Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
…“
Neena richtete sich kerzengerade auf und umfasste mit beiden Händen ihren Bauch. „Plazentaabriss!“, rief sie panisch aus. „Wir müssen eine Ultraschalluntersuchung machen. Was ist, wenn meine Plazenta sich abgelöst hat?“
„Du bist bereits untersucht worden, und es ist alles in Ordnung“, versuchte Mak sie zu beruhigen. „Aber deine Gynäkologin will auf Nummer sicher gehen und dich auch noch einmal untersuchen. Also entspann dich und sei dankbar, dass ihr zwei so glimpflich davongekommen seid, aber sei auch vernünftig und bleib hier, um dich zu erholen.“
„Aber ich kann doch meine Patienten nicht im Stich lassen!“
„Um die kümmere ich mich, und glaub mir, das ist ein echtes Opfer für mich. Ich würde mich lieber um dich kümmern.“
„Um mich?“ Sie war immer noch ein bisschen benommen. „Warum?“
„Weißt du es nicht?“, fragte er ruhig. „Kannst du es dir nicht denken?“
Neena schüttelte den Kopf. Ihr Kopf fühlte sich sonderbar leicht an, und sie griff nach ihrem Haar. Es war verklebt und verfilzt. „Ich muss unbedingt duschen. Mein Haar ist eine einzige Katastrophe.“
Noch während sie sprach, untersuchte sie ihr Haar weiter, tastete nach dem Zopf … „Wo sind meine Haare, Mak?“ Panik erfasste sie, Verzweiflung, dass sie wieder etwas verloren hatte … Oh, es fühlte sich furchtbar an!
Sie hörte Mak sagen, dass er es abgeschnitten hätte.
„Wie konntest du nur?“, schluchzte sie auf. „Du weißt doch, warum ich das nie getan habe, ich habe es dir erzählt.“ Sie ließ sich zurücksinken und schloss die Augen. „Und du hast es einfach abgeschnitten“, flüsterte sie kraftlos.
„Es sind doch nur Haare“, meinte die Schwester neben ihm mitfühlend.
Mak schüttelte den Kopf. „Nein, nicht für Neena. Es verband sie mit ihrer Familie, mit ihren Eltern, die sie verloren hat, als sie noch sehr jung war.“ Er wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um. „Wenn die Gynäkologin sie gesehen hat, könnten Sie Neena beim Duschen helfen und ihre Haare ein bisschen in Form bringen, damit es für sie nicht ganz so schlimm aussieht?“
Die junge Krankenschwester warf ihm einen verwunderten Blick zu, nickte aber.
Neena lag in ihrem Krankenhausbett, das Laken bis zum Kinn hochgezogen und die Hände darunter auf ihrem Bauch. Immer wieder überwältigte sie ein Gefühl tiefer Dankbarkeit, weil ihrem Baby nichts passiert war.
Sie selbst war sauber, ihr Haar gewaschen. Sie hatte kühlende Pads auf den Augen, die zwar mehrmals gespült worden waren, aber immer noch brannten von den Melassespritzern, die sie abbekommen hatte.
Davon abgesehen ging es ihr gut. Sogar geschlafen hatte sie eine Weile. Ziemlich lange, denn draußen war es bereits dunkel.
Es war also alles in Ordnung.
Und wiederum doch nicht.
Sie war gereizt und unglücklich. Es gefiel ihr nicht, untätig hier herumzuliegen, aber ihre Ärztin hatte zwei Tage strikte Bettruhe verordnet. Doch am meisten störte es sie, dass Mak nicht da war.
Wie lange kannte sie ihn, seit knapp einer Woche? Und da vermisste sie ihn schon, wenn sie ihn ein paar Stunden nicht sah?
Was für ein Unsinn, vergiss es!
Sie sollte froh sein, dass er nach Wymaralong gefahren war, um ihre Patienten zu übernehmen. Die meisten Kollegen, hätten sie Maks bisherige Erfahrungen als Buschdoktor gemacht, hätten sie nach dem Unfall im Krankenhaus abgeliefert und wären schleunigst wieder in die Großstadt zurückgekehrt.
Aber die hätten ja auch nicht das Problem mit den Stimmrechten.
Hatten sie sich eigentlich darüber geeinigt? Sie erinnerte sich, dass sie darüber gesprochen hatten, aber mehr auch nicht …
Nur an den Kuss erinnerte sie sich. Dieser wundervolle Kuss, bei dem sie das Gefühl gehabt hatte, auf einer herrlich weichen Wolke zu schweben. Oder irrte sie sich? Wie hätte Mak sie mitten auf der Straße nach Baranock küssen können?
Irgendetwas jedoch musste passiert sein, denn wenn sie an die Fahrt dachte, wurde ihr heiß, und eine süße Schwäche erfüllte sie.
Beim Klingeln des Telefons zuckte sie zusammen und tastete dann hektisch nach dem Hörer. Wahrscheinlich war es Ned, der wissen wollte, wie es ihr ging. Und bestimmt bekam sie auch noch ein paar knurrige Ermahnungen zu hören.
„Hallo? Bist du das, Neena?“
Oh, es war Mak! Verträumt lauschte sie seiner tiefen Stimme.
„Neena, kannst du mich hören?“
Er klang besorgt, aber sie lächelte nur. Erst als er ein drittes Mal fragte, wurde ihr
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