JULIA COLLECTION Band 10
um mich ins Bett zu bekommen. Du glaubst, du könntest meine Liebe kaufen. Pah! Das Geld für den Klunker hättest du dir sparen können. Das Schlimme ist, dass ich mich längst in dich verliebt habe und heute Nacht ohnehin mit dir schlafen wollte.“
Als er das hörte, war es ihm unmöglich, nicht zu zeigen, wie begeistert er darüber war und dass sich diese Begeisterung gleichzeitig als körperliche Reaktion ausdrückte.
„Meinetwegen steck mir das blöde Ding an den Finger! Und dann bring mich von hier weg und nimm mich endlich. Aber wir wissen beide, dass danach keine Hochzeitsglocken läuten werden. Wenn du hattest, was du willst, wirst du mich genauso fallen lassen wie mein letzter Chef.“
„Da irrst du dich aber!“, beharrte Charles leidenschaftlich, während er ihr den glitzernden Diamantring an den Finger steckte. Und dass sie sich tatsächlich irrte, bewies er ihr dann auch: Vier Wochen späterheirateten sie, ohne dasser sie vorher ein einziges Mal angerührt hätte. Der Kuss, den er ihr nach der schlichten Zeremonie im kleinsten Kreis gab, war der erste richtige überhaupt. Natürlich war es für Charles die reinste Hölle gewesen, sich so lange zu beherrschen. Aber er hatte sich auf sein eigentliches Ziel konzentriert.
Rico nannte es „verrückt“, eine Frau zu heiraten, mit der er vorher nicht einmal intim geworden war. Merkwürdig eigentlich für einen Italiener. Die standen doch auf Jungfrauen, oder? Nicht dass Dominique eine gewesen wäre. Daraus machte sie auch keinen Hehl. Aber sie hatte so etwas rührend Unschuldiges gehabt, als sie in der Hochzeitsnacht mit ihrem cremefarbenen Satinnachthemd im Schlafzimmer erschienen war.
Sie wirkte nervös und war vielleicht auch besorgt, weil sie einen Mann geheiratet hatte, mit dem sie noch nie geschlafen hatte. Schließlich hätte es sich bei ihm auch um den schlechtesten Liebhaber der Welt handeln können! Aber ihre Hochzeitsnacht verlief für sie beide märchenhaft. Als er sah, mit welch ehrfürchtiger Freude seine Braut seine Berührungen genoss, kannte auch Charles’ eigene Leidenschaft keine Grenzen mehr.
Danach, irgendwann im Morgengrauen, lagen sie einander rundum zufrieden in den Armen und Dominique sagte: „Bisher wusste ich ja nicht, was wahre Liebe ist. Aber dich, Charles, liebe ich so sehr, dass ich sterben würde, wenn du mich irgendwann nicht mehr liebtest.“
Ein Ding der Unmöglichkeit, hatte er damals gedacht und war nach wie vor derselben Meinung. Wenn überhaupt, liebte er Dominique inzwischen noch mehr als vorher, und er wäre derjenige, der sterben müsste, sollte sie sich eines Tages von ihm abwenden.
„Ich muss los“, sagte er jetzt liebevoll und fühlte sich ein wenig schuldig, sie alleinzulassen. „Ich will versuchen, nicht so spät nach Hause zu kommen, aber …“
„Ja, ich weiß.“ Sie seufzte. „Rico wird versuchen, dich bis zum Morgengrauen dazubehalten.“ Bei dem Gedanken an Charles’ Trauzeugen biss Dominique unwillkürlich die Zähne zusammen, und das hatte nichts mit Ricos Pokerleidenschaft zu tun.
Von Anfang an hatte Enrico Mandretti keinen Hehl daraus gemacht, dass er Zweifel an ihrer Liebe zu Charles hatte. Das war seinen Blicken eindeutig zu entnehmen gewesen. Bestimmt glaubte er, sie habe es nur auf Charles’ Geld abgesehen, und das Schlimme war: Er hatte recht und auch wieder nicht. Bevor sie Charles kennengelernt hatte, war sie tatsächlich auf der Suche nach einem reichen Mann gewesen – eine junge Frau, die ihr gutes Aussehen und ihren Körper benutzte, um ihr Hauptziel im Leben zu erreichen: sich einen reichen Mann mit einer hervorragenden Krankenversicherung zu angeln, die ihr das Schicksal ihrer Mutter ersparte.
Bestimmt machten reiche Frauen nicht durch, was ihre Mutter auszustehen gehabt hatte. Und falls diese Frauen nicht ohnehin wieder gesund wurden, weil sie in der Lage waren, sich eine kostspielige Behandlung zu leisten, konnten sie zumindest in Würde sterben. Nach dem qualvollen Dahinsiechen ihrer Mutter hatte sich Dominique geschworen, reich zu heiraten. Aber das war nicht so einfach, selbst wenn man so gut aussah wie sie. Wohlhabende Männer heirateten Frauen, die sich in ihren gesellschaftlichen Kreisen bewegten oder mit ihnen arbeiteten: weltgewandte Akademikerinnen.
Unglücklicherweise hatte ihre, Dominiques, Ausbildung sehr zu wünschen übrig gelassen. Oft hatte sie tagelang von der Schule fernbleiben müssen, weil ihre sterbenskranke Mutter ihre Hilfe brauchte. Mit
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