Julia Ärzte zum Verlieben Band 47
von Jake.
Eigentlich hätte er sie längst vergessen sollen.
Doch immer wieder schweiften Jakes Gedanken ab, selbst bei der Arbeit.
Was war schon dabei, wenn er sich nach ihr erkundigte, einfach wissen wollte, was sie so machte? Als er nebenbei nach Tori fragte, als er wieder einmal mit Rob telefonierte, erfuhr er nur, dass Rob sie lange nicht gesehen hatte.
Glenda war schon etwas redseliger. „Nein, Jake, wir haben sie auch nicht gesehen. Wollte sie nicht im Tal eine neue Stelle antreten? Doreen und ich werden herausfinden, wo. Sobald Pickles seine nächste Impfung braucht, sehen wir sie dann ja auf jeden Fall.“
Großartig. Jetzt musste er auf Neuigkeiten warten, bis die Katze geimpft wurde. Und Toris Handynummer hatte er auch nicht.
Würde er denn anrufen? Nein. Ihr Lebewohl war deutlich gewesen, sie wollte nichts mit ihm zu tun haben.
Jake versuchte, nicht mehr an sie zu denken. Es war seine vierte Operation an diesem Tag. Der Patient, fettleibig und Diabetiker, sollte einen dreifachen Bypass bekommen, eigentlich ein Albtraum für das Team. Doch die Vitalwerte waren gut, die Überwachungsgeräte zeigten keine Auffälligkeiten an.
Im OP-Saal herrschte eine entspannte Stimmung, es wurde geredet und gescherzt. Jake schwieg, aber die Kollegen störten sich nicht daran. Das kannten sie schon von ihm.
Und er wollte es auch nicht anders haben … oder?
Allerdings hatte er dadurch auch Zeit zum Nachdenken, und gerade das war zurzeit nicht das Richtige für ihn.
Tori konnte nicht mehr sagen, wann sie das erste Mal daran gedacht hatte, aber sie wurde den Gedanken einfach nicht mehr los. Warum war sie bloß immer so müde?
Ihre Papiere waren verbrannt, und ihre Erinnerung war lückenhaft. Anderen, die oben auf dem Hügel alles verloren hatte, ging es ähnlich. Der Schock hatte Löcher in ihr Erinnerungsvermögen gesengt. Posttraumatische Belastungsstörung nannte man das wohl.
Aber das half ihr auch nicht weiter. Sie könnte ihre Ärztin anrufen …
Susie, wann habe ich mir die Spirale einsetzen lassen? Hätte ich sie nicht schon längst erneuern lassen müssen?
Als Erstes suchte sie im Internet nach Informationen. Was sie dort las, beruhigte sie nicht gerade.
Schutz vor Schwangerschaft besteht für drei Jahre, danach nimmt die Wirkung ab. Die Spirale muss vor Ablauf von drei Jahren ausgetauscht werden.
War sie schon über den Termin hinaus?
Sie beschloss, doch nicht anzurufen. Susie war nicht nur ihre Ärztin, sondern auch ihre Freundin, und das war das Problem. Tori konnte nicht einfach fragen, wann sie eine neue Spirale brauchte. Susie würde mehr wissen wollen.
Also wartete sie ab.
Drei Wochen nach Jakes Abflug hatte sich immer noch nichts getan. Heute war ihr zum ersten Mal nach dem Aufwachen so übel, dass sie nicht frühstücken mochte. Tori leinte die Hunde an und machte einen langen Spaziergang in die Stadt. Als sie wieder zu Hause war, ging sie mit den Schwangerschaftstests sofort ins Bad. Zur Sicherheit hatte sie zwei gekauft.
Sie starrte auf das Testfeld. Eine feine blaue Linie erschien.
Tori ließ den Streifen zehn Minuten nicht aus den Augen. Die blaue Linie blieb.
Um sicherzugehen, machte sie den zweiten Test.
Das Ergebnis war das gleiche.
Trotzdem empfand sie nicht die Verzweiflung, die sie erwartet hatte. Im Gegenteil, Tori war, als hätte sich in ihrem Herzen ein Funke entzündet, ein zartes, wärmendes Glücksgefühl, das schnell stärker wurde.
Sie trat auf die Veranda hinaus und blickte zu den entfernten Hügeln hinüber.
Du bist schwanger.
Sie war neunundzwanzig, sie hatte einen Beruf, mit dem sie gut verdienen konnte, und außerdem einen Haufen Geld von den Versicherungen.
Sie könnte ein Baby haben. Sie bekam ein Baby!
So wie Micki.
Plötzlich sah sie das lachende, glückliche Gesicht ihrer Schwester vor sich. „Tori, fühl doch. Es bewegt sich. Mein Baby bewegt sich.“
Sie legte die Hand auf den Bauch. Mein Baby.
Unbeschreibliche Freude erfüllte sie plötzlich.
„Wir bekommen ein Baby“, sagte sie zu den Hunden, nur um zu hören, wie die Worte klangen.
Nach so viel Tod und Zerstörung … Leben.
Sie trug Jakes Kind unter dem Herzen.
Ich muss es ihm erzählen, dachte sie. Sie konnte es ihm nicht verheimlichen. „Ruf ihn an“, flüsterte sie. „Noch heute Abend.“
Aber dazu fehlte ihr der Mut. Hatte sie ihm nicht versichert, dass sie nicht schwanger werden könnte? Er wird denken, dass ich ihn belogen hatte. Er wird denken …
Das Telefon
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