Julia Collection Band 09
schauderte bei dem Gedanken, wie kurz sie davor gewesen war, hinunterzufallen. „Und ich fürchte, meine Landung wäre nicht besonders anmutig gewesen.“
Der Mann hielt sie immer noch fest in den Armen, während er mit ihr ins Hotelzimmer ging und die Balkontür zuschob. „Jetzt sind Sie sicher“, sagte er, und seine Stimme klang plötzlich sehr viel sanfter als noch vor wenigen Momenten.
Anastasia zitterte, aber sie wusste nicht, ob das an seiner aufregenden Baritonstimme lag oder daran, dass ihr kalt war. Und die Tatsache, dass ihr seine beeindruckend muskulösen Arme aufgefallen waren, spielte vielleicht auch eine Rolle. Der Gedanke, dass er unter dem Badetuch wahrscheinlich keinen Faden am Leib trug, ließ sie wieder erschauern.
„Sie sind ja völlig durchgefroren, Kleine“, sagte er und drückte sie an sich.
Diesmal war Anastasia sicher, dass seine Nähe ihr Erschauern auslöste. Ihre Wange lag an seiner warmen, nackten Brust, und seine Hände massierten ihr langsam den Rücken. Welche Frau mit einem Funken Leben in sich würde nicht erzittern?
„Ich danke Ihnen, dass Sie mich hereingelassen haben.“
„Wie lange haben Sie da draußen gestanden?“, fragte er.
„Keine Ahnung.“ Wie lange war sie auf dem Sims gewesen? Es war ihr wie Stunden vorgekommen, aber es konnte nicht mehr als wenige Minuten gewesen sein. „Fünf Minuten, vielleicht zehn.“
Widerwillig befreite sie sich aus seiner Umarmung, aber als sie das Blut auf seiner glatten Brust sah, blickte sie entsetzt auf ihre Handflächen.
„Lassen Sie mich mal sehen“, sagte er und nahm ihre Hände in seine. Er führte sie zum Bett und hielt die Hand unter die Nachttischlampe. „Was ist geschehen?“
„Ich bin gefallen, als ich auf Ihren Balkon kletterte“, antwortete sie schwach. Ihre Knie drohten plötzlich nachzugeben.
„Wie sind Sie bloß da hingekommen?“
„Ich bin den Sims entlanggekrochen.“
Ob es der Gedanke war, wie leicht sie in ihren Tod hätte stürzen können, oder die Nähe dieses faszinierenden Mannes, wusste Anastasia nicht genau, aber wenn sie sich nicht setzte, und zwar sehr bald, würde sie ihm im wahrsten Sinne des Wortes vor die Füße fallen.
Sie ließ sich auf den Bettrand sinken und zog scharf den Atem ein, als ein heftiger Schmerz ihre Schienbeine durchfuhr. „Au!“
Ohne um Erlaubnis zu bitten, schob der Mann ihr den Rock bis über die Knie hoch. „Verdammt noch mal! Sie haben sich die Knie ganz schön aufgeschürft, Kleines.“ Er griff nach der großen rot-schwarzen Sporttasche, die auf dem Bett lag. „Ziehen Sie die Strumpfhose aus.“
Bevor sie ihm sagen konnte, dass sie so etwas ganz bestimmt nicht tun würde, klopfte jemand an die Eingangstür zur Suite. Anastasia zuckte zusammen. „Erwarten Sie jemanden?“, fragte sie.
Er blickte durch die offene Tür des Schlafzimmers in den Salon der Suite. „Nein.“ Dann sah er Anastasia mit einem Grinsen an. „Aber Sie hatte ich ja auch nicht erwartet.“
„Es ist bestimmt Patrick.“ Sie stand hastig auf und sah sich hilflos um. „Er darf mich nicht finden. Ich muss fort.“
Burt Wakefield betrachtete die Frau nachdenklich. Sie benahm sich genauso scheu wie ein junges Fohlen. Wenn er sie nicht beruhigte, würde sie womöglich noch auf den Sims zurückklettern.
„He, machen Sie sich keine Sorgen. Ich weiß zwar nicht, wer Patrick ist und warum Sie versuchen, vor ihm wegzulaufen, aber ich werde Sie nicht verraten.“ Er ging zur Tür. „Bleiben Sie hier. Ich werde den Mann wegschicken, und dann kümmern wir uns um Ihre Kratzer.“
Er zog die Schlafzimmertür fast ganz hinter sich zu und ging durch den Salon. Als er vor der Eingangstür zu seiner Suite ankam, klopfte es wieder, diesmal noch lauter. Burt kniff ein Auge zu und sah durchs Schlüsselloch. Ein Mann im Anzug stand mit geballter Faust vor der Tür.
Ach, zum Teufel, der Typ war ein „Nadelstreifen“. Wenn es etwas gab, das Burt verabscheute, dann waren das Männer in Nadelstreifenanzügen. Man konnte ihnen nicht trauen. Und Burt würde seinen letzten Cent darauf wetten, dass der aalglatte Nadelstreifen vor der Tür der Mann war, dem die Frau in seinem Schlafzimmer aus dem Weg zu gehen versuchte.
Burt taxierte seinen Gegenspieler kritisch. Er war mindestens zehn Zentimeter größer als der Kerl und wog gute fünfzehn Kilo mehr. Und wenn der Widerling nicht gerade den schwarzen Gürtel hatte, würde Burt es jederzeit mit ihm aufnehmen können.
Er setzte eine finstere Miene auf
Weitere Kostenlose Bücher