JULIA COLLECTION Band 07
allem Überfluss war ihr auch noch übel.
Wahrscheinlich hat sie letzte Nacht nur zu viel getrunken, dachte er, während er beobachtete, wie ihre schmalen Schultern sich hoben und senkten. Manche Leute konnten eben nicht mit Alkohol umgehen. Allerdings hatte er sie nichts trinken sehen. Die meiste Zeit über hatte sie nur getanzt und gelacht und ihn mit ihrer sinnlichen Art verrückt gemacht.
Offenbar übergab sie sich jetzt nicht mehr. Sie kniete vor den Büschen und hatte die Arme um sich geschlungen. Vorsichtig näherte Morgan sich ihr. Er wusste nicht, was er tun sollte, nur, dass er etwas tun musste. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt und war zweifellos verlegen. Frauen waren in manchen Dingen eben komisch. Schließlich kniete er sich neben sie. „Soll ich dir etwas zu trinken holen?“
Sie stöhnte und schlang die Arme fester um sich. „Geh einfach weg.“
Morgan zögerte. Dann legte er ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie sanft. Dadurch, dass er sie berührte, fühlte er sich schon besser, ob es ihr nun half oder nicht. „Ich wette, Sawyer kann dir etwas gegen den Kater geben.“
Sie verzog gequält das Gesicht. „Gegen den Kater? Wo ich nicht einen Tropfen getrunken habe?“
Anscheinend hatte er falsch getippt. „Aha, also kein Kater.“
Sie schüttelte den Kopf, wodurch sich weitere Strähnen ihres schwarzen Haars aus dem Gummiband lösten und sich an ihren Wangen kringelten. Einige verfingen sich im Brillengestell. Morgan strich sie behutsam zur Seite. Ohne ihn anzusehen, sagte sie: „Du unterstellst mir immer nur das Schlimmste, nicht wahr?“
Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte.
„Langsam sollte ich mich daran gewöhnen. Männer sind immer so. Ach, verschwinde einfach.“ Sie klang resigniert und zu erschöpft zum Streiten.
Das änderte jedoch nichts an seiner Besorgnis. „Wenn du krank bist …“
Plötzlich ballte sie die Fäuste und zischte: „Verdammt noch mal, wieso kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“
„Meine Mutter würde mir das Fell über die Ohren ziehen, wenn ich eine kranke Frau einfach so …“
„Ich bin nicht krank!“
Ihre Sturheit ärgerte ihn. Trotzdem streichelte er weiter ihre Schulter. „Ach, dann bilde ich mir nur ein, dass du dich übergeben hast? Spiel bloß nicht die Märtyrerin, Malone, denn …“
Wütend sah sie ihn an und schrie förmlich: „Ich bin nicht krank, du Idiot! Ich bin schwanger!“
3. KAPITEL
Misty starrte Morgan an, entsetzt über ihre Worte. Erneut stieg heftige Übelkeit in ihr auf. Sie schlug die Hand vor den Mund und atmete tief durch. Sie hatte gedacht, frische Luft würde helfen, und so war es auch gewesen – bis Morgan aufgetaucht war.
Ihre Miene verdüsterte sich, und sie vergaß ihre Übelkeit. Es war alles seine Schuld. „Ich nehme nicht an, dass du rasch wieder vergisst, was ich gerade gesagt habe, oder?“
Benommen schüttelte er den Kopf. Immerhin machte er mal kein finsteres Gesicht. Dazu war er viel zu verblüfft. „Ah … das ist sehr unwahrscheinlich.“
„Natürlich. Das wäre ja auch zu einfach.“ Am liebsten hätte sie ihm eins auf seinen harten Schädel gegeben. „Wie dem auch sei, es geht dich nichts an. Und wenn du es meiner Schwester sagst, wirst du es bereuen, das schwöre ich dir.“
Morgans Miene hatte sich nicht verändert. Es war eine komische Mischung aus Erstaunen, Verärgerung und Hilflosigkeit. Etwas anderes lag noch darin, das sie nicht definieren konnte. Möglicherweise war es Zorn, aber sie war sich nicht sicher.
Angewidert verdrehte sie die Augen und stand auf. „Es tut mir leid wegen der Büsche. Meinst du, jemand wird es merken?“ Bevor er antworten konnte, fügte sie hinzu: „Aber in gewisser Hinsicht bist du selbst daran schuld. Wenn du mich nicht ständig provoziert hättest … Na ja, das spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Ich fühle mich schon viel besser. Also werde ich mich anziehen und auf den Weg machen. Bitte sprich deinen Brüdern noch einmal meinen Dank aus für alles. Und sag Honey, dass ich mit ihr in Kontakt bleibe.“ Sie war durcheinander, sonst hätte sie nicht so drauflosgeplappert. Am liebsten hätte sie sich die Zunge abgebissen. Sie wollte mehr Kaffee. Und sie wollte weg von Morgan Hudson.
Langsam stand auch er auf und versperrte ihr den Weg. „Moment. Du kannst nicht einfach solche Sachen verkünden und dich dann davonschleichen.“
Sie war zu müde und erschöpft, um sich jetzt noch mit ihm auseinanderzusetzen. „Mich
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