Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
wäre unsere Beziehung rein platonisch“, fügte er hinzu. „Also … abgemacht?“
„Selbstverständlich nur platonisch, aber …“ Sie unterdrückte ein Gähnen.
„Ich lasse dich jetzt weiterschlafen.“ Das klang fast reumütig. „Kurier dich erst einmal aus, und dann sehen wir weiter. Kann ich dir noch etwas bringen?“
Ihr Verstand drängte sie, aus dem Bett und aus dem Leben dieses Mannes zu verschwinden. Und zwar sofort. Aber dann müsste sie diese herrlichen Kissen verlassen … Und … hatte er nicht gerade gefragt, ob sie etwas brauchte? Oh, am liebsten hätte sie jetzt …
„Eine Tasse Tee?“, murmelte sie zaghaft.
Luke lächelte breit. „Dein Wunsch ist mir Befehl.“
Fünf Minuten später hatte er ihr die Kissen aufgeschüttelt, einen Tee und eine zusätzliche Decke gebracht. Nächtliche Dunkelheit senkte sich auf das Apartment. Ein letzter Gedanke schwebte ihr durch den Kopf, bevor Lily erschöpft einschlief.
Ich bin die Zweckgeliebte von Luke Williams.
Lily schlief fast vierundzwanzig Stunden lang. Tagsüber tauchte gelegentlich Mrs Henderson an ihrem Bett auf, mit einer Tasse Tee oder einem weich gekochten Ei und Toast. Und mit ein paar behutsamen Fragen.
Woher sie denn käme? Wie lange sie „unseren reizenden Dr. Williams“ schon kennen würde? Ob sie verlobt wären?
Sie gab sich schüchtern. Oder schläfrig – was nicht allzu schwierig war.
Dann schlief sie weiter.
Die letzte Woche war furchtbar anstrengend gewesen. Nein, sie war nur die Krönung langer, schwieriger Jahre. Lily hatte sich um ihre Mutter gekümmert, ein Vollzeitjob … neben ihrer Arbeit.
Ihre Mutter wusste nicht, wo sie war, und sie konnte sie auch nicht erreichen. Nachdem Lily die Stadt verlassen hatte, war sie noch einmal ausgestiegen, auf der Landzunge, von wo aus man über die Bucht blicken konnte. Dort holte sie ihr Handy aus der Tasche und schleuderte es in hohem Bogen über die Klippe.
Sie hatte genug von den großen und kleinen Dramen im Leben ihrer Mutter. Ihre Liebhaber, ihre unglücklichen Affären, die Verachtung, die ihr in Lighthouse Cove entgegenschlug, selbst ihr Gejammer, wenn sie nicht wusste, wie sie die Mikrowelle bedienen sollte – all das ging Lily nichts mehr an. Vorerst jedenfalls nicht.
Sie lag in Lukes Bett, ohne Handy, und ihre Mutter wusste nicht, wo sie war. Lily fühlte sich schwerelos, wie von einer drückenden Last befreit.
Der Preis für dieses herrliche Gefühl war, dass sie sich als Lukes Geliebte ausgab, und er erschien ihr nicht zu hoch. Zumal Luke sich strikt an die Abmachungen hielt. Er hatte im Wohnzimmer geschlafen und alles aufgeräumt, bevor er zur Arbeit ging, damit bei Mrs Henderson nicht der Hauch eines Verdachts aufkam, sie hätten getrennt geschlafen.
Lily blickte auf das grandiose Panorama, das der Hafen von Sydney bot. Sonnenlicht glitzerte auf dem Wasser, am strahlend blauen Himmel war keine Wolke zu sehen.
Vier Tage, dachte sie. Vier Tage Nichtstun. Vier Tage Ausruhen.
„Wie lange geht das schon? Warum hast du uns nichts erzählt? Wo hattest du sie die ganze Zeit versteckt? Und wo ist sie jetzt?“
Luke wurde von allen Seiten belagert. Was noch untertrieben war …
Dabei waren seine Donnerstage voll genug mit Operationen, die all sein Geschick und seine Erfahrung forderten. Donnerstags operierte er Kinder. Heute stand auch die vierjährige Ruby May Ellington für eine Hauttransplantation am linken Oberschenkel auf seiner Liste. Ruby May war als siamesischer Zwilling zur Welt gekommen, ihre Schwester bei der Geburt gestorben. Damals hatte man die Kinder sofort getrennt. Für die Vorbereitung von Hautlappenplastiken war keine Zeit gewesen, sodass sich die Kleine seitdem mehreren Eingriffen unterziehen musste.
Mit diesem Kind verband Luke eine besondere Erinnerung. Hannah war an dem Abend gestorben, als er und sein Team Ruby das Leben gerettet hatten.
Auch heute war er konzentriert in seine Aufgabe vertieft. Nur manchmal schweiften seine Gedanken ab, und er dachte an die Frau, die er in seiner Wohnung zurückgelassen hatte. Nach einer Magenkrankheit wäre jeder schlapp, aber ein Gefühl sagte ihm, dass bei Lily noch mehr dahintersteckte. Sie war zu müde, zu erschöpft … von Schatten umgeben.
Sie läuft vor etwas davon, dachte er. Aber wovor?
Er arbeitete weiter, doch die Fragen ließen ihm keine Ruhe.
Anderen anscheinend auch nicht.
„Warum hast du uns nichts von ihr erzählt?“ Teo, der Chefarzt der Pädiatrie, ein stattlicher
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