Julia Bestseller Band 142
„Versuch den anderen Arm, Holly! Schnell!“
Holly nahm sich den anderen Arm vor, drückte und presste ihn, bis Mark eine Vene gefunden hatte. „Ich darf sie auf keinen Fall verlieren“, sagte er. Sie schloss die Finger um den Arm des jungen Mannes und sah zu, wie Mark gegen die Vene schnippte, die Zähne zusammenbiss und es endlich wagte, die Nadel einzuführen. So konzentriert ging er dabei vor, dass sein Gesicht wie eine Maske wirkte. Erleichtert atmeten alle Umstehenden auf, als die Infusion wie geplant zu tropfen begann.
Jetzt wurde es Zeit, den Patienten abzutransportieren. „Achten Sie darauf, dass er flach liegen bleibt!“, sagte Mark. Während er sich mit einem Handtuch abtrocknete, beriet er sich mit der Polizei und den Sanitätern, wie der Transport am besten zu bewerkstelligen sei.
Als sie schließlich die Trage in den wartenden Hubschrauber geschoben hatten und Mark hinter ihm einsteigen wollte, fragte er Holly, ob sie den Weg nach Hause finden würde.
„Natürlich“, antwortete sie lächelnd, obwohl sie am ganzen Körper zitterte. „Wir sehen uns später.“
Alle machten Platz, als der Hubschrauber aufstieg, um den Patienten ins nächste Krankenhaus zu bringen. Danach kamen Polizei und Küstenwacht überein, sich als Nächstes die anderen Jungen auf den Booten vorzunehmen.
„Dazu brauchen wir auch eine Aussage von Ihnen“, wandte sich ein Polizist an Holly. „Es sieht ja so aus, als hätte Dr. Logan die Situation gerettet.“
„Er war ein Held“, sagte einer der umstehenden Männer, und seine Frau nickte.
„Ein Glück, dass er gerade vorbeikam und dass er so fit war. Nicht jeder hätte sich in die Wellen gestürzt und es geschafft, den jungen Mann zu retten.“
Ein Polizist bot Holly an, sie mitzunehmen und sie mit einem warmen Getränk zu stärken, doch Holly lehnte ab.
„Mir geht es gut, und ich habe nur einen kurzen Weg“, sagte sie.
„Dann begleite ich Sie“, bot sich der Polizist an, und das war Holly gar nicht unlieb.
Es war schon dunkel, als Mark nach Hause kam und seine Schlüssel auf den Tisch fallen ließ.
„Holly? Warum sitzt du im Dunkeln? Was ist los? Geht es dir nicht gut?“, fragte er.
„Mir geht es gut“, log sie, denn in Wirklichkeit führte sie einen harten Kampf mit ihren Gefühlen. Sie hatte immer gewusst, dass sie Mark liebte, denn er war ja ihr ältester und liebster Freund. Aber bis zu diesem Nachmittag wusste sie nicht, dass sie ihn so liebte.
„Warum sitzt du dann im Dunkeln?“ Seine sanfte Stimme machte sie schwach. Sie schlang die Arme um ihren schlanken Körper, um sich selbst gegen ihre Empfindungen zu schützen.
„Ich fühle mich immer noch wie gelähmt. Dumm. Ich weiß …“ Sie hoffte, dass er diese Antwort auf den Unglücksfall zurückführte, und das tat er auch.
„Sie glauben, dass er über den Berg ist“, sagte Mark, nachdem er sich neben sie auf das Sofa gesetzt hatte. „Er war ungefähr zehn Minuten im Wasser, es hätte also noch schlimmer kommen können.“
Nur mit Mühe konnte Holly der Versuchung widerstehen, sich in seine Arme zu kuscheln.
„Sie meinen, dass der Junge sich vollkommen erholen wird. Die Geschichte wird also ein glückliches Ende nehmen.“
„Das ist gut.“ Natürlich freute sich Holly für den Jungen, doch jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, sah sie Mark vor sich, wie er sich durch die Wellen kämpfte und sein Leben riskierte für einen Jungen, den er nicht einmal kannte.
Das heutige Geschehen hatte ihr die Augen geöffnet und die Frage ein für alle Mal beantwortet, warum sie sich nie in einen anderen Mann verliebt hatte. Weil sie eben Mark liebte.
Sie liebte Mark, und sie hatte ihn immer geliebt.
6. KAPITEL
„Der Evening Herold ist am Telefon“, meldete Caroline, als sie den Aufenthaltsraum betrat. „Ich habe versucht, ihn abzuwimmeln, aber sie bestehen auf einem Interview.“
„Haben die nichts Wichtigeres zu tun, als eine Story darüber zu schreiben, dass ich an einem Nachmittag im Juni ins Meer hinausgeschwommen bin?“, fragte Mark unwirsch.
„Alle Leute lieben Helden, Mark“, sagte Caroline. „Es ist doch auch schön, wenn man mal etwas Erfreuliches in den Zeitungen lesen kann.“
Als sie mit einem Becher Kaffee in der Hand wieder entschwunden war, fragte Mark: „Bilde ich es mir nur ein, oder hatte sie tatsächlich Make-up aufgetragen?“
„Sie war geschminkt“, antwortete Holly. „Vielleicht wollte sie dir damit eine Freude machen?“
„Bestimmt nicht. Sie sieht
Weitere Kostenlose Bücher