Julia Ärzte zum Verlieben Band 47
tut mir leid. Wie um alles in der Welt kommen Sie darauf, dass Sie einen unansehnlichen Körper haben?“
Emily seufzte schwer. „Wenn man es Ihnen oft genug sagt, glauben Sie es irgendwann.“
„Wer hat so etwas gesagt?“
Sie fing kaum merklich an zu zittern.
„Emily?“, fragte er sanft.
„Mein Freund damals an der Uni. Er hat gern betont, dass man sich mit mir nicht sehen lassen kann.“
„Was für ein Idiot!“
Ihre Mundwinkel zuckten, und kurz kam die burschikose Emily, die er kannte, wieder zum Vorschein. „Aha, Sie kennen ihn.“
„Aber das war doch nur ein Mann, eine Meinung.“
Das Haar fiel ihr ins Gesicht, als sie den Kopf senkte. Linton bemerkte noch, wie sie sich auf die Unterlippe biss und dabei ihre perlweißen Zähne aufblitzten.
Heißes Verlangen durchströmte ihn. Verdammt, du sollst ihr helfen und dir nicht vorstellen, wie ihre Lippen schmecken … „Sie hatten doch bestimmt noch mehr Freunde, die Sie toll fanden.“
„Er war mein Einziger“, erwiderte sie kaum hörbar.
Linton kam der Verdacht, dass sie sich noch niemandem anvertraut hatte. „Es fällt Ihnen sicher schwer, darüber zu reden, aber es hilft bestimmt.“
Emily blickte auf und holte tief Luft. „Mit achtzehn ging ich von zu Hause fort, um Krankenpflege zu studieren. Damals war ich ziemlich naiv und unerfahren. Nathan lernte ich im zweiten Jahr an der Uni kennen. Er war der erste Mann, der sich für mich interessierte, und …“ Sie schluckte. „Wir trafen uns ein paar Mal, dann ging alles sehr schnell. Wir verbrachten jede freie Minute miteinander.“
„War er sehr aufmerksam, hat er Sie mit Geschenken überhäuft?“
„Anfangs, ja. Er lud mich zum Essen ein, brachte mir ständig Rosen und Pralinen mit. Natürlich schwebte ich im siebten Himmel, so etwas war ich nicht gewohnt. Vorher hatten mir die Männer kaum einen Blick gegönnt.“ Sie sah ihn verwundert an. „Woher wissen Sie das mit den Geschenken? Haben Sie eine Kristallkugel?“
„Nein, aber ich kenne solche Typen.“
„Weihnachten waren wir ein Paar, und ich war total verliebt“, fuhr sie fort. „In den Sommerferien kam er zu uns auf die Farm. Als mein letztes Semester begann, schlug er mir vor, zu ihm zu ziehen. Ich müsste nicht mehr jobben, um die Miete zu bezahlen, und könnte mich besser auf meine Abschlussprüfungen konzentrieren. Er war sogar bereit, mir sein Gästezimmer als Arbeitszimmer zur Verfügung zu stellen.“
„Das war natürlich ein verlockendes Angebot“, sagte Linton, damit sie weiterredete.
„Von da an änderte sich einiges. Er bestand darauf, mich vom Krankenhaus abzuholen und zur Uni zu fahren. Ich durfte nichts mehr allein unternehmen. Er wollte bestimmen, was ich anziehe, kaufte mir Kleidung. Als ich dagegen aufbegehrte, wurde er unberechenbar.“ Sie fröstelte bei der Erinnerung. „Trotzdem war es manchmal noch so schön wie am Anfang, aber in anderen Situationen war er einfach nicht wiederzuerkennen. So wie an dem Tag, als er das Kleid zerschnitt, das ich mir für die Geburtstagsparty einer Freundin gekauft hatte.“
Linton blieb nur mit Mühe ruhig. „Und an allem gab er Ihnen die Schuld, oder? Solche Männer lieben nicht, sie wollen absolute Kontrolle ausüben.“
„Es war so verwirrend. Ich wollte attraktiv für ihn sein, ihn glücklich machen, weil ich ihn doch liebte. Aber was ich auch tat, es war falsch. Nie fand er mich attraktiv genug und …“ Sie schwieg einen Moment. „Als ich ihn eines Tages mit einer Studentin in unserem Bett erwischte, habe ich ihn verlassen.“
Linton griff nach ihrer Hand. „Gut gemacht. Sie sind viel zu schade für so einen Mistkerl.“
Emily lächelte bebend. „Sie müssen das nicht sagen, damit es mir besser geht.“
Das glaube ich aber doch. „Was er Ihnen eingetrichtert hat, ist falsch“, betonte er. „Meinen Sie nicht, dass Sie diesen Blödsinn nach vier Jahren hinter sich lassen können?“
Ihr Gesicht spiegelte deutlich ihr Gefühlswirrwarr wider, und sie entzog ihm die Hand.
„Sie sind fünfundzwanzig, Emily. Es wird Zeit, dass Sie endlich aus Ihrem Versteck kommen.“
Sie warf ihm einen ironischen Blick zu. „Ich werde es auf meine To-do-Liste setzen.“
Wenn er sie jetzt einfach gehen ließ, würde sich nichts ändern. Davon war Linton überzeugt. Also musste er sie dazu bringen, den nächsten Schritt zu tun. Plötzlich hatte er eine Idee.
Er zog einen Umschlag aus der obersten Schublade und warf ihn auf den Schreibtisch. „Der
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