Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
ständig in Dinge einmischte, die sie nichts angingen. Die sagte, was sie dachte. Nat, von der er inzwischen jede Nacht träumte.
Bloß das nicht.
Seufzend betrachtete Alessandro seinen Sohn. Aber Julian wollte Nat. Nur das zählte.
Also Nat. Wenigstens das konnte er für ihn tun.
3. KAPITEL
Am nächsten Tag erblickte Alessandro Nat an der Kantinenkasse und eilte zu ihr hinüber. Er kam gerade rechtzeitig, um die Kassiererin sagen zu hören: „Acht Dollar und zwanzig Cent, bitte.“
Er holte seine Brieftasche hervor und reichte der Frau einen Zwanziger, ehe Nat ihr Portemonnaie überhaupt aufgemacht hatte. „Bitte sehr“, meinte er.
Jede ihrer Nervenfasern schien bei seinem unerwarteten Auftauchen zu prickeln. Nat sah ihn an. Was sollte das? „Danke, ich bezahle für mich selbst“, erklärte sie und zückte ihren eigenen Zwanzig-Dollar-Schein.
Die Kassiererin schaute von ihr zu Alessandro, und wenn er wollte, besaß Alessandro Lombardi ein äußerst charmantes Lächeln. Innerhalb von Sekundenbruchteilen verwandelte er sich in einen römischen Sexgott, seine geschwungenen Lippen einfach hinreißend.
Nach einer weiteren stickigen Nacht, nur mit einem Ventilator gegen die Hitze und zu wenig Schlaf, empfand Nat dies als besonders ärgerlich.
Alessandro schob seinen Schein näher zur Kassiererin. „Behalten Sie den Rest“, murmelte er.
Als die Frau hingerissen nach dem Geldschein griff, verdrehte Nat entnervt die Augen. Sie steckte ihren Schein wieder ein, nahm gereizt das Tablett und ließ Alessandro stehen.
Er folgte ihr.
„Italienerinnen finden es vielleicht gut, wenn man für sie bezahlt, ich aber nicht.“ Wütend marschierte sie zu einem Tisch mit einem Ausblick auf den Rosengarten des Krankenhauses. „Also lassen Sie gefälligst Ihr Machogehabe.“
Das letzte Mal, als sie einen Mann für sich hatte bezahlen lassen, hatte sie danach fünf Jahre ihres Lebens an den Kerl verschwendet.
Alessandro zog ihr einen Stuhl hervor und ignorierte ihre böse Miene. „Ich wollte mit Ihnen über Julian reden. Und ich dachte, ich sollte Sie wenigstens zum Essen einladen, wenn Sie mich anhören.“
Abweisend verschränkte sie die Arme. „Ist alles in Ordnung mit ihm?“
Die gekreuzten Arme betonten ihren vollen Busen. Sie trug heute Hort-Kleidung, Shorts und T-Shirt. Und einmal mehr fragte er sich, wie ihre perfekten runden Brüste sich wohl anfühlen oder schmecken würden.
Verdammt.
Deshalb war Alessandro nicht hier. Es ging schließlich nicht um ihn, sondern um Julian.
„Natürlich“, versicherte er schnell. „Ich wollte Sie bloß etwas fragen.“
Nat wickelte ihr Ei-Salat-Sandwich aus und biss hinein. „Na gut, dann fragen Sie.“
Er sah müder aus als je zuvor. Sein Haar wirkte zerwühlt, und die Linien in seiner Stirn hatten sich tief eingegraben.
„Wie kommt es, dass Sie sowohl im Hort als auch im Krankenhaus arbeiten?“
Verblüfft hob sie die Brauen. „Das fragen Sie mich trotz Ernie?“
Einen Moment lang musterte er sie. „Das ist also eine Selbsterhaltungsstrategie?“
„Ich nenne es lieber gesundes Mittelmaß. Wenn ich zu viele Schichten im Krankenhaus mache, kriege ich ein Burn-out. Aber wenn ich zu lange weg bin, vermisse ich die Arbeit.“
„Das Beste aus zwei Welten.“
„Ich gleiche die Ernie-Tage gerne mit den Julian-Tagen aus“, meinte Nat. „In beiden Jobs kann ich regelmäßige Schichten machen. Kein Wochenenddienst, keine Nachtschicht. Zwei Tage im Krankenhaus zeigen mir, dass ich es noch kann. Und die drei Tage im Hort geben mir meinen gesunden Menschenverstand wieder zurück. Dadurch erhalte ich mir meinen inneren Frieden.“
Alessandro überlegte. Wie lange war es her, dass er inneren Frieden verspürt hatte? In den vergangenen fünf Jahren jedenfalls nicht. „Sind Sie denn auch als Erzieherin ausgebildet?“
Ihre Augen wurden schmal. Wieso kam ihr das Ganze plötzlich wie ein Vorstellungsgespräch vor? „Ich habe eine Prüfung gemacht und bin in der Kindergesundheitsfürsorge ausgebildet.“ Nat öffnete ihre Getränkedose und trank einen Schluck. „Warum?“
Sein Blick blieb an ihren feuchten Lippen hängen. Dann räusperte Alessandro sich. „Ich glaube, ich wüsste eine Lösung für Ihr Wohnungsproblem.“
„Ach ja?“, erwiderte sie.
„Sie können bei mir und Julian wohnen.“ Er sah, wie ihre Augen sich weiteten.
Die Kantinengeräusche um sie herum erschienen auf einmal weit entfernt. Nat war bestürzt. Unter einem Dach mit Alessandro, in
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