Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
über die Zukunft zu reden.
„Gut.“ Sie gab Bella einen Kuss auf die Wange und schob sich von der Bank. Finn trat einen Schritt zurück, um ihr Platz zu machen, und Evie spürte förmlich, wie die Blicke der anderen Gäste in ihre Richtung gingen. Sie küsste auch Lexi auf die Wange und richtete sich auf. „Gehen wir“, sagte sie, während sie versuchte, die neugierige Aufmerksamkeit zu ignorieren, die ihr von allen Seiten entgegenschlug.
Draußen hatte sie das Gefühl, freier atmen zu können, und holte tief Luft.
Finn führte sie zum Straßenrand, wo ein schwarzer zweisitziger Sportwagen parkte. Evie hatte seinen Wagen noch nie gesehen. Wie jeder, der im Apartmentgebäude Kirribilli Views wohnte, ging auch Finn zu Fuß zur Arbeit. Und bei seinem Dienstplan hätte sie nie vermutet, dass er Zeit für ein Privatleben hatte – und auch nur einen Gedanken daran verschwendete, sich mit Statussymbolen zu schmücken.
Den Frauen, mit denen er sich verabredete, gingen bestimmt die Augen über, wenn sie die teure Karre sahen. Gut aussehender Arzt, schicker Sportwagen … was für ein Fang! Evie fragte sich nur, wo er den Kindersitz unterbringen wollte.
„Und, wo ist die große Überraschung?“
„Geduld, Geduld.“ Finn wandte nicht den Blick von der Straße, während er den Wagen geschickt in den Strom der Fahrzeuge einreihte.
Eine Viertelstunde lang herrschte Schweigen im Auto. Dann hielt Finn zu ihrer Verwunderung an einem Haus in der Lavender Bay, nicht weit vom Krankenhaus und vom Hafen entfernt.
Sie kletterte aus dem Wagen und dachte noch, dass sie im neunten Monat dazu wahrscheinlich einen Kran brauchen würde. Doch als sie sich umsah, war der Gedanke vergessen. Die Aussicht war schon jetzt, im Abenddämmerlicht, wunderschön. Von hier aus blickte man über den Hafen, auf die hohen Türme des Sydney Harbour Hospitals und die berühmte Brücke. Auch das riesige Clownsgesicht am Eingang zum Lunapark war zu sehen.
Eine Brise, die den Geruch nach Salz und feuchtem Sand mit sich trug, wehte ihr eine Haarsträhne ins Gesicht. Evie wandte sich zu Finn um, der gerade die Gartenpforte aufstieß.
„Okay … und was wollen wir hier?“
„Das wirst du gleich erfahren.“
Wer wohnte hier? Sollte sie jemanden kennenlernen? Jemanden, der ihr half, ihn zu verstehen? Ein Patient? Ein Verwandter? Lydia? Oder seine Mutter, seine Großmutter? Lebten die überhaupt noch? Er sprach nie von ihnen.
Aber es musste jemand sein, den er kannte. Finn hatte einen Schlüssel zum Haus. Und er hielt sich nicht lange damit auf, sich anzukündigen. Schloss einfach auf und öffnete die Tür.
„Komm“, sagte er über die Schulter gewandt.
Evie verdrehte die Augen. Der Mann war ein wandelndes Rätsel. Doch sie starb fast vor Neugier, zu erfahren, wer in diesem wunderschönen Haus mit Blick auf den Hafen wohnte – und was derjenige mit Finn zu tun hatte.
Sie betrat das Haus, und ihre Absätze klackten auf den polierten alten Holzdielen, die wie goldbrauner Honig schimmerten. Das Geräusch hallte im leeren Haus wider. Nirgends standen Möbel, die Fenster waren ohne Gardinen, auf dem Fußboden lagen keine Teppiche.
Finn ging voran bis zur Hintertür. Evie folgte ihm in den Garten, bis er am Zaun stehen blieb.
„Nun?“ Die Arme ausgebreitet wie ein Entertainer drehte er sich zu ihr um. „Es ist großartig, findest du nicht?“
Er lächelte, was bei ihm so gut wie nie vorkam, und seine Augen leuchteten ungewohnt warm. Ihr törichtes Herz verfiel dem Zauber sofort. „Ja“, sagte sie zögernd und erwiderte sein Lächeln.
„Es gehört dir“, sagte er. „Uns. Ich habe es gekauft, als Hochzeitsgeschenk. Es ist perfekt für unseren Sohn.“
Evie starrte ihn an, während alles in Zeitlupe zu versinken schien. Das Blut in ihren Adern floss langsamer, die Luft strömte gebremst in ihre Lungen, das Tuten der Hafenfähre verzerrte sich zu einem lang gezogenen Ton. Und ihr Lächeln erstarb.
„Ist das ein neuer Vorschlag , dass wir heiraten sollen?“ Ihre Stimme klang unnatürlich laut in ihren Ohren.
„Überhaupt nicht. Es ist ein Heiratsantrag. Beim letzten Mal hätte ich … nicht einfach annehmen dürfen, dass du Ja sagen wirst. Ich hätte dich fragen müssen.“ Er griff nach ihrer Hand. „Was sagst du, Evie? Lass uns heiraten. Lass uns unseren Sohn gemeinsam großziehen, hier in diesem Haus, mit dem Hafen vor der Nase und allem, was sein Herz begehrt.“
Evie sah ihm ins Gesicht, dieses attraktive, kantige Gesicht,
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