Julia Bestseller Band 142
Caroline gedacht und Theater gespielt.
Aber Holly sah das anders. Sie hatte ihren besten Freund geküsst, und plötzlich war alles, was bis jetzt so klar und selbstverständlich gewesen war, durcheinandergeraten.
5. KAPITEL
In einer schlaflosen Nacht war es Holly nicht gelungen, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Wenn sie Mark jetzt gegenübertrat, musste sie ja so tun, als ob sein Kuss ihr nichts bedeute und sich an ihrer Beziehung nichts geändert hätte. Doch so war es nicht und würde es nie wieder sein.
Sie holte tief Luft, stieß die Küchentür auf und schenkte Mark, der am Küchentisch saß und die Zeitung las, ein strahlendes Lächeln.
„Gibt es schon Kaffee?“, fragte sie.
„Guten Morgen!“, begrüßte sie Mark ganz normal.
„Guten Morgen!“ Die Worte blieben ihr fast im Hals stecken, als sie bemerkte, wie gut er aussah in seinem legeren T-Shirt, das seine breiten Schultern betonte.
„Hast du dir für heute schon etwas vorgenommen?“, fragte Mark.
„Daran habe ich noch gar nicht gedacht.“ Wichtig allein war, dass sich der alte Zustand wieder herstellen ließ.
„Vielleicht würdest du gern einen Spaziergang machen? Von hier aus führt ein Küstenpfad zu malerischen Buchten. Wir könnten ein Picknick machen und schwimmen gehen.“
Sie sollte den ganzen Tag mit ihm verbringen?
Es war mehr als deutlich, dass sich für ihn nichts geändert hatte. Aber was hatte sie denn erwartet? Dass er vor ihr niederkniete und ihr gestand, dass er sie schon immer geliebt habe? Lächerlich! Was sollte sie also tun?
„Ich würde gern einen Spaziergang machen“, sagte sie schließlich. „Ich frühstücke schnell, und dann ziehe ich mich um.“
Sie packten einen Imbiss zusammen und machten sich auf den Weg zu einer felsigen Bucht. Mark ging vor, und Holly folgte ihm, in Gedanken versunken. Als der Pfad eine Kurve machte, blieben sie stehen und beobachteten die merkwürdigen Bewegungen zweier Boote in der Bucht.
„Was um Himmels willen tun die da draußen?“ Mark kniff die Augen zusammen und sah, wie beide Boote Anker warfen, wobei aus der Entfernung raues Männerlachen zur Küste drang. „Die Strömungen hier sind tödlich“, sagte Mark. „Hoffentlich kommen sie nicht auf die Idee, ins Wasser zu springen und zu schwimmen, womöglich haben sie auch noch getrunken. Alkohol und Meerwasser sind eine teuflische Kombination.“
„Die Bucht sieht gar nicht gefährlich aus“, meinte Holly.
„Sag das nicht!“ Mark hatte immer noch die beiden Boote im Visier. „Die Strömung ist stark, die Felsen sind bösartig, und das Wasser ist eiskalt.“
„Sollten wir sie warnen?“, fragte Holly.
Mark schüttelte den Kopf. „Technisch machen sie nichts falsch, deswegen geht uns diese Sache nichts an, außerdem sind sie zu weit weg, um uns zu hören.“ Er schaute noch einmal zu den Booten hinüber und zuckte mit den Schultern. „Gehen wir also, ich möchte dir den Ausblick von einer anderen Stelle zeigen! Von dort aus kannst du manchmal Seehunde sehen, die sich in der Sonne aalen.“
Als sie auf dem steilen Hügel ankamen, waren sie beide außer Atem.
„Die Aussicht ist atemberaubend!“ Holly sah über die Bucht und wünschte sich, dass sie sich der männlichen Ausstrahlung ihres Begleiters nicht so sehr bewusst wäre. Er lag mit geschlossenen Augen lang ausgestreckt im Gras, als könnte nichts in der Welt ihn beunruhigen. Bei ihr war das anders. Statt Mark den Freund sah sie jetzt Mark den Mann neben sich, und der war die leibhaftige Verführung. Warum hatte sie das früher nie bemerkt?
Sie blickte mit dem Fernglas über das Meer, und als Mark sie fragte, was sie sehe, sagte sie: „Nichts. Nur See.“
„Nutzlose Frau! Gib mir mal das Glas!“ Er setzte sich auf und nahm das Fernglas entgegen. Dabei streiften seine Finger die ihren, und bei dieser flüchtigen Berührung lief ihr ein heißer Schauer über den Rücken.
Während er den Strand und das Meer nach Robben absuchte, waren Hollys Blicke auf sein Profil gerichtet. Wangen und Kinn waren von dunklen Stoppeln bedeckt. Offensichtlich hatte er sich am Morgen nicht rasiert. Aber gerade dadurch sah er so sexy aus. Endlich konnte sie verstehen, warum so viele Frauen hinter Mark her waren. Hatte sie bisher über diese Frauen gelacht, war sie jetzt selbst auf dem besten Wege, sich in die Schar jener Damen einzureihen.
„Zu dumm, ich kann auch nichts sehen“, brummte Mark. „Es sieht ganz so aus, als hätte ich dich unter Vorspiegelung falscher
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