Julia Ärzte zum Verlieben Band 42
leibliche Wohl und die Streicheleinheiten. Sie liebte Kinder. Er sorgte für das Haus, die Sicherheit.
Aber jetzt … wollte er mehr.
Und er wollte Erin.
Nach nur zwei Tagen?
Dumm.
Oder auch nicht. Seine Mutter hatte fest daran geglaubt. An Liebe auf den ersten Blick. Was, wenn diese tatsächlich existierte?
Was, wenn Erin und die Kinder und er eine echte Familie sein könnten?
Erin ging langsam am Strand entlang. Vorsichtig, um ihre Füße zu schonen. So konnte sie sich auch nicht verlaufen. Marilyn begleitete sie eine ganze Weile, doch irgendwann machte sie kehrt und lief zum Haus, zu ihren Welpen zurück.
Jetzt setzte Erin ihren Weg allein und im Dunkeln fort, nur mit einer Taschenlampe als Gesellschaft. Viel weiter würde sie es ohnehin nicht schaffen. Eine halbe Meile hinter ihrem Haus wurde die Landzunge felsig und war schwer zu überwinden.
Schließlich musste sie sich eingestehen, dass Dom recht hatte. Ihre Füße schmerzten. Und der Strand war zu Ende. Dunkel und gefährlich erhoben sich die Klippen vor ihr. Auf keinen Fall konnte Nathan hier bei Flut entlanggekommen sein.
Sie zögerte. Wenn er es versucht und die Flut ihn überrascht hatte …
Am besten machte sie sich auf den Rückweg.
So weit sie konnte, kletterte Erin über die Felsen, bevor es richtig gefährlich wurde. Dann starrte sie in die Nacht hinaus und lauschte dem Krachen der Brandung.
Wartete.
Sie rief, so laut sie konnte: „Nathan!“
Angestrengt lauschte Erin und hätte es beinahe für Einbildung gehalten, als sie es hörte: die verängstigte Stimme eines Kindes.
„Hilfe!“
Verdammt, er würde sie anrufen.
Dom hatte sich mit sämtlichen Suchtrupps in Verbindung gesetzt und war so lange auf und ab gegangen, bis er nicht mehr konnte. Er meinte, langsam wahnsinnig zu werden.
Nathan. Nathan.
Und wie ein Echo: Erin. Erin.
Erin konnte nicht helfen, aber er könnte einfach nur anrufen. Er hatte ihre Nummer gespeichert, um ihr Bescheid zu geben, wenn Nathan gefunden wurde. Es war keine echte Schwäche. Natürlich würde er nicht zugeben, dass er sie brauchte. Er hielt sie nur auf dem Laufenden.
Es klingelte viermal. Fünfmal. Dann wurde er zur Mailbox durchgestellt.
Das Handy lag bestimmt im Haus, während sie draußen unruhig auf und ab ging. Dom wusste das so sicher, wie er sich selbst kannte.
Er kannte sie . Und er hatte sie verletzt.
Sie hatte angeboten, bei ihm zu sein, und er hatte sie zurückgestoßen. Weil es mehr gewesen war als nur der natürliche Impuls, einem Menschen in Not beizustehen. Deswegen hatte er sie weggeschickt. Sie wussten beide, was zwischen ihnen passierte.
Himmel, das machte ihn völlig fertig. Wenn Nathan doch nur bald gefunden wurde, damit er sich auf etwas anderes konzentrieren konnte.
Zum Beispiel auf Erin.
„Sie scheint sehr nett zu sein“, kam es leise von Ruby.
Dom stöhnte unterdrückt.
„Nathan ist bestimmt in Sicherheit“, sagte Ruby zuversichtlich. „Ihr Kinder seid öfter weggelaufen. Und die Leute hier werden nicht aufgeben, bis sie ihn gefunden haben.“ Sie hakte sich bei ihm unter. „Du hast eine ganze Gemeinde, die sich Sorgen macht. Nicht schlecht für einen Einzelgänger.“
„Das bin ich nicht.“
„Kein Einzelgänger?“ Sie legte ihre Hand in seine und drückte sie. „Ich weiß. Wie gesagt, sie scheint sehr nett zu sein.“
„Ruby, das ist viel zu früh. Ich kenne sie erst seit drei Tagen.“
„Es ist nie zu früh“, widersprach sie gelassen. „Du hast dein ganzes Leben lang darauf gewartet. Mach dich nicht lächerlich.“
„Sie geht nicht ans Telefon.“
Erin hatte sich vorsichtig einen Weg über die Felsnase gesucht. Die Klippenwand war glatt, aber ein Teil der Klippen war vor Jahren eingestürzt und bildete eine Art Pfad. Eine Weile war sie geklettert und versuchte jetzt zu erkennen, von wo der Ruf gekommen war.
Vage registrierte sie, dass ihr Handy klingelte, doch in diesem Moment schrie Nathan erneut, und sie vergaß alles andere. Denn aus diesem Schrei klang die blanke Angst. Die Angst vor den Fluten.
Sie suchte sich einen festen Stand und leuchtete mit der Taschenlampe über das Wasser. Nathan saß auf einer winzigen, felsigen Insel nicht weit von ihr. Er musste versucht haben, den Felsvorsprung, auf dem sie stand, zu erreichen, als die Flut ihm zuvorgekommen war.
Und das Wasser stieg weiter. Während sie zusah, rollte eine Welle über die kleine Insel. Nathan kauerte auf allen vieren und klammerte sich schluchzend fest. Erschrocken holte
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