Julia Bestseller Band 145
erschöpft. „Nun, dann zieh ihn heraus.“
„Erst muss ich einen besseren Blick auf ihn werfen können. Ich glaube, da vorne kommt eine Lichtung. Siehst du? Da fällt Sonnenschein durch die Bäume.“
Sie nickte. „Such mir einen Stock. Ich kann auf einem Bein humpeln, während … hey. Hey! Lass mich runter.“
„Wenn wir auf der Lichtung angekommen sind.“
„Ich kann wunderbar allein laufen.“
„Und dir dabei den Dorn noch tiefer ins Fleisch treiben. Hör auf, dich zu beschweren, habiba , und genieß es, getragen zu werden.“
Wie sollte sie das genießen?
Welche Frau mochte es schon, von einem Mann auf die Arme gehoben und wie eine Kriegsbeute davongetragen zu werden? Besonders von diesem Mann. Der so groß war. So selbstsicher. So arrogant.
So sexy.
Gott, so sexy.
Grace bekam ganz heiße Wangen, wenn sie nur daran dachte, was am Morgen zwischen ihnen geschehen war. In Salims Armen aufzuwachen. Sein Körper dicht an ihrem, die unübersehbare Erektion, die sich gegen ihren Unterleib presste. Sie hatte sich nur deshalb verächtlich darüber geäußert, weil dieser Mann ein wenig von seinem hohen Ross geholt werden musste, aber dieses Gefühl, ihn an sich zu spüren …
Dann hatte er sie geküsst. Sie berührt. Hatte seine Hand in ihr Höschen geschoben, als hätte er jedes Recht der Welt dazu. Andererseits ging er alles auf diese Weise an – als besäße er das Privileg eines Prinzen, sich zu nehmen, wonach auch immer es ihn verlangte.
Das Privileg eines Prinzen. Wieso kamen ihr genau diese Worte in den Sinn?
Es spielte keine Rolle.
Auf ihre Beziehung kam es an.
Hatte er in der Vergangenheit alles mit ihr gemacht, was er wollte? Sie waren keine Fremden, behauptete er, aber er erklärte ihr auch nicht, was das zu bedeuten hatte. Die Art und Weise, wie er sie behandelte, gab ihr keinen wirklichen Aufschluss. Manchmal zeigte er ihr gegenüber eine Leidenschaft, die sie beinahe verbrannte, dann wieder legte er eine Kälte an den Tag, die beängstigend war, und manchmal – so wie jetzt – eine Zärtlichkeit, die umso verführerischer war, weil an seiner Männlichkeit kein Zweifel bestand.
Und was für ein Name war Salim? Kein amerikanischer. Sie kannte zwar ihren eigenen Namen nicht, aber das hieß nicht, dass nicht andere Namen in ihrem Kopf herumschwirrten. John. Arthur. Steven. Alle möglichen Namen, aber Salim …?
„Salim, du musst mir sagen, wer du bist. Wer wir sind. Woher kennen wir uns, und … ohhh!“
Ohhh, in der Tat. Salim blieb abrupt stehen, als sie aus dem Wald traten.
Sie befanden sich auf einer Wiese. Überall um sie herum sattes grünes Gras. Majestätische Banyanbäume schienen geradezu in den Himmel zu wachsen, und etwa fünfzig Meter vor ihnen stürzte ein funkelnder Wasserfall in einen saphirblauen See.
„Halt dich gut fest, habiba “, lachte er und rannte im nächsten Moment auf das atemberaubende Naturschauspiel zu.
Eisige Tropfen legten sich auf ihre Haut, als sie näher kamen. Es war kein Hilton, nicht mal eine einfache Hütte, weder Flugzeug noch Helikopter, doch der Wasserfall sah so spektakulär aus, so wunderschön, dass sie darüber ihre furchtbare Situation für einen Moment vergaßen.
Salim lachte. Grace ebenfalls. Oh, Salim, schwärmte sie, ist es nicht wundervoll?
Das war es. Absolut überwältigend. Er drehte sie so, dass sie ihn anblickte, hielt sie über dem Boden, wirbelte sie im Kreis herum, während sie ihm in die Augen schaute und mit ihm lachte …
Bis ihr Gelächter abrupt abbrach, er eine Hand um ihren Kopf legte und sie hungrig küsste.
Ihre Lippen schmolzen unter seinen dahin. Anders konnte man es nicht ausdrücken. Nicht nur ihre Lippen, alles an ihr schmolz dahin. Sie vergrub die Hände in seinem Haar, öffnete den Mund, berührte ihn mit der Zungenspitze, und als er aufstöhnte und sie noch enger an sich drückte, da glitt sie an seinem Körper herab, immer weiter runter, ihre Brüste, die sich sanft gegen seinen Oberkörper pressten, ihr Bauch gegen seinen …
„Au!“
Ihr leiser Schmerzensschrei holte ihn in die Realität zurück. Ihr Fuß. Der Dorn. Wie hatte er das nur vergessen können?
„Vorsicht“, murmelte er, während er sie zum Seeufer hinübertrug und sie auf einem moosbewachsenen Felsen absetzte. Er kniete sich vor sie, legte sich ihren Fuß übers Bein und beugte sich darüber. Der Dorn war nicht tiefer ins Fleisch gedrungen, sodass es ihm nicht schwerfiel, ihn mit den Fingerspitzen behutsam
Weitere Kostenlose Bücher