Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
die Nummer auf dem Display und stöhnte innerlich. Super Timing.
Alessandro blieb nichts anderes übrig, als zuzuhören. Um nicht allzu offensichtlich zu lauschen, holte er seinen Pager hervor und löschte erst einmal alle darauf gespeicherten Nachrichten. Allerdings bekam er natürlich trotzdem mit, dass sie anscheinend Probleme mit ihrer Wohnung hatte.
Als Nat das Gespräch mit einem genervten Gesichtsausdruck beendet hatte, fragte er: „Problema?“
Seufzend steckte sie das Handy zurück in die Tasche. „Kann man so sagen.“
„Hört sich an, als hätten Sie Schwierigkeiten mit Ihrem Vermieter.“
Sie schnaubte ironisch. „Das ist noch stark untertrieben. Ich habe zwei Wochen, um auszuziehen.“
Alessandro streckte beide Beine vor sich aus und verschränkte die Arme. „Lassen Sie mich raten: Sie feiern jede Menge laute Partys und sind mit Ihrer Miete im Rückstand?“
Nat warf ihm einen „Haha, sehr witzig“-Blick zu. „Die Eigentümer wollen selbst wieder einziehen.“
„Geht das denn einfach so?“
Sie zuckte die Achseln. „Mein Mietvertrag läuft aus.“
„Ach so.“
„Ja, genau.“ Sie seufzte.
„Haben Sie schon mal dran gedacht, etwas zu kaufen? Bei der jetzigen wirtschaftlichen Lage ist es ein guter Markt für Käufer, und das Zinsniveau ist extrem niedrig. Ich habe mein Haus in Paddington zu einem ausgezeichneten Preis bekommen.“
„Ich habe was gekauft. Eine Wohnung in der Nähe des St. Auburn. Ich hab sie direkt vom Bauplan gekauft. Sie sollte schon vor zwei Monaten fertig sein, aber durch den vielen Winterregen hat sich alles verzögert.“
„Verstehe.“
Vom Schneidersitz verkrampften sich allmählich ihre Muskeln, und Nat streckte ebenfalls die Beine aus. Dabei rutschte ihr die Uniform bis zum Oberschenkel hoch. „Ich habe nur einen Mietvertrag über ein halbes Jahr abgeschlossen, weil der Bauleiter mir versichert hat, dass die Wohnung rechtzeitig fertig wird. Der verdammte Kerl ist aalglatt.“
Alessandros Blick blieb an dem schmalen Streifen ihres Oberschenkels hängen, der zwischen ihren Knien und dem Rocksaum zu sehen war. Schnell schaute er wieder auf. „Haben Sie keinen Ehemann oder Freund, der sich um solche Dinge kümmern kann?“
Wäre sie nicht schon sowieso sauer auf die ganze Welt gewesen, die Hitzewelle, den kaputten Lift, den schwierigen Vermieter, dann hätte Nat sich vielleicht über Alessandros typisch italienische Macho-Denkweise amüsiert.
„Ich brauche keinen Mann für solche Sachen“, gab sie scharf zurück.
Tatsächlich hatte sie Männer einfach satt.
Abwehrend hob Alessandro die Hände. Er wollte sich mit ihr nicht auf eine Diskussion über Geschlechterrollen einlassen. Heutzutage veränderten sich diese Dinge, und das war gut so.
„Haben Sie keine Verwandten, wo Sie eine Zeit lang unterkommen könnten?“
Sie schüttelte den Kopf. „Meine ganze Familie lebt in Perth, in Westaustralien. Ich bin erst seit sechs Monaten hier.“
„Dann sind Sie aber weit weg von zu Hause, Nathalie.“
Spöttisch zog sie die Augenbrauen hoch. „ Ich bin weit weg von zu Hause?“
Er lachte. „Gut gekontert.“
Alessandro blickte auf die Uhr. Zehn Minuten. Wie lange noch? „Warum sind Sie dann aus Perth weggegangen? Gab es einen Grund dafür, oder verspürten Sie einfach den unwiderstehlichen Drang, Queensland kennenzulernen?“
„Ich wollte mal die Sonne über dem Meer aufgehen sehen“, erwiderte sie schlagfertig.
Er lächelte. „Ich habe das Gefühl, dass vielleicht ein Mann dabei eine Rolle spielte.“
Nat überlegte, ob sie wieder eine flapsige Antwort geben sollte, aber eigentlich lag ihr das nicht. „Ja, stimmt.“
„Was ist passiert?“
Erneut hob sie die Brauen. „Ich glaube, das ist die Stelle, wo ich Ihnen sage, dass Sie das nichts angeht, richtig?“
Alessandro nickte belustigt. „Ja, wahrscheinlich.“ Achselzuckend setzte er hinzu: „Ich versuche nur, uns ein bisschen die Zeit zu vertreiben.“
Nat sah ihn an und erwiderte zögernd: „Es wurde unerträglich.“ Sie rechnete damit, dass es ihr wieder einen Stich ins Herz versetzte. Wie immer, wenn sie an Rob und ihre Beziehung dachte, in der es zu viele Personen gegeben hatte: sie, ihn und seine Exfrau.
Komischerweise tat es diesmal nicht weh.
Er nickte verständnisvoll. Sie liefen offenbar beide vor etwas weg.
„Also bin ich gegangen“, fuhr Nat fort. „Eigentlich hatte ich nicht vor, Perth zu verlassen. Aber mir war nicht klar, wie schwer es sein würde, weiterhin
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