Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
trinken und auch wieder Masken aufsetzen, denn die Luft veränderte sich. Aber erst wollte er noch ein Stück weitergehen.
Es war nicht so, dass es diese Lebenskraft in seinem Leben jetzt nicht mehr gab. Er bekam sie von Rick und Max. Ebenso wie von Ellie, Sarah und den Kindern. Die kleine Mattie und Josh, Sarahs Neffe. Dass diese Kinder inzwischen zum inneren Kreis der „Bad Boys“ gehörten, war für Jet wunderbar, auch wenn er es nie zugegeben hätte. Sie gewährten ihm einen Blick zurück in die Vergangenheit, so wie Beccas Lächeln.
Doch zugleich schmerzte es ihn, denn die Zeit ließ sich nicht zurückdrehen. Becca hatte ihn zehn Jahre lang gehasst. Ein einziges Lächeln musste noch lange nicht heißen, dass sich das geändert hatte. Im Grunde schmerzte nicht die Erinnerung, sondern die Hoffnung, dass Becca ihre Meinung über ihn geändert hatte und er dieses familiäre Zusammengehörigkeitsgefühl zurückgewinnen könnte. Eine Hoffnung, die mit Sicherheit zerstört würde, falls er ihr zu viel Raum schenkte.
Jet blieb nicht einmal stehen, als sie die Talsohle hinter sich ließen und einen noch steileren Aufstieg vor sich hatten.
Das Tageslicht begann zu verblassen, doch Becca merkte es kaum.
Sie war wie betäubt. Mechanisch setzte sie einen Fuß vor den andern und versuchte, oft genug zu atmen, um das brennende Gefühl in ihrer Brust möglichst gering zu halten. Es wäre vermutlich hilfreich gewesen, die Sonnenbrille abzunehmen. Aber ihre Augen taten weh von der staubigen Luft. Als sie vor einer ganzen Weile kurz haltgemacht hatten, um den letzten Rest des Wassers aus dem Plastikbeutel zu trinken, hatte Jet sie beide mit frischen Mundschutzmasken versorgt.
Das schien schon eine Ewigkeit her zu sein, und Becca hatte längst jedes Zeitgefühl verloren. Ihr Gehirn fühlte sich genauso taub an wie ihr Körper. Dennoch ging sie immer weiter. Sonst würde Jet sie tragen, obwohl seine Muskeln bestimmt auch so schmerzten wie ihre. Er zog tatsächlich ein Bein nach. Einmal hatte sie mitbekommen, wie er sekundenlang die Augen zusammenkniff, um den Schmerz auszublenden, nachdem er den betreffenden Knöchel beim Klettern zu sehr belastet hatte.
Beim nächsten Halt wollte Becca schauen, ob sie ihm den Knöchel bandagieren konnte.
Falls sie jemals wieder haltmachten. Mittlerweile mussten sie dem nächsten Bergkamm schon recht nahe sein. Hoffentlich würden sie von dort aus die Station sehen, denn sie brauchten dringend Wasser, Nahrung und Ruhe. Vor allem könnten sie dann von dort aus zusammen mit allen anderen gerettet werden.
Momentan war es eine echte Herausforderung, aufrecht zu bleiben. Becca rutschte aus, oder vielleicht gaben auch nur ihre Beine nach. Um sich festzuhalten, packte sie einen struppigen Busch. Doch der war auch locker, sodass sie ihn aus der Erde riss.
Der gesamte Berg schien zu zittern. Er bewegte sich. Becca lag auf Händen und Knien. Da sie dabei die Tasche mit den Erste-Hilfe-Utensilien verlor, fielen mehrere Sachen heraus und rollten den Abhang hinunter. Saubere weiße Bandagen, die in der zunehmenden Dämmerung wie helle Flecke leuchteten. Becca hörte ein Dröhnen, das immer lauter wurde, und glaubte, ohnmächtig zu werden. Sie war am Ende ihrer Kräfte.
Jet packte sie an den Oberarmen und zog sie hoch.
„Nein! Lass mich“, protestierte sie. „Geh einfach weiter.“
Statt einer Antwort schleppte er sie mit und ließ das Notfallpaket liegen. Das Dröhnen nahm stetig zu, und die Nacht schien auf einmal lebendig zu werden. Die Dinge um sie herum bewegten sich. Dann wurde alles in ein unheimliches rot glühendes Licht getaucht.
Irgendetwas krachte in die Bäume neben ihnen.
Jet stieß einen derben Fluch aus, beschleunigte seine Schritte, und Becca musste aufpassen, dass sie nicht erneut stürzte.
„Jet!“
„Mach schon, Becca! Wir müssen einen Unterschlupf finden. Das war ein Felsbrocken.“
Wieder ertönte ein lautes Krachen. Das Knirschen von Gestein auf Gestein. Ein Funkenregen und dann der Geruch nach Verbranntem.
Es war erstaunlich, was ein Adrenalinstoß bewirken konnte. Erschöpfte Muskeln bekamen plötzlich neue Energie, und Becca konnte wieder klar denken.
Der Vulkan brach aus und schleuderte Felsbrocken in den Himmel, die in ihrer unmittelbaren Nähe aufschlugen. Tödliche Waffen, einige davon so groß wie ein kleines Auto.
So dicht unterhalb des Bergkamms war der Wald verschwunden. Hier wuchsen nur wenige Bäume, und die kahlen Gesteinsformationen boten
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