Julia Bestseller Band 142
ließ. Tränen traten ihr in die Augen, und sie blinzelte sie weg. „Können wir heute Abend nach Brasilien fliegen?“, fragte sie impulsiv und sah dabei zu Luc auf. „Wir drei? Bitte!“
Verblüfft erwiderte er ihren Blick. „Das Schuljahr ist noch nicht zu Ende. Du wolltest doch bis zu den Sommerferien warten. Das waren deine Bedingungen.“
„Ich … ich weiß, was ich gesagt habe“, erwiderte sie stockend. Wieder hob sie die Skizzen auf, und wieder entglitten diese ihren Händen. „Ich habe es mir anders überlegt. Ich möchte, dass wir früher abreisen. So bald wie möglich.“
Wenn sie Rio aus der Schule nahm, konnten sie zur Insel fliegen, und dort wäre er sicher. An einem Ort wie diesem konnte sie ihn beschützen.
Luc betrachtete sie verwirrt. „Warum willst du plötzlich nach Brasilien fliegen?“
Erneut sammelte sie die Zeichnungen ein. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. „Warum musst du immer so viele Fragen stellen?“
„Vielleicht weil du mir keine vernünftigen Antworten gibst“, stieß er hervor. Dann umfasste er ihre Handgelenke und zog sie an sich. „Hör auf damit, die Papiere einzusammeln und wieder fallen zu lassen. Sieh mich an und halt einen Moment still, damit wir reden können.“
„Das geht nicht. Nicht jetzt.“ Niemals. Sie wagte gar nicht daran zu denken, was Rio zustoßen würde, wenn sie Luc alles erzählte. „Außerdem gibt es nichts zu sagen“, flüsterte sie.
Nach einer Weile ließ er sie so abrupt los, dass sie fast das Gleichgewicht verloren hätte. „Gut.“ Sein Tonfall war eisig. „Offenbar war es verrückt von mir, zu glauben, wir könnten eine Beziehung führen. Geh und tu, was du tun musst. Ich fahre in die Firma und komme später wieder, um Rio abzuholen. Und dann wird mein Anwalt sich mit dir in Verbindung setzen, um alles Weitere mit dir zu besprechen. Ich bin jetzt ganz deiner Meinung. Eine Ehe kommt nicht infrage. Ich kann keine Frau heiraten, deren Verhalten ich nicht mehr verstehe.“
Am liebsten hätte sie sich an ihn geschmiegt. Am liebsten hätte sie ihm alles erzählt und es ihm überlassen, die Angelegenheit zu regeln, so wie er es immer tat. Aber sie wagte es nicht.
Also stand sie da und beobachtete unter Tränen, wie er den Raum verließ und dabei wirkte, als würde er nie mehr zurückkommen. Kimberley wollte nur noch weinen, bis sie nichts mehr spürte. Diesen Luxus konnte sie sich allerdings nicht leisten. Sie musste zu Rio. Bevor jemand anders zu ihm gelangte.
Gerade als sie die Schwelle überqueren wollte, klingelte das Telefon wieder.
Diesmal war die Direktorin der Schule am Apparat, die ihr mitteilte, dass Rio verschwunden sei.
Luc ging zu seinem Wagen und versuchte die rasende Eifersucht zu bekämpfen, die ihn zu verzehren drohte. Ihr schuldbewusster Gesichtsausdruck, als Kimberley den Hörer fallen ließ, hatte ganz neue Gefühle in ihm geweckt. Einen verrückten Moment lang war er versucht gewesen, sie sich über die Schulter zu werfen und mitzunehmen, um sie irgendwo einzusperren, wo sie keinen Kontakt zur Außenwelt hatte. Keinen Kontakt mit anderen Männern.
Denn er war sich ganz sicher, dass ein Mann hinter ihrer Geheimnistuerei steckte. Hatte sie ihm nicht mehrfach gesagt, dass in ihrem Leben kein Platz für einen anderen Mann sei? Und hatte er nicht die letzten vier Wochen damit verbracht, ihr zu beweisen, dass sie keinen anderen Mann brauchte ?
Hatte sie deshalb Enthaltsamkeit von ihm verlangt? Weil sie die Nächte mit ihrem Geliebten verbrachte?
Luc fluchte leise und fragte sich, warum er sich zum ersten Mal überhaupt so unsicher fühlte. Er war früher als geplant aus Paris abgereist, weil er sich so nach Kimberley sehnte. Und als er sie dann aschfahl und offensichtlich entsetzt über sein unerwartetes Auftauchen angetroffen hatte, waren seine Träume von einem romantischen Wiedersehen wie eine Seifenblase geplatzt. Der Diamantring, den er so sorgfältig ausgesucht hatte, war immer noch in seiner Tasche und erinnerte ihn auf grausame Weise daran, dass das Leben mit Kimberley immer unerwartete Wendungen nahm. Eigentlich war alles anders als geplant verlaufen.
Da er normalerweise von den Frauen vergöttert wurde, hatte Kimberleys wenig schmeichelhafte Reaktion bei seinem Anblick ihn schockiert. Anderseits hatte er in den vergangenen vier Wochen oft den Eindruck gehabt, dass sie gern mit ihm zusammen war. Offenbar hatte er sich nur etwas vorgemacht.
Was hatte er denn erwartet? Dass sie sich ihm in die
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