Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
Seite gewichen, hatten ihre Eltern erzählt. Die starken Schmerzmittel hatten ihre Erinnerung getrübt, aber als sie wieder klar denken konnte, war er nicht mehr da gewesen.
Ein Abfahrtsrennen in der Schweiz sei der Grund gewesen, aber in Wirklichkeit war seine angebliche Liebe zu ihr erloschen. Kein Besuch, kein Brief, nicht einmal eine SMS, dachte sie bitter.
Luke hatte später bei den Commonwealth Games eine Bronzemedaille gewonnen, und kurz danach seine Verlobung mit einer anderen Sportlerin aus dem Nationalkader bekannt gegeben.
Es war ihr inzwischen egal gewesen, was sie fast ein wenig erstaunte. Und inzwischen hatte sie sich schließlich für eine Karriere und gegen Mann und Kinder entschieden.
Hatte sie das tatsächlich?
Pünktlich um halb acht traf Julie bei Caroline und Pierre ein. Es schneite ganz leicht, und Julie spürte einen Anflug von Sehnsucht nach ihren geliebten Bergen. Nur auf der Piste fühlte sie sich ganz frei und ungehemmt.
Der Schnee war bestimmt fantastisch. Es traf sich gut, dass sie das kommende Wochenende frei hatte. Wenn sie Freitagabend losfuhr und sich in ihrem bevorzugten Bed & Breakfast einmietete, hatte sie den gesamten Samstag und sogar Sonntagvormittag zur Verfügung.
Als Pierre die Tür öffnete, stockte ihr kurz der Atem. Er sah in dem T-Shirt und den verwaschenen Jeans verdammt gut aus, auf eine fast irritierende Weise. Seine dunklen Haare waren noch von der Dusche nass, und als Julie an ihm vorbeiging, nahm sie den Geruch seines teuren Rasierwassers wahr.
Er lächelte sie an, und ihr Herz setzte kurz aus. Reiß dich zusammen! ermahnte sie sich. Ich bin nicht zum Spaß hier, sondern aus einem anderen Grund.
Er führte sie ins Wohnzimmer. Der Raum war sehr geschmackvoll eingerichtet. Komfortable Sofas standen neben Antiquitäten, und im offenen Kamin prasselte ein Feuer. Julie wärmte dankbar ihre Hände.
Ihr Blick fiel auf ein Landschaftsgemälde einer schottischen Künstlerin, die sie sehr mochte. Sie hatte sich nie eines ihrer Bilder leisten können.
„Ich liebe diese Künstlerin – Iona McGruther, nicht wahr?“ Julie ging näher an das Gemälde heran und bewunderte die kräftigen Farben und den sicheren Pinselstrich.
„Schön, dass es Ihnen gefällt. Iona ist …“ Ein Schatten fiel über sein Gesicht. „… war Carolines Mutter“, fuhr er leise fort.
Julie sah ihn erschrocken an. „Es tut mir leid! Ich wusste nicht …“ Sie schüttelte traurig den Kopf. „Sie war eine fantastische Malerin. Was für ein Verlust.“
„Caroline hat es Ihnen also gesagt?“, fragte er.
„Sie hat nur erzählt, dass ihre Eltern vor Kurzem umgekommen sind und dass Sie deshalb nach Schottland gekommen sind, um auf sie aufzupassen.“
Pierre stand neben ihr. Er seufzte. „Iona hat hauptsächlich als Innenarchitektin gearbeitet. Sie war gerade dabei, in der Kunstwelt den Durchbruch zu erzielen“, erzählte er. „Dabei hatte sie schon lange gemalt – schon vor Carolines Geburt. Sogar bevor sie meinen Bruder kennenlernte.“
Julie sah ihn von der Seite an. „Was ist passiert?“, erkundigte sie sich vorsichtig.
Er schüttelte den Kopf und schloss die Augen, als wolle er nicht, dass sie sehe, was in ihm vorging. Langsam ging er zu einem der Beistelltische und nahm eine Fotografie in die Hand.
Der selbstsichere, zu einem schnellen Flirt aufgelegte Chirurg war verschwunden – an seine Stelle war ein Mann getreten, dessen Herz gebrochen worden war. Der Verlust seines Bruders und seiner Schwägerin hatte ihn offensichtlich schwer getroffen.
„Ein Flugzeugabsturz. Mein Bruder ist selbst geflogen. Sie hatten mich in Frankreich besucht und waren auf dem Rückweg. Das Wetter schlug plötzlich um. Man hat nie herausgefunden, was die genaue Ursache für das Unglück war“, berichtete er in knappen Worten. Sein Blick schweifte in die Ferne.
„Darf ich?“ Julie nahm ihm das Foto aus der Hand. Es war eine Porträtaufnahme einer Frau von Mitte dreißig und eines Mannes. Pierres Bruder lächelte seine Frau auf dem Bild an, als ob sie den Schlüssel zu seinem Herzen besaß. Sie wiederum erwiderte seinen Blick mit ebenso grenzenloser Bewunderung und Liebe.
Julie konnte sofort erkennen, wie ähnlich Caroline ihrer Mutter sah. Die gleiche schmale Nase, hohen Wangenknochen und sinnlichen Lippen.
„Caroline hat das gute Aussehen ihrer Eltern geerbt“, sagte sie. „Sie waren ein wunderschönes Paar. Es muss Caroline das Herz gebrochen haben, beide zu verlieren, und so
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