Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
zuvor hatte sie, zusammen mit ihren Eltern, schon einen Teil des OP-Teams kennengelernt: Fran Somers, die Anästhesistin, und Carlo Orsini, den Kardiotechniker. Heute kam der Mann hinzu, der das Loch in Daisys Herz mit einem Transplantat schließen würde.
James Alexander.
Als hätte er es geahnt, war sein erster Arbeitstag straff durchgeplant. Bei Dienstbeginn würde ihm gerade ein bisschen Zeit bleiben, sich den Freemans vorzustellen, bevor er in den OP musste. Und seine OP-Liste war lang.
Charlotte fuhr ihren Computer hoch, loggte sich ins System ein und rief Daisys Datei auf. Doch sie war abgelenkt, immer wieder tauchten Bilder von James vor ihrem inneren Auge auf. Er beunruhigte sie. Nicht dass sie Angst davor hatte, er könnte ihr wehtun wie Michael, aber es war merkwürdig, wie sie auf ihn reagierte. Dieses verrückte Gefühl, als würde ein starker Magnet sie zu ihm hinziehen … Lächerlich.
Und auch wenn er klargemacht hatte, dass die Presse mit ihren Geschichten über ihn maßlos übertrieb, so musste doch ein Körnchen Wahrheit darin stecken. James Alexander war ein Playboy, der, wie Jack damals auch, ein Leben im Rampenlicht führte, schnelle, glänzende Wagen fuhr, Designerkleidung trug und in Szeneklubs eine heiße Party nach der anderen feierte.
Kein Mann also, dem sie ihr Herz anvertrauen würde.
Ha, als wenn sie jemals einem Mann ihr Herz anvertrauen würde! Sie war froh und zufrieden, allein zu leben, und so sollte es auch bleiben.
Noch während sie dies dachte, fing ihr Nacken an zu prickeln. Charlotte blickte auf und sah James an ihrem Türrahmen stehen, die Hand erhoben, als wollte er gerade anklopfen.
„Guten Morgen, Charlotte.“
Ihr Mund war plötzlich trocken, und sie strich mit der Zungenspitze über die Lippen. „Guten Morgen, James.“
„Ich habe mir die Liste meiner Patienten angesehen. In den Unterlagen steht, dass Sie Daisy Freemans Kardiologin sind.“
„Stimmt.“
„Gut“, sagte er lächelnd und wirkte sehr zufrieden. „Sie sind früh hier. Heißt das, Sie wollen sie sich vor dem Eingriff noch einmal ansehen?“
„Ja. Ich habe zwar gestern Abend noch mit ihr und ihren Eltern gesprochen, aber heute ist ein schwerer Tag für sie, und ich möchte bei ihnen sein, wenn Daisy in den OP gebracht wird.“
„Ich komme mit. Ich bin sicher, dass Sie sie auf diese Operation gut vorbereitet haben, aber meiner Erfahrung nach schlafen Eltern vor lauter Sorgen die ganze Nacht nicht, und meistens haben sie auch in letzter Minute noch Fragen. Daisys Akte habe ich gelesen“, fügte er hinzu. „Man hatte gehofft, dass sich der ASD noch schließt?“
Bei vier von fünf Babys mit Atriumseptumdefekt schloss sich das Loch in der Herzscheidewand innerhalb der ersten achtzehn Lebensmonate von selbst. Bei Daisy war das nicht der Fall, und sie war mittlerweile drei Jahre alt. Also musste man operieren.
„Ja, aber das ist leider nicht passiert. Ich wollte das Loch über einen Katheter mit einem Septal Occluder verschließen, doch beim letzten Ultraschall zeigte sich, dass es für ein solches Implantat zu groß ist.“
„Ich habe mir die Aufnahmen gestern angesehen und stimme Ihnen voll zu.“
Charlotte musste sich beherrschen, ihn nicht überrascht anzustarren. Erstens hätte sie nie vermutet, dass ein Playboy wie James Alexander sich Patientenunterlagen durchlas, wenn er nicht einmal im Dienst war. Und zweitens hatte sie erwartet, dass er sie in eine Diskussion verwickeln und mit Fachwissen um sich werfen würde, um zu zeigen, was für ein toller Chirurg er war. Stattdessen schloss er sich ihrer Meinung einfach an. Erstaunlich!
„Mir ist außerdem aufgefallen, dass Daisy oft erkältet war“, fuhr er fort. „Deshalb möchte ich ihre Werte heute Morgen besonders genau prüfen, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich für die OP fit ist.“
Der Mann legte also nicht nur bei seinem Äußeren Wert auf Details. Sehr gut. „Gestern Abend war alles in Ordnung, nicht der geringste Hinweis auf einen Schnupfen.“
„Drücken wir die Daumen, dass sie nicht über Nacht noch einen bekommen hat. Gibt es noch etwas, das ich über Daisy oder ihre Familie wissen sollte? Irgendwelche Probleme, bei denen ich vielleicht helfen kann?“
Sehr umsichtig von ihm. Charlotte fragte sich allmählich, ob sie ihn falsch eingeschätzt hatte. Bei einem Herzchirurgen seines Ranges hätte sie gedacht, dass es in diesem Gespräch mehr um die technische Seite des Eingriffs gegangen wäre. Und besonders
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