JULIA COLLECTION Band 07
trank seinen Kaffee aus. „Möchten Sie mir nicht verraten, wer Sie sind, bevor ich mich für den Tag fertig mache?“
Sie senkte den Blick. „Ich glaube, es wäre einfacher, wenn ich Sie da nicht mit hineinziehe.“
„Haben Sie kein Vertrauen zu mir?“
„Soll ich einem Mann vertrauen, den ich erst einen Tag kenne?“
„Wieso nicht? Ich habe Ihnen nichts getan, oder?“
„Darum geht es nicht. Es ist nur … ich kann nicht hierbleiben. Ich möchte Sie, Ihren Sohn und Ihre Brüder nicht in Gefahr bringen.“
„Ach, meinen Sie etwa, eine zierliche Frau ist eher in der Lage, sich zu verteidigen, als vier Männer und ein kräftiger Fünfzehnjähriger?“
Sein Spott ärgerte sie. „Ich beabsichtige nicht, in eine körperliche Auseinandersetzung zu geraten.“
„Nein? Wollen Sie einfach weiter vor dem davonlaufen, wovor Sie geflohen sind?“
„Das geht Sie nichts an.“
Sawyer presste die Lippen zusammen. „Mag sein, aber es würde die Dinge viel einfacher machen, wenn Sie mit Ihrer Geheimniskrämerei aufhören würden.“
Plötzlich wirkte sie unsicher. „Ich wollte die Situation nicht kompliziert machen.“
„Das glaube ich Ihnen. Aber früher oder später werden Sie mir einiges erklären müssen.“
Einen Moment lang zögerte sie. Dann holte sie tief Luft. „Nein, das werde ich nicht. Meine Pläne gehen Sie nichts an.“
„Immerhin sind Sie in meinem See gelandet.“
„Und ich habe Ihnen angeboten, für den Schaden aufzukommen.“
„Vergessen Sie den Schaden. Deswegen mache ich mir keine Sorgen.“
„Mehr bin ich Ihnen aber nicht schuldig. Ich habe Sie nicht darum gebeten, mich hierher zu bringen oder mir zu helfen.“
„Ich habe Ihnen trotzdem geholfen.“ Er ging wieder zu ihr. „Kein anständiger Mann hätte eine kranke, verängstigte Frau allein im Gewitter gelassen. Vor allem keine, die Wahnvorstellungen hat.“
„Ich hatte keine …“
„Sie haben meinen Sohn geschlagen und hatten Angst vor mir.“ Er setzte sich zu ihr auf die Bettkante. „Honey, Sie können mir und uns allen hier vertrauen. Und es wäre am besten, wenn Sie mir jetzt erzählen, was los ist, damit ich weiß, was wir zu erwarten haben.“
Ihr Blick wirkte gehetzt. Daher überraschte es ihn nicht, als sie flüsterte: „Ich könnte einfach verschwinden.“
„Nein, das können Sie nicht.“
„Sie dürfen mich nicht gegen meinen Willen hier festhalten.“
„So? Morgan ist der Sheriff, und er hat gehört, was Sie gesagt haben. Er wird Sie zumindest deswegen noch befragen wollen. Ich bin bereit, Ihnen ein wenig Zeit zu geben. Aber bevor Sie mir die Sache nicht erklärt haben, gehen Sie nirgendwohin.“
„Und Sie wollten, dass ich Ihnen vertraue“, murmelte sie.
Er reagierte nicht darauf, sondern ging zur Kommode und nahm eine Shorts aus einer der Schubladen. „Ich muss duschen und mich anziehen, bevor meine Patienten auftauchen. Wieso schlafen Sie nicht noch eine Weile? Vielleicht sieht am Nachmittag alles schon ganz anders aus.“
Sawyer sah im Frisierspiegel, dass sie die Augen demonstrativ geschlossen hatte. Statt noch etwas zu sagen, verließ er das Zimmer und zog leise die Tür hinter sich zu.
Honey schlief den Großteil des Tages hindurch. Sawyer verließ mehrmals seine Praxis und schaute nach ihr. Nachdem Casey seine Aufgaben erledigt hatte, beauftragte Sawyer ihn damit, in ihrer Nähe zu bleiben, falls sie etwas brauchte.
Am späten Nachmittag ging er in ihr Zimmer und trat hinaus auf die Terrasse, wo Casey mit Jordans Katze spielte. „Hat sie die ganze Zeit geschlafen?“
„Wie eine Tote.“ Casey schrie auf, da die Katze seinen Knöchel attackierte. „Ich habe noch nie jemanden so tief und fest schlafen sehen. Einmal ist die Katze ins Zimmer gerannt und auf ihr Bett gesprungen, aber die Frau hat sich nicht gerührt.“
„Ja, sie hat einen tiefen Schlaf. Außerdem war sie sehr erschöpft. Danke, dass du auf sie aufgepasst hast.“
Aus den Augenwinkeln bemerkte Sawyer eine Bewegung und drehte sich um. Honey hatte sich auf den Ellbogen gestützt. Ihre Haare hingen ihr ins Gesicht, und sie blinzelte wegen der Sonne. Den ganzen Tag über hatte es geregnet, und jetzt, wo die Sonne herauskam, war es unerträglich schwül.
Honey sah etwas durcheinander aus, deshalb ging Sawyer sofort zu ihr. Casey und die Katze folgten ihm.
„Hallo, Schlafmütze.“
Honey schaute sich um, als müsste sie erst die Orientierung wiedergewinnen. Die kleine Katze sprang auf das Bett und rollte sich am
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