Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
Schutzengel.“
Aber es fühlte sich so an. Er hatte sie aus dem Hubschrauberwrack gerettet, ihre Verletzungen versorgt. Und er war sogar bereit, sie durch den Dschungel und über die Berge zu schleppen, wenn Becca es nicht aus eigener Kraft schaffte.
Sie war Jet sehr viel mehr schuldig als eine bloße Entschuldigung für ihre Unterstellungen und Vorwürfe von damals.
Mit gesenktem Kopf stapfte sie hinter ihm her und tat ihr Bestes, mit ihm Schritt zu halten, um das Tempo nicht allzu sehr zu verlangsamen.
Irgendetwas hatte sich verändert.
Im Laufe dieses kräftezehrenden Marsches, der nun schon so viele Stunden andauerte, war die Atmosphäre zwischen ihnen anders geworden. Ganz allmählich so, wie der Wald sich verändert hatte oder die Lufttemperatur gesunken war. Unmerklich zunächst, bis man plötzlich den Unterschied bemerkte.
Jet war dieser Unterschied in dem Moment aufgefallen, als Becca ihn angelächelt und sich bei ihm bedankt hatte. Denn das Lächeln war auch in ihren Augen gewesen. Eine Wärme, von der er geglaubt hatte, sie nie wiederzusehen.
Dieses Lächeln berührte Dinge in seinem tiefsten Innern, die er längst vergessen hatte. Ein Gefühl, das ihm fast wehtat. Aber irgendwie war es ihm auch willkommen, da es ihn dazu antrieb, immer weiterzugehen. Es half ihm dabei, die Erschöpfung und die zunehmenden Schmerzen in seinem Knöchel zu ignorieren.
Beccas Lächeln versetzte Jet zurück in die Vergangenheit. In eine Zeit, als das Leben noch schön war und die Zukunft voller Verheißung. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Jet sich damals einer Familie zugehörig gefühlt. Und Becca war ein wichtiger Teil dieser Familie gewesen. Ein intelligentes, lebhaftes Mädchen, das zu einer schönen jungen Frau heranwuchs und ihn nach ihrem Bruder für den tollsten Menschen der Welt hielt.
Jet hatte das genossen. Von Anfang an hatte er gemerkt, wie einsam sie war, und dass es in ihrem Leben eine Lücke gab, die er perfekt ausfüllte. In den ersten Ferien, als Matt ihn mit nach Hause auf das Anwesen der Hardings mitgenommen hatte, waren die Eltern die ganze Zeit weg gewesen. Auf irgendeiner Tagung in Ägypten, inklusive einer ausgedehnten Nil-Kreuzfahrt. Es war wohl eine zu gute Gelegenheit, um sich das entgehen zu lassen.
Becca und Matt waren es offensichtlich gewöhnt, von Personal betreut zu werden. Auf dem riesigen Gelände gab es auch Pferdeställe, wo Beccas Pony untergebracht war, einen Innen- und einen Außenpool, ein Heimkino und einen großen Billardtisch im Spielzimmer. Die Jungs konnten Geländemopeds fahren, was ihre Leidenschaft für Motorräder weckte, die sie später als „Bad Boys“ miteinander geteilt hatten.
Ein wahres Paradies für einen Jungen, das Jet auch die Chance bot, all die schönen Dinge des Lebens auszuprobieren, um die er andere bis dahin aus der Ferne beneidet hatte. Vor allem aber wusste er das wahre Geschenk hinter all dem zu schätzen.
Freundschaft und Familie. Das Gefühl, irgendwohin zu gehören. Und dass jemand zu ihm aufschaute, weil er wichtig war.
Es hatte Jet nie etwas ausgemacht, sich mit Becca zu beschäftigen, als sie noch klein war. Von ihr geneckt zu werden, war eine ganz neue Erfahrung für ihn. Und dass sie ihn auf sehr offensichtliche Weise manipulierte, weil sie unbedingt Zeit mit ihm verbringen wollte, hatte ihm gefallen. Von Matt schaute er sich ab, wie er ihr Necken erwidern konnte, aber beide hatten letztendlich immer nachgegeben, was sie sehr wohl wusste.
In der Schule waren die vier Jungen eine verschworene Gemeinschaft, und Jet hatte immer aufgepasst, dass diese Gemeinschaft niemals bedroht wurde.
Außerhalb der Schule bestand diese intensive Verbindung vor allem mit Matt und Becca. Eine absolute Loyalität und vollkommene Zufriedenheit, wenn sie alle drei zusammen waren.
Jet hätte dieses Gefühl nicht Liebe genannt. Jedenfalls handelte es sich nicht um die sentimentale, wohlig-warme Rührseligkeit, die viele Leute darunter verstanden. Es war eher wie eine Lebenskraft. Wie Sonne und Regen. Man konnte ohne sie auskommen, aber mit ihnen konnten Dinge wachsen und blühen, und das Leben wurde von einer öden Wüste zu einer Oase.
Allmählich flachte der Abstieg zur Schlucht hin ab. Bald würde es wieder aufwärtsgehen, und sein Instinkt sagte Jet, dass sie ihrem Ziel schon sehr viel näher gekommen waren. Ob sie es jedoch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen würden, war eine andere Sache. Demnächst mussten sie noch einmal haltmachen, etwas
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