Julia Ärzte zum Verlieben Band 47
nicht.
Linton hatte ihr vorgehalten, sie würde sich verstecken – und sie tat es immer noch. Nur in einem anderen Kostüm.
Wie konnte sie erwarten, dass man richtig auf sie einging, wenn sie sich selbst nicht kannte? Erst musste sie herausfinden, was sie wollte und wer sie wirklich war.
Trotz dieser verwirrenden Erkenntnis war ihr eins klar: Linton wollte nicht sie. Ihr Körper reizte ihn, denn plötzlich war die Fassade verlockend genug … mehr nicht.
Nein, solche Spielchen machte sie nicht mit.
Sie hatte Besseres verdient.
6. KAPITEL
Energiegeladen marschierte Linton in die Notaufnahme, obwohl er wenig Schlaf bekommen hatte. Um zwei Uhr nachts hatte Emily ihn daran erinnert, dass ihr Dienst um acht Uhr begann. Er war nur widerstrebend gegangen.
Eigentlich hätte er gut schlafen müssen.
Stattdessen aber hatte er sich unruhig hin und her gewälzt. Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, übermannte ihn die Sehnsucht nach der zierlichen Rothaarigen mit den kecken, silbrig funkelnden Augen.
Irgendwann gab er es auf.
So geküsst hatte er nicht mehr seit … Nein, eigentlich noch nie. Bisher war ein Kuss zwar angenehm, aber nur der zwar angenehme Auftakt für sehr viel aufregendere Zärtlichkeiten gewesen. Doch von Emilys weichen, süßen Lippen hatte er einfach nicht genug bekommen können.
Rückblickend kam ihm der ganze gestrige Abend seltsam unwirklich vor. Mit ihrem üppigen Körper und ihren erst scheuen, dann leidenschaftlichen Küssen hatte sie in ihm ein Feuer entfacht, wie er es bisher nicht erlebt hatte. Und dann war noch etwas Verrücktes passiert. Das überwältigende Bedürfnis, sie zu beschützen, hatte ihn nicht mehr losgelassen.
Auch jetzt, sechs Stunden später, konnte er es nicht fassen, dass er sie brav zu ihrem Elternhaus gefahren und mit ihr eine Stunde lang auf der Veranda gesessen hatte, anstatt sie dazu zu überreden, die Nacht mit ihm zu verbringen. Bis Emily ihn daran erinnerte, wie spät es schon war, hatte er nur ein paar Küsse gestohlen und einmal ihren Schenkel gestreichelt. Womit er nicht mehr erreicht hatte als ein Siebzehnjähriger beim ersten Date …
Er konnte es kaum erwarten, dort weiterzumachen, wo er aufgehört hatte. Und er hatte auch schon den perfekten Plan. Um zwei Uhr hatte Emily Dienstschluss, anschließend konnten sie in der Ledger’s Gorge picknicken. Vielleicht war es sogar warm genug zum Baden. Als er sich Emily im Bikini vorstellte, überlief es ihn heiß.
„Guten Morgen, Linton.“ Schwester Jodie blickte von ihren Dienstberichten auf.
„Morgen.“ Unwillkürlich sah er sich nach Emily um, aber sie war nirgendwo zu sehen. Enttäuschung breitete sich in ihm aus. Er zog sich seinen Arztkittel über und warf einen Blick auf das Klemmbrett. „War viel los?“
Jodie schüttelte den Kopf. „Nein, gar nicht. Patti und ich hatten es bestimmt ruhiger als Sie.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Wie man hört, war der Ball ein voller Erfolg.“
„Dann hat Emily Ihnen also brühwarm erzählt, wer welches Kleid trug, wer einen schicken Anzug anhatte und was es sonst noch zu tratschen gab?“
„Nein, sie ist noch gar nicht da.“
Überrascht sah er auf seine Armbanduhr. Es passte gar nicht zu Emily, zu spät zur Arbeit kommen.
„Jason und Daniel tauchten heute Nacht gegen drei Uhr mit Kaffee und Kuchen bei uns auf. Hatten sie heimlich rausgeschmuggelt. Und ein paar nette Storys waren auch dabei.“ Jodie räumte Pappteller und – becher vom Tisch und warf sie in den Papierkorb, als sich die Türen öffneten.
„Jodie, wir brauchen das ophthalmologische Besteck aus dem Materialraum.“ Emily brachte einen Patienten herein. Nachdem sie ihm in einen Rollstuhl geholfen hatte, wandte sie sich an Linton. „Gut, dass du da bist, Daryl braucht einen Arzt.“
Ohne seine Antwort abzuwarten, schob sie den Mann in den Untersuchungsraum. Ihr kobaltblaues Haar hob sich grell vom Grün der Schwesterntracht ab.
Linton verschlug es die Sprache. Kobaltblaues Haar! Natürlich hatte er nicht erwartet, dass sie mit dem Ballkleid zum Dienst erscheinen würde, aber dass sie sich die Haare färbte, als wollte sie unter die Schlümpfe gehen … Was war los mit ihr? Rasch nahm er sein Stethoskop und folgte den beiden.
Inzwischen hatte sie Daryls Auge mit einer Augenklappe bedeckt und maß seinen Blutdruck. Wegen des Stethoskops in den Ohren konnte sie sich natürlich nicht unterhalten, aber vor dem Patienten hätte er Privates auch gar nicht ansprechen können.
„Was bringt
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