JULIA ARZTROMAN Band 26
kaputtgegangen ist.“
„Wie heißt du?“, fragte Adam.
„Jem… Jeremiah Althorp. Meine Mum ist … sie hat in der Praxis gearbeitet.“
„Kate!“ In Windeseile hatte Maggie die Nummer in ihr Handy getippt.
„Gemeinschaftspraxis Penhally Bay“, meldete sich eine ruhige Frauenstimme. „Was kann ich für Sie …“
„Hazel, hier ist Maggie, Maggie Pascoe. Sag Kate bitte, dass wir die Jungen gefunden haben. Wir reden gerade mit ihrem Sohn.“
„Oh, Gott sei Dank!“ Sie senkte den Hörer und rief: „Sie haben sie gefunden!“
Maggie musste lächeln, als sie den Jubel am anderen Ende der Leitung hörte.
Dann war Hazel wieder am Apparat. „Kate möchte wissen, ob ihr sie direkt nach Penhally Bay zurückbringt.“
„Es kann noch eine Weile dauern, Hazel. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass wir wenigstens die richtige Mine erwischt haben. Die Kinder sind noch drin.“
„Okay.“ Die Sprechstundenhilfe klang nicht mehr ganz so euphorisch. „Braucht ihr Unterstützung? Wie viele Kinder sind verletzt und wie schwer?“
„Wir sind an der Straße, die aus dem Tal herausführt. Hinter der Kreuzung zwischen Bridge Street und Dunheved Road, Richtung Krankenhaus“, beschrieb Maggie. „Auf der linken Seite ist ein Feld, das Gatter steht weit offen. Ungefähr in der Mitte parkt der Rettungswagen, gleich daneben das Auto von Dr. Donnelly. Vermutlich brauchen wir die Feuerwehr mit Seilen und Leitern. Und vorsichtshalber einen zweiten Krankenwagen. Bisher wissen wir nicht genau, womit wir es zu tun haben.“
Schaudernd blickte sie auf den Minentunnel. Sie wollte gar nicht näher ran. Allein die Vorstellung, den schwarzen Schlund zu betreten, war ein Albtraum.
„Ich werde es weitergeben“, versprach Hazel. „Melde dich bald wieder, Maggie.“
„Mach ich.“
„He, Maggie, wir brauchen deine Hilfe!“, rief Mike über die Schulter.
„Okay, was soll ich holen?“ Sie hockte sich vor die struppigen Büsche, die aussahen, als hätten sie die beiden Männer verschluckt. Von Mike waren nur noch die Beine zu sehen und von Adam nicht mehr als die auf Hochglanz polierten und für solche Aktionen denkbar ungeeigneten eleganten Lederschuhe.
Da bewegten sich die Schuhe rückwärts, und bald erschien aus dem Ginsterstrauch der ganze Mann, die Hose stellenweise zerrissen und voller Flecken. Der Anzug war nicht mehr zu retten.
„Noch nützt uns die Ausrüstung nichts“, meinte Mike, als Adam sich aufrichtete und auf Maggie zukam.
Seine Nähe machte sie nervös. Doch sie hatte ihren Stolz und zwang sich, ihm ins Gesicht zu sehen.
„Maggie …“ Jetzt war er es, der ihrem Blick auswich. Und je länger er schwieg, umso mulmiger wurde ihr zumute. „Ich weiß, es wird hart für dich, aber ich muss dich um etwas bitten … Vor dem Eingang liegt ein Haufen Schutt, Felsbrocken und so weiter. Für Mike oder mich ist die Öffnung nicht breit genug, und wir bräuchten schweres Gerät, um sie frei zu räumen.“
„Ich habe gerade mit Hazel gesprochen“, sagte sie hastig. „Die Feuerwehr müsste bald hier sein, und dann haben wir alles, um …“
„Maggie“, unterbrach er sie sanft. „Ich konnte so weit in den Stollen hineinleuchten, dass Jem den Lichtschein an den Wänden gesehen hat. Er weiß also, dass wir in der Nähe sind. Du hast gehört, dass einer der Jungen schwer verletzt ist. Wir müssen damit rechnen, dass er in einen lebensgefährlichen Schockzustand abgleitet. Möglicherweise ist es seine einzige Chance, dass einer von uns hineinsteigt und ihn versorgt. Mike und ich sind zu groß, also musst du es machen.“
„Ich? Aber ich kann nicht!“ Panik schnürte ihr den Hals zu. „Adam, du weißt, dass ich das nicht kann. D…du weißt, dass ich …“
„Stopp, Maggie! Du hyperventilierst. Hol erst mal tief Luft!“, befahl er. Es war nicht mehr als ein eindringliches Flüstern in der Abendstille. Adam umfasste ihre Schultern, und sie spürte seine warmen Hände durch den Stoff ihrer Uniform hindurch. Als er sie mit den Daumen beruhigend streichelte, erzitterte Maggie unwillkürlich. „Du schaffst es“, betonte er.
„Nein! Ich …“
„Schsch“, sagte er leise. „Ich weiß, dass du nur bei dem Gedanken durchdrehst, aber du hast es schon einmal getan. Erinnerst du dich?“
„Als ob ich das vergessen könnte!“, zischte sie. „Nach diesem einen Nachmittag konnte ich monatelang nachts nicht schlafen. Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich da reinkrieche. Du weißt genau, wie furchtbar
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