Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
Freundin sie. „Weißt du, wie viele Frauen dafür über Leichen gehen würden?“
„Es ist kein romantisches Rendezvous“, sagte Julie sachlich. „Der einzige Grund für die Einladung ist seine Nichte. Glaub bloß nicht, dass dahinter irgendetwas anderes steckt.“
„Komm schon, Julie“, rief Kim. „Du bist so auf deine Narbe fixiert, dass du völlig vergisst, was für eine bildschöne Frau du bist. Man sieht die Narbe kaum – aber du willst mir ja nicht glauben. Deine Wangenknochen, deine Lippen, alles perfekt!“
Das war jetzt das zweite Mal, dass man sie als schön bezeichnet hatte. Julie sah in den Spiegel. Ihre grauen Augen waren ganz in Ordnung, aber ihren Mund hatte sie immer zu groß gefunden. Die kastanienbraunen Haare waren nicht schlecht – um sich dahinter zu verstecken, dachte sie grimmig.
Nein! Ich war nie schön und bin es auch jetzt nicht! Aber es war lieb von ihrer Freundin, ihr solche Komplimente zu machen.
„Wenn ich so perfekt bin, wundert es mich, dass die Verehrer an meiner Tür nicht gerade Sturm klingeln“, gab Julie zu bedenken.
„Was ist mit Dave? Und Simon? Und Dan?“
„Die waren nicht mein Typ. Und drei Männer in drei Jahren, das nenne ich nicht gerade stürmisch!“, protestierte sie.
„Du bist aber auch so was von wählerisch! Wenn du den Männern nicht dermaßen die kalte Schulter zeigen würdest, stünden sie zu Hunderten vor deiner Tür!“
Julie lachte nur. „So ein Quatsch!“
Kim selber war außerordentlich attraktiv mit ihrem dunklen Teint, den schwarzen Locken und ihrer quirligen Persönlichkeit. Julie wusste aber, dass ihre Freundin nur Augen für ihren Ehemann hatte. Sie beneidete sie ein wenig um diese große Liebe.
„Also, was ist jetzt der Grund für das Abendessen?“, fragte Kim. „Was hat er ganz genau gesagt?“
„Einfach, dass Caroline sich freuen würde, wenn ich mit ihnen esse. Ich habe den Eindruck, dass die Beziehung zu seiner Nichte nicht ganz unproblematisch ist.“ Julie bürstete sich die Haare. „Er möchte wohl jemanden als Puffer dazwischen haben. Caroline trauert immer noch um ihre Eltern. Du solltest das Mädchen sehen, Kim. Sie ist eine verlorene Seele. Sie erinnert mich so sehr an meine eigene Zeit als Teenager.“
„Du konntest noch nie widerstehen, wenn du eine hilfsbedürftige Person vor dir hast, oder?“, fragte Kim mit einem neckischen Grinsen. „Du sammelst sie geradezu. Schau dir Richard an!“
„Stimmt doch gar nicht!“, fuhr Julie auf. „Richard ist einfach ein netter Typ. Er gehört jetzt irgendwie zur Familie. Er, du, die Arbeit, das reicht mir schon, um glücklich zu sein.“ Sie nahm Kim in den Arm. „Ich brauche keinen Mann in meinem Leben.“
„Das sagst du immer, Julie.“ Kim wurde ernst. „Ich glaube, du willst einfach nicht riskieren, wieder verletzt zu werden. Aber du kannst dich nicht ewig vor dem Leben verstecken.“
Julie schnitt eine Grimasse, doch Kim war noch nicht fertig. „Wie alt ist denn der hübsche Pierre?“, fragte sie.
„So Anfang vierzig? Wenn man seine jetzige Position bedenkt“, antwortete Julie resigniert.
„Er ist in der Fachwelt ziemlich bekannt. Und außerdem sehr reich. Verheiratet ist er nicht, wie es heißt. Er ist also perfekt für dich, Julie!“
„Wie oft muss ich es dir noch sagen, er wäre der Letzte, der sich für mich interessiert. Und außerdem ist er nicht mein Typ.“
„Ach nein?“ Kim hatte im Schrank ein einfaches, aber gut geschnittenes Kleid gefunden und warf es Julie zu. „Hier, das bringt deine langen Beine zur Geltung. Erzähl mal, was an ihm ist denn nicht dein Typ? Was gefällt dir nicht? Man kann wohl kaum sagen, dass er zu unreif wirkt, oder?“
Julie zog das Kleid an. Es war eines ihrer Lieblingsstücke. Sie sah darin elegant aus, ohne übertrieben zurechtgemacht zu wirken.
„Erstens, er ist reich. Warum? Weil er die Frauen überredet, sich im Gesicht herumschnippeln zu lassen. Zweitens, er ist ledig. Wie kommt das wohl? An mangelnder Gelegenheit dürfte es ihm nicht fehlen. Drittens … bestimmt gibt es noch einen dritten Grund, aber ich komme jetzt gerade nicht darauf.“
Julie fragte sich im Inneren, ob sie ganz ehrlich war. Der Hauptgrund, warum ich nicht auf diese Weise an ihn denken will, ist, dass es sowieso sinnlos ist.
Ihr Herz war bereits einmal von einem Mann gebrochen worden, von dem sie geglaubt hatte, dass er sie ohne Wenn und Aber liebte.
Als sie nach dem Unfall im Koma lag, war Luke tagelang nicht von ihrer
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