Julia Ärzte zum Verlieben Band 47
ein.
Seine Stimme klang rau und so unendlich erleichtert, dass Alice die Tränen in die Augen stiegen. Es schwang weder Zorn noch ein Vorwurf darin mit, wie es wohl bei vielen Eltern, wenn auch aus Sorge, der Fall gewesen wäre.
Alice spürte, dass Emmy Andrew alles bedeutete. Er würde keine Sekunde zögern, sein Leben für sie zu geben. Aber wenn Jake nicht gewesen wäre, hätte alles ganz anders und fürchterlich tragisch ausgehen können.
Alice begann zu zittern. Und das lag nicht nur daran, dass sie in ihrer pitschnassen Kleidung völlig durchgefroren war. Nein, sie waren nur knapp einer Katastrophe entkommen!
Jake war ein Held! Sie drehte sich zu ihrem Hund um, der am Ufer stand und sich das Wasser aus dem Fell schüttelte. Dann schaute er seine Herrin an und wedelte mit dem Schwanz.
Alice hockte sich neben ihn und umarmte ihn dankbar.
Andrew stand daneben, streifte sich mit einer Hand die Jacke ab und legte sie der zitternden Emmy um die Schultern. Er blickte zu Alice und Jake herab. „Jake …“ Seine Stimme brach, und er schloss kurz die Augen, während er um Fassung rang.
Alice versuchte zu lächeln und wollte ihm sagen, dass er nichts zu sagen brauchte. Sie verstand ihn auch so.
Mehr noch, sie war schuld an dem, was passiert war. Hätte sie ihn mit ihrer provozierenden Bemerkung nicht aufgehalten, hätte er eher nach seiner Tochter gesehen und verhindern können, dass sie in den Fluss fiel.
Aber sie konnte nicht lächeln. Ihre Zähne klapperten so sehr, dass sie kaum sprechen konnte. „S…Sie … b…bringen … Emmy … besser … n…nach Hause …“
„Kommen Sie mit uns“, bot Andrew an. „Ich mache sofort Feuer. Dann gibt es eine heiße Suppe.“
„N…ein.“ Alice schüttelte den Kopf. Sie schlang die Arme um den Oberkörper, weil sie am ganzen Leib wie Espenlaub zitterte. „Wir haben hier … alles.“
Bevor sie die Wäsche aufhängte, hatte sie ihren Bullerofen angeheizt, und im Cottage war es mollig warm. Sie hatte einen Stapel alter Handtücher im Schrank, mit denen sie Jake trocken frottieren konnte, während ihre Badewanne sich mit herrlich heißem Wasser füllte. Hauptsache, sie standen nicht länger herum und setzten sich der zunehmend kühleren Nachtluft aus.
Wie abgesprochen, marschierten sie beide los. Emmy hatte aufgehört zu weinen, schmiegte aber den Kopf noch immer an den Hals ihres Vaters, der leise mit ihr redete. Er schlug mit seinen langen Beinen einen kräftigen Schritt an, sodass Alice Mühe hatte zu folgen.
Als sie zum Cottage abbog, schien er es nicht einmal zu bemerken. Er eilte einfach weiter und dachte wohl nur daran, seine verängstigte Tochter heil und sicher nach Hause zu bringen.
Was natürlich völlig richtig war. Ohne Zweifel würde er Alice morgen bei der Arbeit danken. Vielleicht war er ja sogar so dankbar, dass er ihr ein bisschen mehr Zeit ließ, um sich eine neue Bleibe zu suchen.
Oder auch nicht. Er brauchte wirklich dringend jemand, der ihm half, auf sein Kind aufzupassen, bis Emmy gelernt hatte, sich in ihrem neuen Zuhause sicher zu bewegen.
Mit ihren klammen Fingern hatte Alice Mühe, die schwergängigen Wasserhähne zuzudrehen, als die Wanne endlich mit dampfendem Wasser gefüllt war. Auch bekam sie die nasse Kleidung kaum vom Körper. Sie verspürte eine merkwürdige Schwäche, als sie an der Reithose zerrte, die wie eine zweite Haut an ihr klebte. Frustriert hätte sie beinahe angefangen zu heulen.
„Reiß dich zusammen“, murmelte sie.
Nach etlichen vergeblichen Versuchen gelang es ihr schließlich. Der Rest war einfacher, und dann konnte sie sich endlich in die Badewanne gleiten lassen.
Im ersten Moment schnappte sie nach Luft, weil das heiße Wasser wie Feuer auf ihrer eiskalten Haut brannte, doch allmählich drang ihr die Wärme in alle Glieder. Es war wundervoll!
Schließlich waren auch die Finger warm genug, dass sie die Shampooflasche aufdrehen konnte. Alice wusch sich das Haar und tauchte unter, um es auszuspülen.
Nach und nach entspannte sie sich. Sie war in Sicherheit. Und Emmy auch, Gott sei Dank.
Unwillkürlich musste sie an den kurzen Augenblick denken, als Andrew sie und das Kind fest in seinen kräftigen Armen gehalten hatte. So musste es sich anfühlen, wenn man geliebt wurde …
Schon wieder brannten ihr die Augen. Was war nur mit ihr los? Alice Palmer war noch nie eine Heulsuse gewesen. Gab es Probleme, so packte sie sie an. Sie versuchte, das Beste aus ihrem Leben zu machen, und schaute lieber nach
Weitere Kostenlose Bücher