Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
Schnee“, sagte Pierre überrascht. „Ich würde es gerne mit eigenen Augen sehen, wenn es nicht schon zu spät ist.“
„Oh, wir haben dieses Jahr jede Menge Schnee, da brauchen Sie keine Sorgen zu haben“, erwiderte Julie und lachte. Sie merkte, wie sie sich in seiner Gegenwart immer mehr entspannte.
Pierre hielt vor der Schleuse zur Intensivstation inne. Er sah sie mit seinen tiefblauen Augen prüfend an. „Ich würde gerne sehen, wie Sie Ski fahren“, sagte er nachdenklich. In seiner Stimme war ein Ton, der Julies Herz bis zum Halse schlagen ließ. „Vielleicht können Sie mir eines Tages Ihre schottischen Berge zeigen?“
Die junge Ärztin konnte nur stumm nicken. Lädt er mich zu einem Wochenende in den Bergen ein?
„Ich bin schon als Kind Ski gefahren“, fuhr er fort. „In letzter Zeit natürlich immer weniger. Man kann sich dabei so gut entspannen, und ich glaube, Caroline würde es auch gerne richtig lernen.“
Ihm schien eine Idee zu kommen. „Vielleicht ist das etwas, was Caroline und ich gemeinsam unternehmen können?“
Na klar, erkannte Julie. Er denkt nur an seine Nichte. Nicht an mich. Ihr war bewusst, dass sie eigentlich gar keinen Grund hatte, enttäuscht zu sein, aber …
Zum Glück hatten sie noch Arbeit vor sich. Der junge DJ war weiterhin tief sediert, und sie besprachen den Verlauf der weiteren Therapie mit den behandelnden Ärzten.
„Je früher wir mit den Hauttransplantationen beginnen, desto besser für ihn“, entschied Pierre. „Das bedeutet, wir haben heute ein volles Programm im OP.“
Julie freute sich auf die chirurgische Herausforderung, die sie erwartete. Auf der anderen Seite hieß es jedoch auch, dass sie die nächsten Stunden in sehr enger körperlicher Nähe zu ihrem neuen Chef verbringen würde. Ob sie sich wirklich konzentrieren konnte?
Auf dem Gang zögerte Pierre. „Sie sollten lieber etwas essen gehen, bevor wir den ganzen Tag am Tisch stehen“, ermahnte er sie. Er blickte sie prüfend an. „Wissen Sie, ich könnte die Narbe für Sie operieren. Ich mache in Frankreich viel Schönheitschirurgie.“
Julies Hand fuhr zu ihrer Wange. „Mir gefällt mein Gesicht, so wie es ist“, sagte sie ablehnend.
Pierre schob ihre Hand sanft zur Seite. „Es ist ein schönes Gesicht“, sagte er und schaute ihr direkt in die Augen.
Er stand so nahe bei ihr, dass sie die langen Wimpern sehen konnte, die seine tiefblauen Augen umrahmten. Was für eine Verschwendung, solche Wimpern bei einem Mann, dachte sie und versuchte, ihr plötzliches Herzrasen zu ignorieren.
Dann ging ihr auf, was er gerade gesagt hatte. Er hatte sie schön genannt. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Glaubte er das wirklich? Sie wies sich innerlich zurecht. Nein, natürlich nicht, er wollte einfach nur nett sein. Er konnte sich einfach nicht beherrschen und musste jeder Frau, der er begegnet, Komplimente machen.
„Ihre Knochenstruktur ist perfekt“, fügte er hinzu und sah sie mit fachmännischem Blick an. „Sie haben Glück. Da kann auch der beste plastische Chirurg nichts mehr verbessern.“
Also sieht er nicht wirklich mich, dachte sie. Für ihn bin ich einfach ein weiteres chirurgisches Problem, das er lösen möchte.
„Wir sehen uns dann im OP“, sagte sie abrupt und drehte sich auf dem Absatz um. Sie wollte bloß weg von ihm, sodass sich ihr aufgeregtes Herz wieder beruhigen konnte. Ohne auf seine Antwort zu warten, lief sie den Gang hinunter und ließ einen etwas verwundert blickenden Dr. Favatier zurück.
Im OP, seiner eigentlichen Welt, schien Pierre noch selbstsicherer als zuvor. Julie nahm unter der OP-Kleidung seine muskulöse Figur wahr. Nur seine Augen schauten über die Gesichtsmaske.
Julie fühlte seinen Blick auf sich ruhen und hoffte inständig, dass dieser Mann keine Gedanken lesen konnte. Sie wollte auf keinen Fall, dass ihr Chef merkte, welche Wirkung er auf sie hatte mit seinem blendenden Aussehen und seiner Ausstrahlung.
Aber es war egal, wie er sie als Frau sah. Es zählt nur, was Dr. Favatier von mir als Chirurgin hält!
Die Operationen liefen wie am Schnürchen. Julie war erstaunt, als sie auf die Wanduhr blickte. Es war schon fünf Uhr nachmittags!
Pierre war ein unglaublich guter Chirurg, der schnell und präzise arbeitete. Zugleich nahm er sich die Zeit, ihr jeden Schritt genau zu erklären. Auch gegenüber der OP-Schwester und dem Hilfspersonal bis hin zur Putzfrau war er immer freundlich und geduldig. Das war nicht bei allen Chirurgen so gewesen,
Weitere Kostenlose Bücher