JULIA ARZTROMAN Band 26
sehen?“
„Natürlich.“
Lucy holte ihren Mantel, und sie verließen das Gebäude durch den Haupteingang. Vorbei am Jachtausrüster ging es hinters Haus.
„Hier ist es.“
Ben nickte. „Perfekt. Es ist groß genug, um einen Röntgenapparat aufzustellen und Frakturen zu behandeln. Am besten plant ihr auch einen Gipsraum und ein Ruhezimmer ein. Die Räume oben könnt ihr wie bisher für die übliche Wundversorgung nutzen. Hattest du nicht etwas von Krankengymnastik gesagt? Die müsste natürlich unten stattfinden. Was wäre, wenn ihr ein Sprechzimmer in den ersten Stock verlegt und …“
Als Lucy anfing zu lachen, verstummte er und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Na schön, ich will nicht übertreiben. Ihr werdet Kompromisse machen müssen. Du brauchst ein tragfähiges Konzept, mit dem du die Entscheidungsträger überzeugst.“
„Mein Vater will nicht, dass ich mich um die Sache kümmere, weil ich in Mutterschutz gehe. Er will es selbst machen, aber das ist nun mal nicht sein Fachgebiet. Ich würde das Projekt so gern auf den Weg bringen und dafür sorgen, dass etwas daraus wird.“ Ihr Lächeln erlosch und machte einem traurigen Ausdruck Platz.
Auf einmal fühlte Ben sich schuldig. Wäre er nicht gewesen … hätte er sie nicht mit nach Hause genommen … hätte er sie nicht geliebt … „Das wird schon, Lucy“, versuchte er ihr Mut zu machen. „Ganz bestimmt. Und wenn du wieder da bist, ist alles so weit fertig, dass du es in Betrieb nehmen kannst.“
„Das wäre schön“, sagte sie, klang aber nicht besonders hoffnungsvoll.
Sie fröstelte, und Ben trat zu ihr und schlug ihr fürsorglich den Mantelkragen hoch. „Dir ist kalt. Lass uns reingehen. Wir machen uns ein paar Notizen und …“
„Habe ich schon, ich zeige sie dir. Ein heißer Tee wäre auch nicht schlecht.“
Das Wundermittel gegen alles. Er lächelte. „Gute Idee. Komm.“
„Kate, können wir noch mal in dein Büro gehen?“ Lucy lehnte sich über den Tresen und lächelte Sue, einer der Sprechstundenhilfen, zu.
Kate legte die Hand auf den Telefonhörer und nickte. „Selbstverständlich. Geht ruhig rauf. Ach, übrigens, Dragan ist auf dem Weg hierher und bringt Melinda mit. Ein Hund hat sie gebissen. Kannst du dir das ansehen? Dragan meint, die Wunde müsste genäht werden.“
„Gut, ja, aber … könnte Dad sich nicht darum kümmern? Oder Marco?“
„Nein, dein Vater ist zum Haus gefahren, um sich mit dem Makler zu treffen, und Marco hat Sprechstunde.“
„Okay, klar, schick sie hoch. Ich mache es oben im Behandlungszimmer.“ Insgeheim war sie heilfroh, dass ihr Vater eine Weile beschäftigt war.
Das Treppensteigen verlangte ihr mehr Puste ab, als sie hatte. Atemlos öffnete Lucy die Tür zum Personalraum und spürte, dass Ben sie musterte.
„Wie lange willst du noch arbeiten?“
Der gespannte Unterton war ihr nicht entgangen. Verwundert sah sie ihn an. „Heute? Bis halb sieben.“
„Während der Schwangerschaft, meine ich.“
„Oh.“ Er spielte also den besorgten Vater. „Bis das Kind kommt“, erklärte sie. „Mit den Hausbesuchen höre ich aber bald auf, und die Nachtdienste habe ich schon abgegeben. Das ist der Nachteil, wenn man sich als Schwangere die Praxis mit drei Männern teilt – sie versuchen sich gegenseitig zu übertreffen und mir Arbeit abzunehmen, sodass ich um jeden einzelnen Patienten kämpfen muss!“
Ben lachte auf. „Und ich wette, das tust du auch.“
„Aber sicher. Ich bin schwanger und nicht krank.“ Sie setzte Wasser auf, kochte Tee und nahm schließlich die beiden Tassen. „Machst du mir mal bitte die Tür auf?“
Ben ließ sie vorangehen und schloss die Tür hinter ihnen.
Nachdem sie die Tassen abgestellt hatte, holte sie die Grundrisse von der Praxis aus dem Aktenschrank, breitete sie aus und legte das Transparentpapier mit den von ihr gezeichneten Änderungen obenauf. „Hier, so hatte ich mir das gedacht“, begann sie und fing an zu erklären.
Ben war beeindruckt.
Sie wusste genau, was sie wollte, und sie war gut. Abgesehen von einigen kleinen Anmerkungen hatte er an ihren Plänen nichts auszusetzen.
Und das sagte er ihr auch. Als sie seine Vorschläge eingefügt hatten, sank Lucy stöhnend in ihrem Stuhl zurück und rieb sich den Bauch.
„Senkwehen?“, vermutete er.
„Ja. Jedes Mal, wenn ich mich ruhig hinsetze, geht es los, und ich finde, es reicht allmählich. Mein Uterus hat genug geübt, der ist fit für die Geburt!“
„Bist du dir mit dem
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