Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
Stein ins Bett, schmiegte sich an Gabe und schlief die wenigen Stunden bis zum Morgen wie betäubt. Am nächsten Tag ging es im selben Tempo weiter.
Hector fühlte sich inzwischen besser, aber Gabe riet ihm, sich zu schonen, damit er bei Kräften war, wenn er wieder allein auf sich gestellt war.
Am späten Nachmittag verließ sie die Klinik, nachdem sie mit Gabe zusammen einen Mann mit schweren Verbrennungen versorgt hatte. Da hastete ein junges Mädchen auf sie zu.
„Señora!“, rief es atemlos. „Kommen Sie, schnell!“
In Ciuflores jagte anscheinend eine Katastrophe die nächste. „Was ist passiert?“
„Die Hebamme ist krank, meine Schwester braucht dringend Hilfe. Wir müssen uns beeilen.“
Ich soll ein Baby auf die Welt holen?, dachte Leah entsetzt. Sie drehte sich zum Krankenhaus um. „Ich hole Dr. Gabr…“
Der Teenager zerrte an ihrem Arm. „Keine Zeit, wir müssen sofort los!“
Leah warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Klinik, wo Gabe wahrscheinlich gerade genauso gefordert war wie sie, und eilte mit dem Mädchen los.
Das Haus der Familie stand am Ende des Dorfes. Kaum hatte sie es betreten, war sie mittendrin in einer Situation, vor der sie sich immer gefürchtet hatte: Die junge Mutter, höchstens achtzehn Jahre alt, lag in den Wehen und stöhnte vor Schmerzen. Ihr Mann war blass und sah aus, als würde er gleich umkippen. Um ihn abzulenken, schickte Leah ihn los, damit er Gabe Bescheid sagte.
Nach einer kurzen Untersuchung bestätigte sich ihr Verdacht. Der Muttermund war voll geöffnet, bald würde das Kind da sein.
Sie wandte sich an das Mädchen. „Wie heißt du?“
„Isabella. Meine Schwester ist Regina.“
„Okay, Isabella. Ich brauche heißes Wasser und Decken. Kannst du mir das schnell besorgen?“
„Sí.“ Sie nickte eifrig. „Ich habe auch beim letzten Mal geholfen.“
„Beim letzten Mal?“, wiederholte Leah. Wie beruhigend zu wissen, dass Regina schon einmal ein Kind zur Welt gebracht hatte. „Dann hat sie schon ein Baby?“
„Nein, es wurde tot geboren.“
Ihre Erleichterung schwand augenblicklich. Jetzt verstand Leah auch, warum die jungen Eltern voller Angst waren. Aber ich darf nicht kneifen, dachte sie und zwang sich zur Ruhe. Sie war zwar keine Hebamme, konnte jedoch wenigstens helfen, bis Gabe kam. Du musst und wirst es schaffen .
Noch während sie sich die Hände wusch und mit Isabellas Hilfe das Laken wechselte, wurden die Abstände zwischen den Wehen rasch kürzer. Dann war der Kopf des Babys zu sehen, und Leah hoffte inständig, dass es keine Komplikationen gab.
Unruhig warf sie einen Blick zur Tür, von Gabe keine Spur. Sie blieb allein auf sich gestellt.
Sanft sprach sie auf die werdende Mutter ein. Sie wusste nicht, ob Regina sie überhaupt verstand, aber sie hatte den Eindruck, dass sie sie ein bisschen beruhigen konnte.
Mit der nächsten Presswehe erschien der Kopf des Babys. Noch während Leah Näschen und Mund von Schleim säuberte, kam Gabe herein.
„Du scheinst ja alles unter Kontrolle zu haben“, meinte er anerkennend und schob Isabella behutsam beiseite, bis er neben Leah stand.
„Bin ich froh, dass du da bist!“, rief sie erleichtert. „Dann kannst du jetzt übernehmen.“
„Ach, das schaffst du schon allein, wie ich sehe“, erwiderte er und machte keine Anstalten, ihren Platz einzunehmen. „Ich schaue dir über die Schulter und führe dich durch den Rest.“
Er sagte ein paar Worte auf Spanisch zu Regina, sie presste nochmals, eine Schulter wurde sichtbar, dann die zweite, bis der winzige Körper schließlich in Leahs Hände glitt. Das Baby fing sofort an zu brüllen.
„Sie hat eine Tochter.“ Es war ein bewegender Moment, aber Leah hatte keine Zeit, dem nachzuspüren.
Während sie die Nabelschnur durchtrennte, lag die junge Mutter mit schweißbedecktem Gesicht da und redete in rasend schnellem Spanisch auf Gabe ein. Er antwortete ruhig und sagte dann zu Leah: „Sie hatte große Angst.“
„Zu Recht. Ihr erstes Kind war eine Totgeburt.“
Der Apgar-Test ergab hervorragende Werte. Leah windelte den Säugling und wickelte ihn in ein wärmendes Tuch, um ihn der Mutter zu bringen, die schon ungeduldig wartete.
Als Mutter und Kind versorgt waren, verließen Gabe und Leah das kleine Haus.
„Willst du jetzt noch Hebamme in deinen Lebenslauf schreiben?“, neckte Gabe sie.
„Ganz bestimmt nicht. Ich kümmere mich lieber um Herzinfarkte, Schusswunden und Stichverletzungen. Das ist nicht so nervenaufreibend.
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