Julia Ärzte zum Verlieben Band 42
überlegte er laut. „Ich möchte nicht, dass sie aufhören, weil eine dumme Ärztin …“
Die er liebte …
„Okay, die ich liebe“, seufzte er resigniert. „Trotzdem. Sie riskiert da draußen ihren Hals und ihre Füße, wenn sie im Dunkeln bei Flut über den Strand läuft. Aber wer bin ich, dass ich ihre Motive in Frage stelle? Okay, Marilyn, lassen wir die anderen Nathan suchen, ich muss Erin finden.“
Erin hatte Nathan sicher im Griff. Für den Moment. Sie schob ihn aus dem Wasser auf den Felsvorsprung, von dem sie gesprungen war, und zog sich hinter ihm hoch. Erschrocken bemerkte sie, dass ihr Fluchtweg abgeschnitten war. Ein Teil des Felsvorsprunges, über den sie geklettert war, war jetzt überspült. Erin versuchte einzuschätzen, ob sie zwischen den Wellen zurück an den Strand klettern konnten.
Unmöglich. Das Wasser stieg, und der auffrischende Wind trieb die Wellen noch höher. Es war riskant genug gewesen, Nathan herzubringen. Weiter wagte sie sich nicht. Zumindest war der Felsen nicht nass. Vielleicht lag er höher als die Hochwassermarke.
Bitte …
„Holt uns Dom?“, fragte Nathan leise, und sie umarmte ihn fest. So ein mutiges Kind und dann ein Vater wie Michael …
Das war nicht fair. Sie wollte …
Sie wusste, was sie wollte. Wenn sie Nathan aus dem Zugriff seines leiblichen Vaters befreien könnte … wenn Dom Nathan nicht wollte … sie nicht wollte …
„Ich gründe gerade meine eigene kleine Familie“, erklärte sie dem Jungen. „Ich, Marilyn und drei Welpen. Und jetzt du, falls ich einen Weg finde, dich in mein Leben zu schmuggeln. Falls wir einen Weg finden, wie wir mit deinem Vater umgehen. Ich frage mich, was Mum und Dad dazu sagen, wenn sie Großeltern werden?“
„Erin!“ Dom rief gegen den aufkommenden Sturm an und begann, sich wirklich Sorgen zu machen, als er sah, wie sich die Wellen bedrohlich auftürmten.
Himmel, wenn Nathan da draußen war. Und Erin …
„Erin!“
„Coo-ee!“
Abrupt blieb Dom stehen. „Erin?“
„Coo-ee!“ Der australische Buschruf, der ursprünglich dazu diente, sich im Busch über weite Strecken zu erkennen zu geben, schallte über das Meer.
Wo …?
Auf keinen Fall konnte sie weiter gekommen sein als bis zu dem Felsvorsprung, den er erreicht hatte. Wo …?
„Coo-ee!“
Scheinbar hatte sie es doch weiter geschafft. Bevor die Flut hereingebrochen war?
Verdammt, wollte sie sich umbringen? Wusste sie denn nicht …?
„Coo-ee!“
„Ist ja gut, ich komme“, sagte Dom grimmig. „Halt durch.“
Das Wasser stieg bedrohlich höher und wirbelte um die zerklüfteten Felsen, auf dem sie hockten. Allein wäre Erin vielleicht weitergeklettert, aber nicht mit Nathan. Der Junge war so mutig gewesen und hatte sich von ihr ziehen lassen. Aber jetzt schaffte sie es nicht mehr, und sie konnte ihn auch nicht allein lassen, um Hilfe zu holen.
Ihr Handy war tot. Salzwasser war eben nicht so gut für den Empfang. Jetzt konnten sie nur noch warten. Und hoffen.
„Dom kommt doch, oder?“, fragte Nathan erneut mit klappernden Zähnen.
„Natürlich wird er das“, beteuerte Erin, obwohl sie inzwischen gar nicht mehr so sicher war.
Bleiben oder gehen?
Bleiben. Eine andere Wahl hatten sie nicht.
Sie hielt Nathan fest und betete. Dom, Dom, Dom.
„Erin …“
Wann hatte ihr Name je so wunderbar geklungen?
„Coo-ee!“
Erin hatte erwartet, dass Dom Hilfe holen würde. Auf keinen Fall hätte sie gedacht, dass er über die Felsen kletterte. Im Mondlicht sah sie ihn. Er war von einem Felsen gespült worden, hatte sich Halt gesucht und zog sich aus dem tosenden Wasser in Sicherheit.
Sie rührte sich nicht, doch Nathan rief ihm zu: „Wir sind hier oben. Dom, pass auf, da kommt noch eine Welle. Duck dich, schnell, wir sind hier.“
Mit letzter Kraft hangelte sich Dom den letzten Felsen hinauf, schloss die beiden in die Arme … und küsste Erin.
10. KAPITEL
Erin befreite sich aus Doms Griff und lächelte ihn unter Tränen an. „Ich wusste, du würdest kommen.“
„Marilyn hat mir gesagt, dass du hier bist.“
„Gute alte Marilyn. Ich habe sie gerettet, und jetzt rettet sie mich. Aber, Dom …“
„Hm?“ Er hielt sie und Nathan fest an sich gedrückt.
„Du hast bei deiner noblen Rettungsaktion wohl vergessen, dass wir nicht zurückklettern können. Das Wasser steigt immer noch, und wenn ich mich nicht irre, ist sowohl dein wie auch mein Handy hinüber.“
„Stimmt, aber ich habe Bescheid gesagt, bevor ich mich auf den Weg zu dir
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