Julia Bestseller Band 142
das tun können? Und wer?
Sobald sie Rafael Cordeiro von ihrer Unschuld überzeugt hatte, würde Grace nach Antworten suchen und sie finden.
Spielte es eine Rolle, was er über sie dachte?
Im Augenblick zählte, dass diese freundlichen Menschen vor ihr sie für schuldig hielten.
Und vielleicht bin ich das in gewisser Weise auch, dachte sie unglücklich.
Sicher, sie hatte das Geld nicht genommen. Trotzdem war es ihre Firma, und Grace hatte nichts bemerkt.
Erschüttert von der Tatsache, dass sie für das Leiden dieser Menschen verantwortlich war, ließ sie sich auf die Knie sinken und ergriff Filomenas Hand.
„Ich werde herausfinden, was passiert ist. Und ich werde Ihnen das Geld bezahlen, das ich Ihnen schulde“, versprach sie. An Rafael gewandt, sagte sie: „Übersetz das für mich.“
Seine Augen blickten kalt. „Ich wecke nicht gern falsche Hoffnungen.“
„Übersetz es für mich!“ Jetzt schienen die Emotionen in ihrer Stimme eine Wirkung zu haben. Nachdem er sie lange gemustert hatte, zuckte er die Schultern und sagte etwas auf Portugiesisch zu der Frau.
Zögernd legte Filomena eine Hand auf Grace’ Schulter und nickte.
„Da hast du es“, fuhr Rafael sie scharf an. „Du hast sie überzeugt, dass du unschuldig bist. Bist du jetzt glücklich?“
Grace stand auf, die Fingernägel gegen die Handflächen gepresst. „Nein, ich bin nicht glücklich. Meinetwegen haben sie gelitten. Jemand missbraucht meine Firma für seine persönlichen Ziele. Café Brazil bedeutet mir etwas. Wir helfen damit Menschen.“
„Da bin ich mir sicher.“ Er lächelte höhnisch. „Du bist eine Heilige, Grace Thacker. Eine Heilige in High Heels.“
Grace rang um Beherrschung. Wie, wie hatte das alles nur passieren können?
Sie hob das Kinn und sah Rafael fest in die Augen. „Nach allem, was du mir erzählt hast, verstehe ich, dass du wütend auf mich bist und den Kredit aus meiner Firma abziehen willst.“
„Gut. Dann müssen wir nicht länger unsere Zeit verschwenden.“
Während sie tief Luft holte, legte Grace ihm eine Hand auf den Arm. „Wenn du dein Geld zurückverlangst, kann ich die Angelegenheit nicht klären und nichts wiedergutmachen. Und das möchte ich aber.“
„Sicher. Es ist bestimmt nicht leicht, mit anzusehen, wie sich ein beachtlicher Teil deines Einkommens in Rauch auflöst.“
„Mein Einkommen ist mir völlig egal. Hier geht es nicht um Geld. Warum glaubst du mir das nicht? Wenn diese Dinge wirklich alle passiert sind, dann ohne mein Wissen.“
Der Ausdruck in seinen Augen wurde so hart wie seine Stimme. „Du bist die Chefin des Unternehmens, du hast Zugang zu den Firmenkonten. Es ist unmöglich, dass du nichts gewusst hast.“
Ist es das? Ist es wirklich unmöglich?
Plötzlich schienen alle Puzzleteilchen an den richtigen Platz zu fallen. Es war möglich. Und sie wusste auch, wie es hatte passieren können.
Entsetzt und voller Panik wollte Grace mit der Wahrheit herausplatzen. Nur der grimmige Zug um Rafaels Mund hielt sie davon ab. Es war zu spät für die Wahrheit. Er hatte sie bereits für schuldig befunden. Sie konnte die Wut in seinen Augen lesen. Mit einem Mal bereute sie zutiefst, ihm gegenüber nicht von Anfang an ehrlich gewesen zu sein.
Dann hätte er jedoch nie in ihre Firma investiert. Wenn er die Wahrheit über sie gekannt hätte, wäre er nicht im Traum auf die Idee gekommen. Wie alle anderen hätte er ihr nichts zugetraut, ihr Vater eingeschlossen.
Und Grace war so daran gewöhnt, ihr Handicap zu überspielen. Die daraus resultierenden Probleme löste sie immer irgendwie.
Deshalb suchte sie nun verzweifelt nach einer anderen Erklärung. Und fand keine.
Grace taumelte und spürte starke männliche Hände auf ihrem Arm, als Rafael sie auf den Stuhl zurückdrängte.
„Setz dich“, sagte er unwirsch. „Und reiß dich zusammen. Zu betrügen birgt immer ein Risiko. Du hast es verdient, ertappt zu werden. Diese Menschen sind völlig unschuldig, aber deine Taten haben sie an den Rand des Ruins gebracht.“
„Wir kaufen den Kaffee von einem Händler, und wir bezahlen einen großzügigen Preis. Er muss die Differenz mit jemandem aus meiner Firma teilen“, wiederholte sie matt.
Verächtlich lächelte er. „Wer mag das wohl sein? Vielleicht die Besitzerin?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nicht mit mir.“ Aber mit wem dann?
Als Erstes musste sie jedes Detail der Bücher prüfen. Nur, wie sollte sie das bewerkstelligen?
Und wem konnte sie noch vertrauen?
Als
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