. Auch zu anderen öffentlichen Anlässen betont Klopp immer wieder, wie wichtig ihm Zeljko Buvac und Peter Krawietz sind: »Wir zu dritt sind zusammen ein richtig guter Bundesliga-Trainer. Was anderes ist nicht wichtig. Es ist nicht wichtig, dass ich allwissend bin oder mein Co-Trainer oder mein zweiter Co-Trainer. Unsere Zusammenarbeit muss idealerweise das perfekte Ergebnis ausspucken. Denn ich habe diese Sicherheit nicht, um immer zu sagen: Was ich sage, ist für mich Gesetz.« Klopp trifft zwar die Entscheidung, die er als Cheftrainer letztlich auch zu verantworten hat – nicht jedoch, ohne zuvor die Meinung seiner Assistenten eingeholt zu haben.
Wie sehr sich das Trio Klopp, Buvac und Krawietz als eine Einheit versteht, lässt sich schnell erkennen: »Zeljko Buvac und Peter Krawietz wissen genau, welche Bedeutung sie für mich haben – eine unglaublich wichtige. Keiner von uns würde ohne die anderen irgendwo allein hingehen«, betont Klopp. Insbesondere über Buvac, den er seit gemeinsamen Spielerzeit in Mainz kennt, gerät er ins Schwärmen: »Ich habe viele gute Entscheidungen in meinem Trainerleben getroffen, doch die beste war, Buvac als Fußballlehrer dazuzunehmen – der beste Trainer, den ich kenne. Von dem ich wirklich am meisten gelernt habe in den letzten Jahren. Wir sind wie ein altes Ehepaar, das ist sensationell.«
Eine Wellenlänge von Beginn an
Zu Beginn seiner Trainertätigkeit in Mainz 2001 besaß Klopp lediglich den Trainer-A-Schein, dessen Einsatzbereich sich nicht auf den Lizenzfußball erstreckt. So musste Buvac aushelfen – ein Umstand, der sich als Glücksfall erweisen sollte. Doch wer eigentlich ist dieser Zeljko Buvac, der in der Öffentlichkeit absolut zurückhaltend auftritt? Von dem kein Interview zu lesen ist, weil ihm die Medienarbeit so gar nicht behagt. Und der daher als Gegenpol zu Jürgen Klopp wahrgenommen wird. Dabei sind sie eine ideale Ergänzung.
Buvac, Jahrgang 1961, fand über seine erste Station in Deutschland, Rot-Weiß Erfurt, 1992 den Weg zum FSV Mainz. Drei Jahre lang verstärkte der Mittelfeldspieler die 05er mit seinen strategischen Fähigkeiten und entwickelte in dieser Zeit eine enge Freundschaft zu Jürgen Klopp. Auch wenn Buvac anfangs erst die sprachliche Hürde überwinden musste: Diese beiden verstanden sich auf Anhieb auch ohne viele Worte.
Den Mann aus Bosnien-Herzegowina zog es schließlich 1995 zum damaligen Regionalligisten SC Neukirchen aus Hessen, bei dem er bis 1998 zunächst seine Spielerkarriere ausklingen ließ, ehe er beim selben Klub eine neue als Trainer startete – erst als Assistenz-, später als Chefcoach. Den Fußballlehrerschein hatte er 2000 erworben.
Der Kontakt zu Klopp blieb weiterhin bestehen, sodass beide 2001 wieder zusammenfanden: Als Klopp in Mainz vom Spieler zum Trainer befördert wurde, kehrte Buvac zurück – und war sich nicht zu schade, den Assistenzposten hinter dem Trainernovizen Klopp zu übernehmen. Beide hatten sich versprochen, den anderen mitzunehmen, sollte es einer von ihnen schaffen, einen Trainerjob im Profifußball zu ergattern. Klopp hielt Wort, wie es auch Buvac getan hätte.
»Fleisch gewordener Fußballsachverstand«
Zusammen prägten sie bis 2008 in Mainz eine denkwürdige Ära, mit der Krönung des erstmaligen Bundesliga-Aufstiegs 2004. Gemeinsam nahmen sie dann 2008 die neue Herausforderung Borussia Dortmund an. Warum Buvac, der »Chucky« gerufen wird, den weiteren Spitznamen »das Gehirn« trägt, verdeutlicht ein Zitat von Klopp auf der BVB-Homepage: »Zeljko ist Fleisch gewordener Fußballsachverstand und Meister aller Trainingsformen.« Wie einst als Spieler, ist
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