Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
unten verschwindende Bach war ein Hinweis darauf, dass zwischen diesem und dem nächsten Hang eine Schlucht lag. Ein Rückschlag, den Becca wie eine Niederlage empfand.
Es konnte noch Tage dauern, bis sie ihr Ziel erreichten. Vielleicht würden sie dort ankommen und feststellen, dass die übrigen Inselbewohner bereits von dem Schiff evakuiert worden waren. Ob die Zentrale eine Suchmannschaft nach ihr und Jet losschicken würde? Oder nahm man dort an, dass sie beide mit dem Helikopter im Meer abgestürzt waren?
Sie sank auf den Erdboden, ihre Tasche noch immer fest umklammert. Jet setzte das Notfallpaket ab, nahm den Rucksack von den Schultern, streckte den Rücken und ging zu dem Bach.
Er wirkte nicht einmal müde, wodurch Becca sich noch schlechter fühlte. Sie hatte keine Kraft mehr, sich zu bewegen, und schaute ihm nur zu. Mit beiden Händen schöpfte er Wasser und spritzte es sich ins Gesicht. Danach ließ er sich etwas übers Haar und den Nacken laufen.
„Schon viel besser“, erklärte er befriedigt. Dann drehte er sich um und hob die Augenbrauen. „Du solltest es mal ausprobieren.“
„Mmm.“ Ihre Beine fühlten sich weich wie Wachs an, als sie versuchte aufzustehen.
War diese Schwäche allein ihrer Erschöpfung zuzuschreiben? Oder hatte sie auch etwas damit zu tun, wie Jet jetzt aussah? Die Haare nass und zerwühlt, als käme er gerade aus der Dusche.
Mit ausgestreckter Hand stand er vor ihr, um Becca aufzuhelfen. „Trinken würde ich es jetzt noch nicht“, meinte er. „Ich hab ein paar Wasseraufbereitungstabletten dabei, die wir vorher benutzen sollten.“
Seine Hand fühlte sich fest und warm an, und als er sie damit hochzog, ging es auf einmal ganz leicht. Die tiefe Enttäuschung, dass sie noch immer so weit von ihrem Ziel entfernt waren, ließ etwas nach. Durch Jets Berührung schien neue Kraft in Becca einzuströmen.
Das kalte Wasser war wunderbar, auch als es ihr über den Nacken in den Fluganzug tropfte. Wieder und wieder schüttete sie es sich ins Gesicht, während Jet einen dafür vorgesehenen Plastikbeutel mit dem Wasser füllte und eine Tablette hineinwarf. Dann stellte er den Beutel auf einen Felsen, damit die Tablette sich auflösen konnte, und Becca setzte sich hin, um sich auszuruhen.
„Ich hab die Überlebensausrüstung in meinem Rucksack noch nie gebraucht“, sagte Jet. „Da sind viele nützliche Sachen dabei.“
Sie beugte sich vor. „Zum Beispiel?“
„Diese Wasserreinigungstabletten. Ein gutes Multifunktionswerkzeug. Ein Feuerzeug. Und … Mal gucken, was hier drin ist.“ Er öffnete einen weiteren wasserdichten Beutel.
„Ein Lagerfeuer brauchen wir bestimmt nicht.“
„Kommt drauf an, wie weit wir bei Einbruch der Dämmerung sind. Es wäre vermutlich keine gute Idee, im Dunkeln auf den Felsen herumzukraxeln.“
Er glaubte also auch, dass es möglicherweise noch lange dauerte, bis sie die Station erreichten. Aber es schien ihn nicht im Geringsten zu stören. Jet betrachtete es einfach als eine Gegebenheit, mit der sie fertig werden mussten.
„Ist da vielleicht Schokolade drin?“, fragte Becca hoffnungsvoll.
„Noch was viel Besseres. Müsliriegel.“ Er hielt einen hoch. „Könnte allerdings ein bisschen alt sein.“
„Er schmeckt sicher hervorragend. Danke.“ Becca nahm den Riegel, ohne ihn jedoch aufzureißen. „Aber zuerst brauche ich was zu trinken. Im Moment bin ich dermaßen ausgetrocknet, dass ich nichts runterschlucken kann.“
Prüfend hielt Jet den durchsichtigen Wasserbeutel gegen das Licht. „Das dürfte jetzt gut sein. Unten am Boden ist ein Ventil. Zieh es raus und saug daran, wie bei einer Trinkflasche.“
Es war die köstlichste Flüssigkeit, die Becca jemals getrunken hatte.
„Langsam“, riet Jet. „Nicht runterstürzen.“
Um ihm einen vernichtenden Blick zuzuwerfen, schaute sie zur Seite, während sie trank. Verblüfft merkte sie, dass er sie eindringlich musterte. Seine Miene wirkte jedoch ausdruckslos. Plötzlich war ihr Durst gestillt. Sie ließ den Arm sinken und hielt Jet den Wasserbeutel hin.
„Ich fülle ihn noch mal, bevor wir weitergehen. Unterwegs finden wir bestimmt wieder was“, sagte er.
Becca ertappte sich dabei, dass sie ihn genauso intensiv beobachtete wie er sie. Eigentlich hätte sie sich mittlerweile an dieses merkwürdig unruhige Gefühl in ihrem Magen gewöhnen sollen. Aber es wurde immer stärker. Schon wieder musste sie an den Kuss damals denken.
Jet war überrascht gewesen, das hatte sie sofort
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