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Julia Bestseller Band 142

Julia Bestseller Band 142

Titel: Julia Bestseller Band 142 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Morgan
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nicht nur das Schwimmen zählt in diesem Fall. Es sind die Strömung und die Kälte. Die Kälte kann tödlich sein.“
    Mit klopfendem Herzen sah sie über die aufgewühlte See. Marks Kopf war kaum zu erkennen, als er mit den Jungen sprach, die über der Reling hingen. Und dann verschwand er unter Wasser.
    Er weiß, was er tut, sagte sich Holly. Und er hängt schließlich immer noch an dem Seil.
    Sie sah, wie Mark an die Oberfläche kam, tief Luft holte und wieder in der Tiefe verschwand.
    Vier Mal wiederholte sich diese Szene. Holly war so aufgeregt, dass sie die Spannung kaum noch ertrug, doch dann kam er wieder an die Oberfläche, dieses Mal mit dem schlaffen Körper des Jungen in den Armen. Ohne eine Pause einzulegen, trat er mit ihm den Rückweg zur Küste an, wobei das zusätzliche Gewicht das Schwimmen erschwerte …
    „Ich frage mich, warum er den Jungen nicht auf das Boot bringt“, sagte der Mann mit dem Seil.
    „Weil er ihn nicht senkrecht nach oben hieven will“, antwortete Holly. „Tauchopfer müssen, wenn möglich, immer in waagerechter Lage gehalten werden.“
    „Und warum?“, wollte der Mann wissen.
    Holly wusste nicht, wie sie das in kurzen Worten erklären sollte. Sie versuchte sich daran zu erinnern, was sie auf der Notfallstation gelernt hatte.
    „Es kann aus den verschiedensten Gründen zu einem dramatischen Abfall des Blutdrucks kommen. Zum Beispiel wenn der Herzmuskel nicht voll arbeitet und dem Jungen in vertikaler Lage nach dem Gesetz der Schwerkraft zu viel Blut in die Beine fließt. Es gibt noch andere Gründe, warum Ertrinkende immer flach liegen müssen, aber die kann ich jetzt nicht alle aufzählen. Sehr wichtig ist es natürlich, den unterkühlten Körper, wenn er erst einmal geborgen ist, warm zu halten.“
    Sie dachte an Marks Erste-Hilfe-Päckchen und hoffte, darin eine sogenannte Weltraumdecke zu finden. Sie hatte Glück. „Der Junge braucht vor allem Wärme“, sagte sie. „Kann jemand von Ihnen wärmende Textilien entbehren, die wir ihm geben können?“
    „Wir haben Handtücher mit“, sagte jemand.
    „Legen Sie alles auf einen Haufen! Je mehr Windschutz- und Regenschutzsachen zusammenkommen, umso besser. Der Junge wird bis auf die Knochen durchgefroren sein.“
    Als Mark sich mit dem Jungen näherte, watete sie ihm entgegen, um ihm zu helfen.
    Mark wischte sich das Wasser aus den Augen. Er sah müde und angestrengt aus. „Als Erstes müssen wir ihn an Land bringen, und zwar liegend. Das ist sehr wichtig.“
    „Ich weiß.“ Zusammen mit den Männern zogen sie den Jungen aus dem Wasser. „Halten Sie ihn flach!“, rief sie den Helfern zu. Sie legten ihn auf einen glatten Felsblock, weit genug weg von den Wellen.
    „Hast du mit dem Rettungsdienst telefoniert?“, fragte Mark.
    Holly nickte. „Küstenschutz und Ambulanz sind auf dem Weg.“
    Mark legte die Finger an den Hals des Jungen und suchte den Pulsschlag. „Komm schon! Komm schon!“, sagte er ungeduldig.
    „Sollten Sie nicht mit der Wiederbelebung beginnen?“, fragte einer der Ausflügler.
    Holly schüttelte den Kopf. „Menschen, die nahe am Ertrinken waren, haben einen sehr schwachen Puls, den man kaum fühlen kann.“ Sie sah auf die Uhr. „Fünfzig Sekunden, Mark“, sagte sie leise.
    „Komm endlich! Gib mir verdammt noch mal einen Puls!“, brummte er frustriert.
    Wieder sah Holly auf die Uhr. „Sechzig Sekunden, Mark. Wir müssten …“
    „Ich habe den Puls!“, rief Mark triumphierend. Er blickte auf, als er den Rotor eines Hubschraubers hörte. „Und wir bekommen Hilfe.“ Er sah in die Runde und fragte einen der Männer: „Können Sie schnell den Pfad hinauflaufen und den Sanitätern sagen, dass wir dringend einen Magenschlauch brauchen und alles Nötige für eine Infusion?“
    Der Mann wiederholte den Auftrag und lief dann in höchster Eile zu dem Hubschrauber, der zur Landung ansetzte.
    Als Nächstes sorgte sich Mark um die Körpertemperatur des Jungen. Zusammen mit Holly wickelte er ihn in die Weltraumdecke, wobei er darauf achtete, dass ein Arm frei blieb, um an eine Vene heranzukommen.
    Inzwischen waren die Sanitäter ans Ufer gelangt, und mit ihnen die Polizei und die Küstenwacht.
    „Dr. Logan!“, rief einer der Sanitäter, der neben dem Patienten kniete. „Ich freue mich, Sie zu sehen. Was brauchen Sie?“
    „Alles für eine Infusion und einen Magenschlauch, damit wir ihm das Wasser aus dem Magen pumpen können.“
    Die Suche nach einer Vene blieb zunächst ohne Erfolg.

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