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Juli, Die Viererkette

Juli, Die Viererkette

Titel: Juli, Die Viererkette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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auf der Straße vor seinem Fenster zerschlug.
    Oder tat er nur so? Wussten schon alle Wilden Kerle über meine Treffen mit dem Dicken Michi Bescheid? Manchmal kam es mir tatsächlich so vor. Die Blicke, die sie sich zuwarfen, wenn sie dachten, ich merke es nicht: diese Blicke waren eindeutig!
    Aber nein. Das konnte nicht sein. Verflixt! Das war schon der Verfolgungswahn eines Diebes, der mich befiel. Doch ich war gar kein Dieb, und deshalb hatte ich auch nichts zu verbergen!
    Im Teufelstopf setzten wir unser Training vom Tag zuvor fort. Doch dieses Mal nahm mich Willi heraus, und wieder schoss es mir durch den Kopf: Kreuzkümmel und Hühnerkacke! Jetzt verdächtigt mich auch schon mein Trainer! Doch das war nur der Verfolgungswahn ... Zusammen mit Socke berief mich Willi nämlich jetzt in die Abwehr. Wir sollten die anderen bei ihren Konterangriffen stören und sie zum Direktspiel zwingen.
    Aber Willis Plan ging nicht auf. Die anderen Wilden Fußballkerle , besonders Marlon, Rocce, Vanessa und Leon, waren einfach zu gut. Sie spielten mit Socke und mir Katz und Maus. Wir hatten nicht den Hauch einer Chance! Und als mich Leon wie einen Anfänger tunnelte, schmiss ich das Handtuch. Ja, ich gab auf. Das heißt, das wollte ich tun, doch dann stand Socke vor mir, zog die Lefzen zurück, versteckte seine Fledermausohren hinter seinem Tyrannosauriergebiss und knurrte mich an.
    „Lass mich! Davon hast du nicht die geringste Ahnung!“, fauchte ich, schlug einen Haken und stapfte an Socke vorbei.
    Doch schon nach drei Schritten hörte ich ein seltsames Wimmern. Ich fuhr zu Socke herum, und der verflixte Hundesohn lief doch tatsächlich hinter mir her und machte sich über mich lustig. Er heulte zum Himmel empor und zog dabei den Schwanz so jämmerlich ein, dass man sein buschiges Ende schon wieder zwischen den Vorderbeinen erkannte. Er konnte auf diese Weise gar nicht mehr laufen. Er tänzelte nur, und dabei zeigte er dieses dämliche Grinsen. Ja, ihr könnt es mir glauben. Socke gehört zu den Hunden, die klug genug sind, dass sie grinsen können, und dieses Grinsen war nun wirklich zu viel. Ein Hund würde mich nicht auslachen dürfen! Ein Hund dürfte mich niemals verspotten, und ein Hund darf erst recht nicht behaupten, dass ich den Schwanz einziehen will.
    Deshalb ballte ich meine Fäuste, ging auf ihn zu und zischte ihn an: „Also, gut. Du hast gewonnen. Jetzt zeigen wir’s ihnen!“
    Ja, und das taten wir auch. Ab jetzt hatten die anderen alle Chancen verspielt. Ich wurde die wütendste Viererkette in einer Person und ich spielte so terrier-hartnäckig-wadenbeißerisch gut, dass sich Socke zur Ruhe setzte. Von der Seitenauslinie sah er mir zu, bellte und jaulte seinen Applaus, und erst als ich nach einer letzten Torverhinderungsgrätsche erschöpft liegen blieb, galoppierte er auf mich zu und schleckte mich ab. Auch die Wilden Kerle umringten mich, gratulierten mir herzlichst, und schließlich trug mich Willi höchstpersönlich auf seinen Schultern zum Kiosk. Dort gab es dann Apfelsaftschorlen und Fußballgeschichten, so lang bis es dunkel wurde, und nachdem Willi gegangen war, sammelte Fabi das Geld für sein Geburtstagsgeschenk ein.

    „Hundertachtundsechzig Euro“, zählte er die Scheine und Münzen: „Das müsste reichen. Wisst ihr, ich kenn da ’nen Secondhandladen, in dem meine Mutter manchmal einkaufen geht. Da gibt es die ausgefallensten Fummel. Wir werden Willi nicht wiedererkennen, wenn er das trägt.“
    Fabi grinste uns an, und anhand seines Grinsens konnten wir uns alle vorstellen, von welchen Klamotten er sprach. Dann stibitzte er mir meine Mütze vom Kopf und schüttete das ganze Geld in sie hinein.
    „Hier, Juli!“, gab er sie mir wieder zurück. „Du passt auf unser Geld auf.“
    „Ich?“, fragte ich völlig verdattert.
    „Ja, du!“, antwortete Fabi und schaute mir direkt in die Augen. „Du heißt doch Fort Knox. Und Fort Knox ist, was Geld anbelangt, der sicherste Ort auf der Welt! Oder ist da jemand anderer Meinung?“
    Fabi und ich schauten uns gleichzeitig um, doch keiner der Wilden Kerle widersprach seinem Vorschlag. Da wurde ich rot, stammelte ein heiseres „Danke“, nahm meine Mütze und stopfte sie zusammen mit dem Geld in meine Hosentasche hinein.
    „Also“, lächelte Fabi, „dann ist alles gut!“
    „Ja, solange du wild bist!“, gab ich leise zurück, doch danach radelte ich stolz wie ein Pudel nach Hause.
    Beim Duschen ließ ich den Duschvorhang einen Spaltbreit auf und

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