Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
sicher sein.“
„Das kannst du.“ Es klang so überzeugend, dass Neena ein prickelnder Schauer über den Rücken lief.
Sie verabschiedete sich, rief die Auskunft an, wählte die Nummer, die man ihr gegeben hatte, und bat darum, Mrs Cassimatis zu sprechen.
„Und wen darf ich melden?“
„Dr. Singh … Neena Singh aus Wymaralong.“
„Cassimatis“, meldete sich gleich darauf eine kühle, energische Frauenstimme. Doch Neena hörte auch einen Anflug von Besorgnis heraus. Helens nächste Worte bestätigten es. „Ist Mak etwas passiert?“ Ihre Stimme schwankte leicht.
„Oh, ich wollte Sie nicht beunruhigen“, versicherte ihr Neena sofort, dann zögerte sie, unsicher, wie sie nun vorgehen sollte. Zum Glück redete Helen weiter.
„Mak meinte, dass ich Sie vielleicht falsch eingeschätzt habe. Das tut mir leid.“ Es klang aufrichtig, und Neena musste unwillkürlich schlucken.
„Da bin ich wohl nicht besser gewesen“, gestand sie und atmete tief durch. „Deswegen rufe ich auch an.“
„Ach ja?“
Neena lächelte. Das klang nun wieder wie die alte Helen aus den E-Mails – forsch und selbstbewusst. „Ich möchte Sie und Ihre Mutter einladen, mit uns Weihnachten zu feiern. Sie können bis Baranock fliegen, wo Sie dann jemand abholen wird. Mak hat mir erzählt, dass Sie das Fest sonst immer groß im Kreis der Familie feiern, in diesem Jahr aber geschäftlich zu eingebunden sind, um alles zu organisieren. Deswegen dachte ich, dass Sie vielleicht zu uns kommen möchten.“ Ein kurzes Zögern. „Um Weihnachten mit Ihrer Familie in spe zu verbringen.“
Es dauerte sehr lange, ehe Helen antwortete. „Meinen Sie das ernst? Das mit der Familie in spe?“
„Ja. Das Kind wird eine Großmutter brauchen, und da gibt es nur Sie. Dazu eine Urgroßmutter … das wäre wirklich wundervoll. Also, was halten Sie davon, Weihnachten in Wymaralong zu verbringen?“
Wieder ein langes Schweigen, dann sagte eine erstickte Stimme: „Ich kann jetzt nicht reden, weil ich weinen muss, aber ich rufe heute Abend an. Ich habe Maks Handynummer, ich rufe ihn an.“
„Nein, bitte nicht“, sagte Neena schnell. „Ich möchte ihn überraschen. Ich rufe später zurück.“
„Danke“, sagte Helen, und Neena hörte, dass sie nun tatsächlich weinte. „Vielen, vielen Dank.“
Neena steckte die Aktienstimmrechte in einen Pappzylinder, wickelte ihn so in Geschenkpapier ein, dass er wie ein Bonbon aussah, schrieb Helens Namen darauf und legte ihn mit dem Namen nach unten unter den Tannenbaum. Für Mrs Stavrou packte sie eine hübsche indische Halskette ein, die ihre Mutter aus ihrer Heimat mitgebracht hatte. Nach so langer Zeit war sie wieder in Mode gekommen, und da Neena nie Schmuck trug, verschenkte sie ihn gern weiter.
Mak wunderte sich sichtlich beim Anblick der wachsenden Anzahl der Päckchen, fragte aber nicht weiter nach. Ihr Geheimnis war also sicher. Ihn interessierten sowieso nur zwei Dinge: seine Arbeit und Neena, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Er berührte sie liebevoll bei jeder Gelegenheit, nahm sie in die Arme, küsste sie. Und er schlief bei ihr im Bett … allerdings hatten sie in den ersten Nächten nicht viel Schlaf bekommen.
„Ich liebe dich“, sagte er zum bestimmt hundertsten Mal. Es war Heiligabend, und Neena packte einen großen Picknickkorb für den Ausflug zum Hügel.
„Ich dich auch“, sagte sie, ließ den Salat Salat sein und gab Mak einen zärtlichen Kuss. „So, und nun geh und sieh nach Albert, dann bin ich auch fertig. Du weißt, Ned trifft sich mit uns oben auf dem Hügel, und die Mädchen aus der Praxis mit ihren Familien kommen auch.“
Sie verriet ihm nicht, dass Ned nach Baranock gefahren war, um Helen und seine Mutter abzuholen – ihr Weihnachtsgeschenk an Mak. Neena war so aufgeregt, dass sie einen Knoten im Magen hatte und sich Sorgen um ihr Baby machte. Es wird alles gut gehen, sagte sie sich. Unsere Liebe ist stark genug, um mit allem fertigzuwerden.
Eine Stunde später standen Helen, Mrs Stavrou, Mak, Ned, Neena und alle ihre Freunde oben auf dem Hügel und sahen zu, wie die Sonne unterging und die karge rote Buschlandschaft zum Glühen brachte. Sie erhoben die Gläser und ließen sie klingend aneinanderstoßen … auf den prächtigen Sonnenuntergang und auf die Zukunft von Mak und Neena, auf Hellenic Enterprises und auf die kleine Stadt im tiefsten australischen Outback, die nun zwei Ärzte hatte.
EPILOG
Das Baby stieß einen Schrei aus, und Mak ließ Neenas
Weitere Kostenlose Bücher