Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
Evie. Das wolltest du doch, oder?“
Mehr als alles andere, dachte sie. Aber nicht so. „Nein, ich habe dir schon gesagt, dass ich das Baby ohne deine Hilfe großziehen kann.“
„Ach, komm schon, Evie … Ich weiß, was du für mich empfindest.“
Sie lachte auf. „Leider vergesse ich immer wieder, wie unbeschreiblich arrogant du sein kannst. Wie dumm von mir, was?“
„Evie …“ Er seufzte ungeduldig. Seine Pläne standen fest, jetzt wollte er, dass es weiterging. „Lassen wir die Spielchen, okay?“
„Schön, dann legen wir die Karten auf den Tisch. Was empfindest du für mich?“
Die Frage traf ihn wie ein gezielter Hieb zwischen die Augen, genau dort, wo der bohrende Kopfschmerz nach der whiskydurchtränkten Nacht langsam nachließ. Seine Gefühle für Evie waren kompliziert. Aber das wollte sie wahrscheinlich nicht hören.
„Soll ich dir sagen, dass ich dich liebe, dass wir zusammen in den Sonnenuntergang reiten und dass eine rosige Zukunft vor uns liegt? Mit Häuschen im Grünen und einem weißen Zaun drumherum? Tut mir leid, aber ich muss dich enttäuschen.“
Evie ließ sich auf den nächsten Stuhl sinken. Sie hatte gewusst, dass er sie nicht liebte, aber es aus seinem Mund zu hören, tat trotzdem weh.
Finn setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber. „Es liegt nicht an dir, Evie. Ich kann einfach nicht. In meinem Leben … ist zu viel passiert … Ich kann nicht lieben. Niemanden.“
„Aber genau das möchte ich“, sagte sie leise. „Liebe und romantische Sonnenuntergänge und einen weißen Gartenzaun.“
Er presste die Lippen zusammen. Ihm wäre nie in den Sinn gekommen, dass Evie Nein sagen könnte. Sie liebte ihn, das hatte sie immer gesagt. Dann konnte sie ihn auch heiraten!
„Finn, ich bin wirklich sehr froh darüber, dass du … im Leben unseres Kindes eine Rolle spielen willst. Wie, das müssen wir noch klären. Aber ich werde nicht einen Mann heiraten, der mich nicht liebt.“
„Glaub mir, Evie, ein Kind, das nicht mit beiden Eltern aufwächst, ist arm dran.“
Der bittere Unterton jagte ihr einen kühlen Schauer über den Rücken. „War es bei dir so?“
Sein Gesicht wurde ausdruckslos. „Wir reden nicht über mich.“
„Ach, du verlangst von mir, dass ich dir vertraue, willst, dass ich dich heirate? Aber du machst dicht, sobald ich dir nur einen Schritt zu nahe komme! Und eins will ich dir sagen: Mit Eltern aufzuwachsen, die sich hassen, ist auch kein Zuckerschlecken.“
„Wenigstens hattest du ein sicheres Zuhause.“
Hat er das nicht gehabt? „Eine Scheinsicherheit, erkauft mit dem Geld meines Vaters. Meine Mutter war mehr betrunken als nüchtern, verschwand manchmal für Tage oder Wochen, während mein Vater uns wechselnden Kindermädchen überließ und sich selbst Mätressen ins Bett holte.“
Finn verzog den Mund. „Armes kleines reiches Mädchen.“
Wenn er es darauf anlegt, kann er ein unsensibler Klotz sein, dachte sie wütend. „Ich will nicht mit einem Mann zusammenleben, der mich nicht liebt.“
„Mit Stuart warst du ziemlich lange zusammen. Selbst ein Blinder hätte gesehen, dass er dich nicht liebt.“
Evie schnappte nach Luft. Wie konnte er so grausam sein? Bis heute hatte sie die Demütigung nicht vergessen. „Wenigstens hat er so getan, als würde ich ihm etwas bedeuten. Ich bezweifle, dass du dazu in der Lage wärst!“
„Ich soll dir also etwas vormachen? Dich belügen? Okay, Evie, ich liebe dich. Lass uns heiraten.“
Verletzt und den Tränen nahe wandte Evie sich ab. „Fahr zur Hölle, Finn!“, stieß sie hervor und stürmte aus dem Zimmer.
In seinem Kopf herrschte Chaos, als Finn eine halbe Stunde später die Feuertreppe zu seinem Penthouse-Apartment hinauflief. Wieder einmal streikte der Fahrstuhl, doch Finn kam der Workout nicht ungelegen. Er vermisste seine täglichen Runden im Meer vor Beach Haven noch immer.
Schwer atmend blieb er im fünften Stockwerk stehen und gönnte sich einen flüchtigen Blick über den Hafen. Die Aussicht, die man von den Kirribilli-Views-Wohnungen hatte, war einfach grandios.
Die Tür ging auf, und er stand Ava Carmichael gegenüber. Im ersten Moment überrascht fing sie plötzlich breit an zu lächeln. „Wir sollten wirklich damit aufhören“, meinte sie.
Finn brummte etwas Unverständliches. Natürlich erinnerte er sich an ihre letzte Begegnung im Treppenhaus. Damals hatte Ava auf einer der Stufen gesessen und bitterlich geweint, weil ihre Ehe zu zerbrechen drohte. Es war nicht die einzige
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