Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
ja deinen Pager dabei.“
Evie zögerte kurz. Ach, was soll’s? dachte sie dann. Warum eigentlich nicht?
Als sie sich auf dem Bett ausstreckte, wanderten ihre Gedanken zu Finn. Sollte sie es ihm sagen oder nicht? Und wenn ja, wann? Hier? Oder in Sydney? Wann war der beste Zeitpunkt?
Doch die Antworten waren kompliziert. Evie war erschöpft, das Rauschen der Wellen tat ein Übriges, und innerhalb weniger Minuten schlief sie tief und fest.
Drei Stunden später wachte sie auf. Sie blickte auf die Uhr, blinzelte, sah noch einmal hin. Hatte sie wirklich volle drei Stunden lang geschlafen?
Sie reckte und streckte sich und strich liebevoll über ihren Bauch. „Was meinst du, Baby?“, sagte sie. „Soll ich deinen Vater suchen und ihm von dir erzählen oder lieber noch warten, bis wir in Sydney sind?“
Albern eigentlich, mit jemandem zu reden, der ihr nicht antworten konnte. Aber für Evie war es das Natürlichste der Welt, sooft es ging, mit ihrem Kind zu sprechen.
„Beweg dich, wenn du meinst, dass ich es ihm heute sagen soll.“
Das war erst recht lächerlich. Da konnte sie genauso eine Münze werfen …
Doch da bewegte sich das Baby. Nicht flüchtig wie das Flattern zarter Vogelschwingen, sondern mit einem deutlichen Tritt. So heftig, als wollte es sich für die Fußballnationalmannschaft empfehlen!
Mist. Daran musste sie sich jetzt halten. Das Baby hatte gesprochen …
Evie öffnete ihren Koffer. Sie hatte Bella gebeten, ihn für sie zu packen, weil sie wusste, dass ihre jüngere Schwester, die Modedesignerin, ihr eine sorgsam ausgesuchte Garderobe zusammenstellen würde. Während Lexi, die jüngste der Lockheart-Schwestern, wahrscheinlich irgendetwas gegriffen und in den Koffer geworfen hätte. Evie hätte es ihr verziehen. Lexi war im achten Monat schwanger und hatte so gut wie nie Zeit.
Speziell für Dich entworfen , stand auf einem Schildchen, das an eins der Kleider geheftet war. Ein luftiges, fließendes Sommerkleid, sehr weiblich mit schmalen Trägern … wie geschaffen für einen warmen Septembertag am Strand. Und genau das Richtige, um Finn gegenüberzutreten.
Im Haupthaus war er allerdings nicht. Ethan gab ihr jedoch den Tipp, es am Strand zu versuchen. Er deutete auf den Pfad, der zu den zweihundertzwanzig in die Klippe geschlagenen und mit Sicherheitsseilen begrenzten Stufen führte.
Der Abstieg war sicher nichts für schwache Gemüter …
„Um diese Zeit geht er meistens schwimmen.“
„Danke“, sagte Evie lächelnd und machte sich auf den Weg.
Auf halber Strecke blieb sie stehen, um einen braun gebrannten muskulösen Mann in Surfershorts und mit einem Rucksack auf dem Rücken vorbeizulassen. Unterhalb des rechten Knies trug er eine Prothese, die ihn jedoch nicht im Geringsten daran hinderte, mühelos die Stufen hinaufzusprinten.
Evie sah ihm nach. Ihr wurde schon bei dem Gedanken an den Rückweg ganz anders. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, diese Treppe im Laufschritt zu bewältigen.
Minuten später berührten ihre nackten Füße warmen Sand. Erwartungsvoll suchte sie mit den Augen den hellen Sandstrand ab. Finn war nirgends zu sehen.
Als sie sich jedoch dem Ufersaum näherte, entdeckte sie ein achtlos hingeworfenes Handtuch. Ihr Herz pochte, während sie versuchte, in der schäumenden Brandung einen Schwimmer zu entdecken. Ihre Fantasie gaukelte ihr ein Schreckensszenario nach dem anderen vor. Doch dann beruhigte sie sich damit, dass Finn ein geübter Schwimmer war.
Schließlich sah sie seinen dunklen Kopf zwischen den Wellenkämmen auftauchen, dann die breiten Schultern, wenn er mit kraftvollen Bewegungen das Wasser durchschnitt.
Evie setzte sich neben dem Handtuch in den Sand und wartete.
Finn hatte ihre Nähe gespürt, als sie den Strand betrat. Wie mit einem sechsten Sinn, der nur auf Evie reagierte.
Aus sicherer Entfernung beobachtete er, wie sie zum Ufer ging und Ausschau hielt. Nach mir wahrscheinlich. Sie sah bezaubernd aus. Der Wind presste das leichte Sommerkleid an ihren schlanken, biegsamen Körper, zerrte dann wieder daran, als wollte er es ihr vom Leib reißen. Er spielte auch mit ihren langen Haaren und strich ihr über die hübschen, fast nackten Schultern.
Finn brauchte sie nur zu betrachten, und schon packte ihn heftiges Verlangen.
Es war so unendlich lange her, dass er sie berührt hatte. Er wollte mit ihr in den warmen Sand fallen und sich tief in ihr verlieren. Wären da nicht die Gefühle gewesen, die sie in ihm weckte. Gefühle, die seine
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