Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Juli, Die Viererkette

Juli, Die Viererkette

Titel: Juli, Die Viererkette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
Vom Netzwerk:
waren.
    „Hier!“, sagte er. „Du machst es genau wie die Tüten. Du rutscht das Stahlseil hinab bis dort hinten zu den Garagen. Kannst du sie sehen? Gut. Dort steigt das Seil wieder an. Warte, bis du langsamer wirst und die Garagen hinter dir sind. Dann springst du ab. Aber warte ja nicht zu lang.“
    „Warum?“, fragte ich. „Wenn ich zu weit gerutscht bin, komme ich einfach wieder zurück.“
    „Nein. Das tust du nicht!“, grinste Krake. „Oder was denkst du, wo die Plastiktüten wohl bleiben?“
    Ich verstand kein Wort. Da nahm Krake die letzte der Tüten mit den Süßigkeiten aus dem Räuberlager, hängte sie an das Kabel und ließ sie los. Wie eine Sternschnuppe sauste sie auf die Garagen zu und über sie hinweg.
    „Pass genau auf!“, ermahnte mich Krake.
    Ich kniff die Augen zusammen und, verflixt, dann sah ich es.
    Ein ein Meter langer Metallstab war dort hinten an das Stahlseil gebunden und koppelte den Haken wie eine Sprungschanze aus. Die Tüte sprang vom Seil, flog hoch durch die Luft, um dann gegen eine Mauer zu klatschen.
    „Siehst du!“, erklärte mir Krake, und er war jetzt ganz ernst. „Den Tüten macht es nichts aus, wenn sie gegen die Steinmauer schlagen. Aber ich weiß nicht, ob es dir genauso ergeht. Ich würde lieber rechtzeitig springen.“
    Ich schluckte und sah noch mal zum Dicken Michi hinab, der unter mir stand. Gehörte ich wirklich hierher? Ich wusste es nicht, aber was konnte ich jetzt noch anderes tun? Deshalb legte ich den Draht mit den Holzgriffen über das Stahlseil und sprang.
    „Ich bin Juli „Huckleberry“ Fort Knox!“, schrie ich, so laut ich konnte, und mit einem Funkenschweif, den ich hinter mir herzog, sauste ich über die Steppe. Die Garagen und die schreckliche Mauer rasten direkt auf mich zu.
    „Lieber Gott! Wenn ich das überlebe, weiß ich, wohin ich gehör! Das schwöre ich dir!“
    Der ein Meter lange Metallstab, die Sprungschanze für die Tüten, schoss auf mich zu. Er würde mich direkt gegen die Mauer katapultieren. Da ließ ich die Holzgriffe im letzten Augenblick los.
    Ja, im letzten Augenblick konnte ich mich dazu überwinden. Im letzten Augenblick sah ich den Berg aus leeren Kartons hinter den Garagen auftauchen, und im allerletzten Moment krachte ich aus fünf Metern Höhe in ihn hinein.

    Ich lag auf dem Rücken, und für einen Moment dachte ich, ich wär tot. Doch dann rief jemand nach mir, und dieser Jemand war kein Engel. Dieser Jemand war ganz sicher und definitiv ein Wilder Kerl . Nein. Dieser Jemand waren die vier wildesten Kerle, die es überhaupt auf der ganzen Welt gibt.
    „Juli! Wo steckst du, Juli? Verflixt, wir müssen hier weg!“, riefen sie, und die Kartons, die mich bedeckten, flogen über mir durch die Luft.
    Ich war wie gelähmt. Wo kamen die denn jetzt her? Und was wollten die hier? Wollten die ihr Geld wiederhaben, oder wollten die mich? Immerhin war ich in meinen Augen ein Dieb!
    Da erschienen alle vier Gesichter gleichzeitig über mir. Leon, Marlon, Fabi und Vanessa lachten mich an.
    „Mein Gott! Warum sagst du denn nichts? Juli, du lebst ja noch. Verflixt! Wir brauchen dich. Ohne dich werden wir nie im Teufelstopf spielen.“
    „Kreuzdings und Kümmelwas! Meint ihr das wirklich?“, fragte ich völlig verdattert.
    Da rauschte Sense heran, sprang vom Drahtseil herab und landete neben mir in den Kartons.
    Er sprang sofort wieder auf die Beine und schlug mit den Fäusten nach mir: „Ich hab’s doch gewusst! Du bist ein mieser kleiner Verräter!“
    Doch Leon, Fabi und Marlon warfen sich auf ihn und fesselten ihn mit seiner eigenen Kette, der Fahrradkette, die er auf der nackten Brust trug, und stülpten ihm eine Papiertüte über den Kopf.
    Dann packten sie mich und rannten mit mir zu den Rädern. Die waren bereits mit den Plastiktüten aus dem Räuberlagern bepackt.
    Ein Zischen erfüllte die Luft, und Leon schaute zum Stahlseil hinauf, an dem jetzt der nächste Funkenschweif erschien. Die Silhouette davor war nicht zu verkennen. Es war der Dicke Michi persönlich.
    „Los! Kommt! Wir müssen hier weg!“, befahl Leon, doch die anderen Unbesiegbaren Sieger waren zu Fuß in unseren Rücken gerannt.
    Sie standen direkt hinter den Rädern, und im selben Augenblick krachte der Dicke Michi in den Kartonberg hinein.
    Wir waren verloren. Da flammten die Scheinwerfer auf, und der LKW kam auf uns zu. Nur fünf Meter von uns entfernt hielt er an. Ich erkannte den Fahrer sofort, und aus irgendeinem Grund wusste ich, dass wir in

Weitere Kostenlose Bücher