Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
Aufmerksamkeit zu. „Also, wie geht’s dir? Was machen Nilly und die Mädchen?“
„Uns geht’s bestens. Und bei dir? Hast du noch immer jeden Abend eine Essenseinladung? Letzte Woche hattest du ja gar keine Zeit zum Telefonieren.“
Honey ließ sich auf einen Sessel fallen und zog die Füße hoch. „Nein, es ist alles etwas ruhiger geworden.“ Von ihren Gefühlen ließ sich das allerdings nicht sagen, aber jetzt musste sie sich auf das Telefonat mit Woody konzentrieren. „Der Ort ist schön, die Leute sind nett.“ Sie hielt kurz inne. „Wirklich sehr nett.“
„Ich wusste es“, sagte Woody. „Du hast jemanden kennengelernt.“
„Was? Nein. Ich meine … woher weißt du das?“
„Ich kenne dich eben, Schwesterherz“, erwiderte Woody lachend. „Ich glaube, ich muss bald mal kommen und mir den Kerl anschauen.“
„Untersteh dich.“ Honey setzte sich auf.
„Doch, ich finde, das ist eine gute Idee. Wir haben uns schon viel zu lange nicht gesehen. Ich will ohnehin bald Mum und Dad besuchen, Oodnaminaby ist nicht so weit weg von ihrem momentanen Wohnort. Das ist eine perfekte Gelegenheit, den Mann zu inspizieren. Ich muss doch wissen, ob er auch gut genug für meine Lieblingsschwester ist.“
„Ich freue mich immer, dich zu sehen, Woody. Auch wenn ich deine einzige Schwester bin.“ Honey dachte an die Abmachung, die sie mit Edward hatte. Er hatte seinen Teil eingehalten. Jetzt war sie an der Reihe. Sie durfte ihn nicht enttäuschen. „Hast du gerade gesagt, dass Mum und Dad hier in der Nähe sind? Wo denn genau?“
„In Victoria im La Trobe Valley. Ungefähr einen Tag Autofahrt entfernt.“
„Oh, ich verstehe.“ Das war in der Tat näher, als sie ihren Eltern in all den vergangenen Jahren gekommen war. Honey räusperte sich und nahm ihren Mut zusammen. Sie hatte es versprochen. „Hast du eine Möglichkeit, sie zu erreichen? Ein Telefon in der Kommune oder …?“
„Sie haben ein Handy.“
„Wirklich?“, fragte sie erstaunt.
„Oh ja, so bleiben wir in Verbindung.“
„Ich hätte nicht gedacht, dass sie …“
„Sie haben sich verändert“, unterbrach er sie. „Genau wie du. Ich wäre überglücklich, wenn meine Familie wieder zusammenfinden würde. Hast du etwas zu schreiben? Dann gebe ich dir die Nummer.“
Honey schrieb sich die Telefonnummer auf, und sie plauderten noch ein paar Minuten, bevor ein Brummen in der Leitung sie unterbrach. „Sorry, Woody, das ist ein anderer Anruf. Wir sprechen bald wieder, ja? Hab dich lieb.“ Honey drückte auf eine Taste an ihrem Telefon, um den zweiten Anruf entgegenzunehmen. „Hallo?“
„Honey?“ Lorelai war am anderen Ende, und ihre Stimme klang panisch.
„Lorelai? Was ist los? Hast du Wehen? Ist alles in Ordnung?“
„Nichts ist in Ordnung.“ Lorelai begann zu weinen. „John hat eine Affäre“, sagte sie schluchzend. „Er hat es mir einfach so erzählt.“
„Ich komme zu dir.“ Diese Nachricht überraschte Honey nicht völlig. Sie schlüpfte schnell in ein Paar Flip-Flops, während sie das Handy weiter an ihr Ohr hielt. „Erzähl mir, was passiert ist, Lorelai.“
Honey griff nach einer Taschenlampe, da der Hinterhof kein Licht hatte, und ging hinaus. Zwischen weiteren Schluchzern berichtete Lorelai von Johns Untreue, dann jedoch stöhnte sie plötzlich laut auf vor Schmerz. Abrupt blieb Honey auf dem Weg zu ihrem Auto stehen.
„Was ist los?“, fragte sie, während Lorelai am anderen Ende keuchte. „War das eine Wehe?“ Als zur Antwort nur ein weiteres Stöhnen zu hören war, verlor Honey keine Zeit mehr. Sie lief die Stufen zur Vordertür von Edwards Haus hinauf und klingelte voller Ungeduld. „Pass auf, ich hole nur Eddie. Dann kommen wir“, sagte sie zu ihrer Freundin, als sich endlich die Tür öffnete.
Dann stand er vor ihr, der Mann, der praktisch unablässig in ihren Gedanken war. Wieder trug er nur eine alte Jeans und sonst nichts. Sein Haar war noch feucht von der Dusche – was seinen Aufzug erklärte.
Honey holte Luft, um ihm zu berichten, was geschehen war. Aber für einen Moment raubten seine Nähe und der Anblick seiner nackten muskulösen Brust ihr den Atem.
„Honey?“ Aus dem Handy ertönte Lorelais aufgeregte Stimme und holte sie zurück in die Realität. Edward machte es ihr schwer, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Wie kam er auch dazu, halbnackt die Tür zu öffnen?
„Honey?“ Edward trat einen Schritt näher und verschlang sie geradezu mit Blicken. Der dünne Stoff ihres
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