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Julia Bestseller Band 145

Julia Bestseller Band 145

Titel: Julia Bestseller Band 145 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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dem Polster festzuklammern und auf den Tagesanbruch zu warten.
    Warten und sich fragen, ob es seinem Piloten noch gelungen war, einen Notruf auszusenden.
    Salim sprach ein altes Gebet seines Volkes. Er würde Grace und sich über der Wasseroberfläche halten.
    Und darauf hoffen, dass die Erlösung in Form eines Suchflugzeugs kam und nicht als hungriger Hai.
    „Durstig.“
    Das Wispern war ganz sanft, mehr ein Hauch, der ihn leicht am Ohr streifte. Salim erwachte ruckartig aus seiner Benommenheit.
    „Grace?“
    „Durstig. So durstig …“
    Sie lebte. Beinahe hätte er vor Freude geweint. Sie beide lebten. Sie hatten die Nacht überstanden. Am Horizont zeichnete sich ein Streifen hellen Morgengrauens ab. Es herrschte aber immer noch ein heftiger Wellengang, der sie wie mit Riesenhand nach oben hob, um sie gleich darauf wieder in die Tiefe fallen zu lassen.
    Sein Arm lag nach wie vor fest um Graces Taille.
    „Durstig“, murmelte sie erneut, öffnete die Lippen und wandte ihr Gesicht dem Ozean zu, der immer noch hungrig an ihnen leckte …
    „Nein!“ Er legte eine Hand um ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich herum. „ Habiba , ich weiß, dass du durstig bist, aber du darfst kein Salzwasser trinken.“
    Grace starrte ihn an. Ihr Gesicht war leichenblass, der Bluterguss an ihrer Schläfe leuchtete mittlerweile in einer beängstigenden Mischung aus Schwarz und Blau und schien sich von der Größe her verdoppelt zu haben.
    Und der Blick ihrer Augen wirkte erschreckend leer.
    „Grace?“
    Sie seufzte. Langsam senkten sich die Lider. Schlief sie? Oder war sie bewusstlos?
    Salim fluchte, während die Sonne allmählich aufging. Bald würde sie mit einer Unbarmherzigkeit auf sie herabbrennen, der sie nicht lange standhalten konnten. Ziellos trieben sie dahin. Er starrte in alle Richtungen, konnte aber nichts als endlos weites Meer erkennen.
    Grace schlief. Nach einer Weile tat er es ihr nach.
    Schlagartig wachte er auf.
    Etwas hatte seinen Fuß gestreift.
    Keuchend schob er Grace noch höher auf das Polster, während er panisch mit den Füßen trat und nach unten blickte. Es war keine verräterische Flosse zu sehen …
    Aber die Farbe des Wassers hatte sich verändert, war vom Dunkelblau der Tiefsee zu transparentem Türkis übergegangen.
    Erneut streifte etwas sanft seinen Fuß. Salim blinzelte. Jetzt erkannte er einen Schwarm silberner Fische, der durch ein Korallenriff schwamm. Ihm stockte der Atem. Riffe umgaben Inseln! Außerdem war das Wasser so klar, wie er es nur von den Tropen kannte.
    „Land“, wisperte er.
    Ja! Er konnte es sehen. Weißen Sand. Grüne Palmen.
    „Land“, wiederholte er und lachte vor Freude. „Grace! Habiba . Wir sind gerettet.“
    Eine riesige Welle riss sie zurück. Trotz des Knotens, den er mit seinem Gürtel geknüpft hatte, trieb das Polster davon. Es verschwand in den schäumenden Klauen des Ozeans. Spielte das Meer etwa mit ihnen? Führte es ihnen die Rettung vor Augen, nur um sie im letzten Moment doch zu verschlingen?
    Erneut baute sich eine gigantische Welle auf. Die Welt schien den Atem anzuhalten. Dann, wie mit einem kehligen Brüllen, warf die Welle sie über das Riff hinweg in die Lagune und spülte sie an den warmen, weichen Sandstrand.
    Und dort blieben sie liegen.
    Salim rührte sich lange Zeit nicht.
    Sein Arm ruhte weiterhin fest um Grace. Die ganze rechte Seite tat ihm weh, genau wie unmittelbar nach dem Absturz. Sein Handgelenk blutete, die Haut war aufgeschürft, dort, wo ihm das Polster entrissen worden war.
    Nichts von alledem spielte eine Rolle. Er konnte nur an Grace denken. Abgesehen vom gleichmäßigen Heben und Senken ihrer Brust lag sie völlig bewegungslos da.
    „Grace“, sprach er sie leise an.
    Langsam setzte er sich auf, stöhnte leicht wegen seiner schmerzenden Glieder und versuchte so behutsam wie möglich, Grace nach Wunden abzutasten. Ganz sicher hatte sie Verletzungen, aber er wusste nicht, wie schwerwiegend sie waren oder wo genau sie verletzt war.
    „Es wird alles gut“, versprach er, wobei er mehr zu sich selbst sprach, denn er brauchte den Klang der eigenen Stimme, um sicherzugehen, dass er nicht bereits halluzinierte.
    Warum öffnete Grace nicht die Augen?
    Sie musste leben. Unbedingt! Er könnte es nicht ertragen, wenn sie … wenn sie …
    Nicht, dass sie ihm noch etwas bedeuten würde. Es war eine ganz menschliche Regung, dass er sich wünschte, sie dürfe nicht sterben. Es hatte nichts mit Grace selbst zu tun oder wie sein Leben ohne

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