JULIA COLLECTION Band 07
gestrampelt hatte, war er fast verrückt geworden. Dass er ihre Decke mit seinen Füßen festgeklemmt hatte, war reiner Selbstschutz gewesen.
Er räusperte sich und freute sich, dass ihr das Brötchen schmeckte. „Gut?“
„Ja, sehr gut. Beste Grüße an den Küchenchef.“
Er lachte. „Es ist eine Fertigpackung. Aber Gabe kann wirklich großartig kochen, wenn er in der Stimmung dazu ist. Normalerweise isst jeder hier nach dem Aufstehen eine Kleinigkeit und frühstückt dann gegen acht in Ceily’s Diner.“
„Wenn alle kochen können, wieso essen sie dann nicht hier?“
Es gefiel ihm, dass sie heute Morgen gesprächiger war und sich offenbar besser fühlte. „Tja, mal überlegen. Gabe fährt in die Stadt, weil er das immer macht. Er treibt sich gewissermaßen dort herum.“
Sie hob die Brauen. „Ständig?“
Er zuckte die Schultern. „So ist Gabe. Er bezeichnet sich selbst als außergewöhnlichen Universalhandwerker. Auf diese Weise hat er stets Geld. Irgendwer ruft ihn immer an, um etwas reparieren zu lassen. Und es gibt fast nichts, was er nicht wieder in Ordnung bringen kann.“ Einschließlich ihres Wagens, obwohl Sawyer ihn noch nicht darum gebeten hatte. „Er hat zu tun, wenn er es will. Wenn er nichts zu tun hat, ist er am See und lümmelt in der Sonne herum.“
Gabe streckte den Kopf zur Tür herein. „Das nehme ich dir übel. Das klingt gerade so, als wäre ich unheimlich faul.“
Wegen ihres Gastes hatte Gabe sich wenigstens eine ausgefranste Jeansshorts angezogen, statt in seiner Unterwäsche herumzulaufen. Sawyer hoffte, dass Jordan und Morgan ebenfalls daran gedacht hatten. Sie hatten alle genug weibliche Gesellschaft, doch nie über Nacht. Daher waren sie es nicht gewohnt, mit einer Frau im Haus aufzuwachen.
Gabe hatte sich noch nicht rasiert. Er trug zwar ein Hemd, doch war seine nackte Brust zu sehen, da er es nicht zugeknöpft hatte. Sawyer runzelte die Stirn über seinen nachlässigen Aufzug. „Du bist faul, Gabe.“
Gabe lächelte Honey zu. „Er ist bloß neidisch, weil er so viel Verantwortung trägt.“ Zu Sawyer gewandt sagte er: „Wenn ich wirklich faul wäre, hätte ich dann vor, heute Morgen das Leck in der Spüle in deiner Praxis zu reparieren?“
Sawyer überlegte, trank einen Schluck Kaffee und nickte dann. „Ja, denn du kannst wegen des Regens ohnehin nicht an den See.“
„Das stimmt nicht. Im Regen kann man am besten angeln.“
Darüber konnte er nicht diskutieren. „Wirst du tatsächlich die Spüle reparieren?“
„Klar.“
Sawyer begann ihm die genaue Stelle des Lecks zu erklären, doch Honey unterbrach ihn. „Wo ist denn die Praxis?“
Gabe deutete mit dem Kopf zum Ende des Flurs. „Im hinteren Teil des Hauses. Er und mein Dad haben sie gebaut, nachdem Sawyer sein Studium beendet hatte.“
Honey legte den letzten Bissen ihres Zimtbrötchens beiseite. „Ihr Dad?“
„Ja, er war nicht beim Militär wie Sawyers Vater. Dafür ist er ein sehr guter Handwerker, wenn auch nicht so gut wie ich.“
Sawyer stand auf und drängte Gabe aus dem Türrahmen. Er registrierte Honeys fragende Miene, aber es war viel zu früh für ihn, um sich auf lange Erklärungen zur Familiengeschichte einzulassen. „Geh und lass meine Patientin in Ruhe ihren Kaffee trinken. Sobald ich geduscht und mich angezogen habe, komme ich in die Praxis.“
„Na schön. Ich suche mein Werkzeug zusammen.“
Sawyer machte die Tür zu und deutete auf den Rest von Honeys Brötchen. „Sind Sie fertig?“
„Oh.“ Sie schaute auf ihren Teller, als hätte sie das Brötchen ganz vergessen. „Ja.“ Sie wischte sich die Finger an der Serviette ab und tupfte sich auch den Mund ab. „Vielen Dank. Das war köstlich. Ich habe gar nicht gemerkt, wie hungrig ich bin.“
Konnte man das als hungrig bezeichnen, wenn jemand nicht einmal ein ganzes Brötchen aß? „Möchten Sie noch Kaffee?“
„Ja, bitte.“
Ihre höfliche, förmliche Art amüsierte ihn. Denn hier lag sie in seinem Bett, nackt bis auf Caseys Sportshirt, und sagte nach jedem Wort Danke. Sie klang noch immer heiser, wirkte jedoch nicht mehr so verängstigt wie gestern Abend. Wahrscheinlich hatte sie ausgiebigen Schlaf am dringendsten gebraucht. Er leerte die Kanne Kaffee in ihre Tasse und meinte: „Ich habe in meiner Praxis eine Ersatzzahnbürste, die ich Ihnen geben kann. Ich würde ja Ihre holen, aber ich weiß nicht, in welchem Karton sie sich befindet.“
„Ich auch nicht.“
„Gut, dann bringe ich Ihnen meine.“ Er
Weitere Kostenlose Bücher