Julia Bestseller Band 142
Entscheidung etwas mit dem Preis zu tun hat, den wir für den Kaffee bezahlen? Wenn das der Fall ist, machst du einen Fehler. Wir lassen uns hohe Qualität durchaus viel kosten.“
„Aber an wen zahlst du denn die hohen Preise? In den letzten Jahren hat Café Brazil den Preis für die Bohnen kontinuierlich gedrückt. Diese fazenda kann den Betrieb kaum noch aufrechterhalten. Ohne Unterstützung von außen werden sie nicht mehr lange weitermachen können. Mit dem Preis, den du bezahlst, kann Carlos seine Kinder und Enkelkinder nicht mehr ernähren. Das sind die Folgen deines Geizes, minha paixão . Verstehst du es jetzt?“
Wie erstarrt saß Grace da.
Geiz?
Sie hatte keine Ahnung, was sie falsch gemacht hatte. Aber als sie Rafaels finsteres Gesicht und die besorgten Mienen des Ehepaares musterte, war Grace klar, dass alle sie für schuldig hielten. „Wie zahlen einen guten Preis“, wiederholte sie mit heiserer Stimme die eine Tatsache, die sie mit Sicherheit wusste.
„Die Bücher sagen etwas anderes.“ Rafael wandte sich Filomena zu, die wieder zu sprechen begonnen hatte. „Sie meint, sie können es sich nicht länger leisten, dir den Kaffee zu verkaufen. Sie werden sich nach einem anderen Käufer umsehen.“
„Nein! Das dürfen sie nicht. Der Kaffee ist wirklich etwas Besonderes. Das wissen auch unsere Kunden.“ In einer Geste der Versöhnung legte sie eine Hand auf den Tisch. Sogleich zog Grace sie wieder zurück. Diese Frau wollte keine Versöhnung, sie brauchte Geld. „Bitte sag ihr, dass alles ein großes Missverständnis sein muss. Ich kenne noch nicht die Hintergründe. Ich werde jedoch herausfinden, was passiert ist. Das verspreche ich. Ich werde die Sache überprüfen.“
„Überprüfen?“, fragte er sarkastisch. „Was gibt es da zu überprüfen?“
„Du hast die Konten gesehen. Du weißt, was wir zahlen.“
„Gesehen habe ich, dass du dem Händler, der den Kaffee importiert, einen hohen Betrag bezahlst.“
„Willst du damit andeuten, dass unser Geld nicht weitergeleitet wird? Dass der Händler, den mein Vater ausgesucht hat, unehrlich ist?“
Rafael lächelte dünn. „Oh, ich glaube nicht, dass er da der Einzige ist. Seine Preise liegen weit über Marktniveau. Ich bin sicher, viele profitieren davon. Leider gehört die fazenda nicht dazu.“
Ihr Mund war plötzlich wie ausgetrocknet. „Willst du andeuten, wir hätten einen dubiosen Deal mit dem Händler abgeschlossen? Er berechnet uns zu viel und wir teilen die Differenz?“
„So sieht es aus.“
„Du beschuldigst mich des Betrugs.“
„Ja“, entgegnete er in seidigem Tonfall. Ihr wachsendes Entsetzen schien ihn völlig kaltzulassen. „Das tue ich.“
„Und es kommt dir nicht in den Sinn, dass es vielleicht noch eine andere Erklärung gibt?“, fragte sie, während sie die Ungeheuerlichkeit seiner Anschuldigung zu verkraften versuchte.
„Welche?“
Grace biss sich auf die Unterlippe. „Ich habe keine. Noch nicht, aber bald werde ich eine finden.“
„Wenn du genügend Zeit hattest, dir eine auszudenken?“
„Nein, so meinte ich das nicht. Wenn ich die Wahrheit herausgefunden habe.“
„Vielleicht stehst du auch einfach nur auf den Händler.“ Sein Blick wanderte zu ihrem Mund, dann zu ihren Brüsten. Kein Zweifel, was er damit andeuten wollte.
Die unverhohlene Anspielung auf das leidenschaftliche Zwischenspiel im Dschungel brachte Grace zum Erröten. Sie öffnete den Mund, um sich zu verteidigen, dann schloss sie ihn wieder. Was nützte es, ihm zu sagen, dass sie sich normalerweise nicht so verhielt? Es würde nur seinem ohnehin schon überdimensionierten Ego schmeicheln. Glauben würde er ihr auch nicht. „Irgendetwas geht hier vor sich, da stimme ich dir zu. Und ich kann dir nicht verdenken, dass du glaubst, ich sei darin verwickelt. Die Beweise sprechen offenbar gegen mich. Ich muss dringend ein paar Anrufe machen.“
„Das musst du nicht. Deine Firma ist erledigt. Deshalb brauchst du dir allerdings keine Sorgen zu machen. Ich denke, du kannst deinen Lebensunterhalt hervorragend als Schauspielerin verdienen. Du bist sehr überzeugend.“ Rafael unterdrückte ein Gähnen und stand auf. „Wir müssen zurück zum Haus, bevor es dunkel wird.“
Die Dunkelheit und die Gefahren, die im Regenwald lauern mochten, waren ihr gleichgültig. In ihrem Unternehmen war irgendetwas schiefgelaufen. Wenn Rafael recht hatte, und daran hegte sie keinerlei Zweifel, waren die Bücher manipuliert worden.
Wie hatte jemand
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