Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
und das gilt nicht nur für körperliche, sondern auch für emotionale Belastungen.“
„Ich weiß, was ich tue, Gabe.“ Lächelnd fügte sie hinzu: „Und wenn du mich zwingst, morgen früh in die Maschine zu steigen, komme ich mit Sheldon wieder zurück.“
Gabe lachte leise und zog sie an sich. „Es ist zwar wider besseres Wissen, aber gut, du kannst bleiben.“
„Danke, Chef.“
Das kam so trocken heraus, dass Gabe ein Lächeln unterdrücken musste. „Bleibst du nur wegen der Patienten und der Kinder – oder gibt es noch einen anderen Grund?“ Er sah ihr in die Augen, wagte aber noch nicht zu hoffen, dass sie ihre Meinung bezüglich der Scheidung geändert hatte.
„Ach, ich weiß nicht“, antwortete sie leichthin. „Vielleicht würdest du mir fehlen? Ich bin mir nicht sicher.“
„Und wann weißt du es genau?“
„Morgen … oder nächste Woche …“
„Oder jetzt gleich?“ Er beugte sich vor und strich mit den Lippen sanft über ihren weichen Mund. Aber schon bald genügte ihm die zarte Berührung nicht mehr. Lag es am romantischen Mondlicht oder an dem schweren Duft der Blüten, der in der Luft hing? Gabe konnte nicht anders, er vertiefte den Kuss und verführte Leah zu leidenschaftlichen Liebkosungen. Vielleicht war er froh, dass sie blieb, oder er wollte die letzte ungestörte Nacht bis zu ihrem Abflug nutzen. Was es auch war, er wollte mehr und spürte, dass es ihr genauso ging.
„Ja“, flüsterte sie atemlos. „Jetzt gleich …“
Ungestüm riss er sie an sich, wollte sich verlieren in den lustvollen Zärtlichkeiten, die sie ihm anbot. Dies war der Moment, auf den er solange gewartet hatte!
„Dr. Gabriel! Dr. Gabriel?“
Leah unterbrach den Kuss. „Du wirst gebraucht.“
Gabe stöhnte unterdrückt auf. „Sieht ganz so aus.“
„Vielleicht ist es ja schnell erledigt.“ Das klang hoffnungsvoll. Auch wie sie auf ihn reagiert hatte, weckte eine neue Zuversicht in ihm. Vielleicht sah Leah endlich wieder nach vorn. Vielleicht wollte sie doch mit ihm zusammenbleiben. Der Gedanke milderte seinen Groll, dass sie unterbrochen worden waren.
„Würdest du darauf wetten?“
Sie lächelte. „Nein, aber schön wäre es schon.“
Ein Teenager tauchte auf der Lichtung auf. „Dr. Gabriel, Sie sollen sofort zu Ben kommen!“
„Tut mir leid, dass ich dich verlassen muss, Leah“, sagte Gabe bedauernd. „Die Pflicht ruft.“
„Kein Problem. Ich bin Arztfrau, schon vergessen?“
Leah streckte sich auf der dünnen Matratze aus. Gabes Bettseite war immer noch leer. Zwei Stunden lang hatte sie auf ihn gewartet, dann war sie schlafen gegangen. Inzwischen war es fast Mitternacht, was bedeutete, dass es ein ernster Fall sein musste.
Sie drehte sich auf die Seite, schmiegte sich ans Kopfkissen und dachte über den Abend nach. Bilder von der mondbeschienenen Lichtung tauchten vor ihrem inneren Auge auf, und sie spürte wieder Gabes warme, forschende Lippen auf ihrem Mund, atmete den betörenden Duft der Blumen … Sie war wie verzaubert gewesen, verloren in einer sinnlichen Welt, zu der nur sie und Gabe Zutritt hatten.
Er hatte ihr erzählt, dass er ihretwegen so auf die Adoption gedrungen hatte, aber erst heute hatte sie ihm glauben können. Und zum ersten Mal fragte sie sich, ob sie sich nicht auch in anderen Dingen geirrt hatte. Zum Beispiel in der Annahme, dass eine Trennung das Beste wäre …
Die Tür ging auf, und vom Flur fiel Licht herein.
„Du bist ja wach“, sagte Gabe erstaunt.
„Gerade eben.“ Sie unterdrückte ein Gähnen. „Was ist los?“
Er zog an der Bettdecke. „Ich brauche eine OP-Schwester.“
„Eine OP-Schwester? Seit meiner Ausbildung habe ich nicht mehr im OP gearbeitet.“
„Womit du immer noch höher qualifiziert bist als alle anderen Schwestern hier.“ Er warf ihr ihre Jeans und ein T-Shirt zu. „Komm, aufstehen, Schlafmütze.“
Leah rollte sich aus dem Bett und zog sich die Jeans an. „Was für eine Operation?“
„Appendektomie.“
„Jemand, den wir kennen?“
„Nein. Ein fünfjähriger Junge. Bekam vor zwei Tagen starke Bauchschmerzen, die immer schlimmer wurden. Die letzten Stunden habe ich ihn lediglich beobachtet, weil die Symptome nicht mit der klassischen Blinddarmentzündung übereinstimmten, aber jetzt hat er noch hohes Fieber bekommen. Ich will nicht länger warten.“
„Könnte der Blinddarm perforiert sei?“
„Das wollen wir nicht hoffen. Hier sind deine Schuhe.“
Sie schlüpfte hinein und folgte ihm durch das
Weitere Kostenlose Bücher